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141 - Dämonenbilder sieht man nicht

141 - Dämonenbilder sieht man nicht

Titel: 141 - Dämonenbilder sieht man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Packpapier und riß es in Streifen ab. Als er sah, was in dem Rahmen zum Vorschein kam, zuckte er flüchtig zusammen.
    „Sie kennen es?" wollte Harry wissen.
    „Ein bekanntes Motiv", erwiderte der Hehler ausweichend.
    „Uns interessiert vor allem sein Wert", bemerkte Toni.
    „Schwer zu sagen. Surrealismus des beginnenden 20. Jahrhunderts. Wenn mich nicht alles täuscht, wurde das Original von dem Belgier Rene Magritte gemalt und trägt den Titel
Reproduktion verboten. "
    „Soll das heißen, daß wir nur eine Kopie haben?" fuhr Harry auf. „Wie wollen Sie das überhaupt in der Kürze erkennen?"
    „Ich weiß nicht, wo das Original hängt."
    „Das ist kein Grund."
    „Gut, dreitausend für den ganzen Plunder, und ihr seht mich nie wieder."
    „Das ist lachhaft", fuhr Toni auf.
    „Dann macht ein Gegenangebot. Aber nur, weil Frank euer Komplize war."
    „Fünfzehn Mille", sagte Toni.
    „Fünfzehn …?" Der Hehler nahm das Bild, ging damit zum Fenster und zog den Vorhang zur Seite. „Dann will ich euch etwas zeigen. Seht her!" Er hielt das Bild so, daß seine Oberfläche das Licht reflektierte. Risse, die zum überwiegenden Teil die grobe Leinenstruktur des Untergrunds wiedergaben, überzogen das Gemälde dicht an dicht. Die meisten davon waren weit dünner als ein' Haar und wurden erst durch die Helligkeit sichtbar.
    „Das Bild ist wirklich eine Kopie, mehr nicht." Der Hehler deutete auf eine Ecke, wo die Farbe leicht abgeplatzt war. Darunter kam ein dunkles Rot zum Vorschein. „Irgend etwas wurde hier übermalt. Vielleicht ein mißglückter Versuch."
    „Kann man feststellen, was das andere darstellt?" fragte Harry.
    „Nur wenn ich die obere Schicht zerstöre. Sicher, es gibt subtilere Möglichkeiten - aber nicht bei einem gestohlenen Bild."
    „Versuchen Sie es", sagte Toni.
    Mit der Spitze seines Taschenmessers begann der Hehler, die obere Farbschicht vorsichtig abzuheben. Anfangs ging es ziemlich schwer, und er mußte auch den Messerrücken zu Hilfe nehmen und schaben, doch dann begannen größere Flächen abzuplatzen.
    Der Antiquitätenhändler schien alles um sich her vergessen zu haben. Nach etwa einer Stunde hatte er gut die Hälfte des ursprünglichen Bildes freigelegt. Bei der fast nur in Pastelltönen gehaltenen Darstellung schien es sich um das Innere eines Tempels zu handeln. Einige Säulen des klassisch-griechischen Baustils deuteten zumindest darauf hin.
    Dann kamen kräftigere Farbtöne. Nach noch einmal zwanzig Minuten war es geschafft.
    Der Hehler hielt das Bild mit ausgestreckten Armen von sich.
    „Ich kann es nicht einordnen", gestand er. „Weder die Art der Ausführung noch der Pinselstrich deuten auf einen bekannten Künstler hin. Trotzdem hat es etwas an sich, als würde es leben."
    Das Bild stellte ein Opferritual dar. Im Hintergrund, vom Widerschein brennender Kerzen der Finsternis entrissen, erhob sich das Standbild einer vielarmigen Göttin. Zu beiden Seiten knieten vermummte Gestalten; die Kapuzen ihrer Umhänge hatten sie sich tief ins Gesicht gezogen, und nur ihre katzenhaft glühenden Augen waren zu erkennen.
    Der unbekannte Maler hatte mit ungelenkem, die Konturen verwischendem Schwung gearbeitet.
    Nur das Hauptthema, das die linke Bildhälfte einnahm, war detailliert herausgearbeitet, und jede Einzelheit wirkte absolut lebensecht.
    Abstoßende, gräßliche Fratzen waren reliefartig aus dem marmornen Altarblock herausgemeißelt, auf dem eine nackte männliche Gestalt lag. Vor ihr, die Arme beschwörend erhoben und die Finger zu Krallen gebogen, stand ein häßliches Geschöpf, halb Mensch, halb Dämon. Sein blanker Schädel reflektierte das Licht der unzähligen Kerzenflammen. Der Blick seiner Froschaugen war auf zwei Menhire gerichtet, die an ihrem oberen Ende jeweils sieben napfartige Vertiefungen aufwiesen. „Hundert Mark", sagte der Hehler. „Mehr ist der gruselige Schinken nicht wert."
    „Das ist ein Butterbrot", widersprach Toni aufgebracht.
    „Ich muß es nicht nehmen."
    „Und das andere? Der Schmuck und alles?"
    „Zwei Mille."
    „Ich glaub', ich hör' nicht recht."
    „Junge, ich habe Auslagen. Außerdem die Fahrt zu euch und das Risiko."
    „Wenigstens viertausend", sagte Harry.
    „Zwei. Mein letztes Angebot. Wenn ihr das Geschäft nicht machen wollt, ist das eure Sache." Der Hehler wandte sich zum Gehen.
    „Dreitausend", versuchte Toni, einen Kompromiß zu erzielen.
    „Zwei. Ich sagte es bereits."
    „Also gut." Toni seufzte ergeben. „Aber sofort und in

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