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141 - Dämonenbilder sieht man nicht

141 - Dämonenbilder sieht man nicht

Titel: 141 - Dämonenbilder sieht man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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ihrer Melodie. Ungezählte Kerzen verbreiteten einen rastlosen Schein. Die Schatten, die sie warfen, entwickelten allen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen zum Trotz ein erschreckendes Eigenleben. Burian konnte ihre Berührung spüren - sie waren wie ein flüchtiger Windhauch, die Seelen Verstorbener, die ein unbarmherziges Schicksal in diesem Tempel gefangenhielt. Ruckartig riß Burian sich die Gemme vom Hals und hielt sie sichtbar vor sich. Seine Lippen murmelten Beschwörungen und Geisterformeln.
    Von allen Seiten sprangen sie ihn an: Alptraumgestalten, Zerrbilder seiner eigenen Phantasie, Wirklichkeit geworden in einem verwirrenden Reigen, der ihn mitriß, schneller und immer schneller, bis alles um ihn herum in einem Meer aus Finsternis versank, nur noch unterbrochen von schier ohrenbetäubendem Kreischen, Schreien und Fauchen. Ein Hexensabbat konnte nicht schlimmer sein. Wie ein Besessener schlug Burian um sich.
    Dann, von einem Augenblick zum anderen, war alles vorbei.
    Er lag auf dem kalten, rauhen Boden. Jede Faser seines Körpers schmerzte. Mühsam stemmte er sich hoch. Die Gemme hatte er verloren. Als er sie wiederfand, war sie nichts als ein bis zur Unkenntlichkeit zerschmolzenes Stück Schlacke.
    Der Gesang war lauter geworden. Burian glaubte zu spüren, daß selbst die Luft zu vibrieren begann. Hallende Gongschläge leiteten den Beginn einer Zeremonie ein. Burian brauchte sich keinen Mutmaßungen hinzugeben, denn im gleichen Moment zerriß der magische Schleier, der den Opferstein und die sieben Menhire bislang vor seinen Blicken verborgen hatte.
    „Luguri", entfuhr es dem Bayern ungewollt. Das Vorhandensein der mit jeweils sieben Vertiefungen versehenen Blutsteine verriet ihm genug.
    „Du hast lange gebraucht, um das herauszufinden", erklang es spöttisch aus der Höhe. Die steinerne Göttin, gut sieben Meter groß, hielt eine ihrer Hände flach ausgestreckt. Der Fürst der Finsternis thronte auf der Handfläche. Sein breites Grinsen, das seine beiden Zähne offenbarte, war eine einzige spöttische Grimasse.
    „Endlich habe ich einen Weg gefunden, mich des lästigen Geschmeißes zu entledigen." Dröhnend hallte seine Stimme durch das Rund des Tempels. „Die Stunden der Dämonenkiller sind gezählt. Und du, Burian, wirst mir dabei helfen."
    „Niemals, Luguri, lieber sterbe ich."
    Eine flüchtige Handbewegung des Dämons ließ den Gesang verstummen.
    „Du wirst sterben", rief er. „Aber anders, als du es dir jemals vorgestellt hast."
    Lautlos setzten die Vermummten sich in Bewegung. Sie kamen von drei Seiten, ließen Burian nur die Möglichkeit, zum Opferstein auszuweichen. Er hätte sich für seinen Leichtsinn ohrfeigen können. Wenn er wenigstens eine Pistole mit Pyrophoritkugeln eingesteckt hätte. Die Geschosse, die sich zu flammenden Dämonenbannern entfalteten, hätten jetzt seine Rettung sein können.
    Schritt für Schritt mußte er zurückweichen. Er gab sich keinen Illusionen hin, was geschehen würde, sobald er den Altar erreichte. Luguri hatte sein teuflisches Wesen längst unter Beweis gestellt. Daß er inzwischen gezwungen war, um seine Position als Oberhaupt der Schwarzen Familie zu kämpfen, die er vor nicht allzu langer Zeit noch wie selbstverständlich eingenommen hatte, machte ihn nur noch gefährlicher.
    Es bereitete ihm sichtlich Vergnügen, sein Opfer zu hetzen.
    Siedendheiß durchfuhr es Burian, als er die offenstehende Pforte entdeckte. Ohne zu zögern, warf er sich herum. Aber auch von dort kamen Vermummte. Sie hatten ihn eingekreist, ließen ihm keine Wahl. Im Moment fühlte er sich wie ein Schaf, das selbst zur Schlachtbank ging.
    Doch so leicht würde er Luguri den Triumph nicht machen. Mit einem gellenden Aufschrei riß er eine der großen Kerzen samt dem eisernen Ständer an sich. Die Flamme flackerte bedrohlich, brannte aber weiter. Schwarzes Wachs verspritzte. Er nahm die Kerze wie einen Spieß in beide Hände und rammte sie in die Phalanx der Vermummten.
    Das grobe Leinen der Kutten fing Feuer. Im Nu loderten grelle Flammen auf, begleitet von dem schaurigen Heulen der Angreifer, deren Vormarsch ins Stocken geriet. Das Feuer schreckte sie zumindest ab.
    Nur Luguris Stimme übertönte den anschwellenden Lärm. Die Kerze schmolz in Burians Händen. Aber das flüssige Wachs tropfte nicht zu Boden. Im Gegenteil. Plötzlich war Burian nicht einmal mehr in der Lage, die Finger zu bewegen. Und je länger das Wachs an ihm klebte, desto weiter schritt die Lähmung

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