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141 - Dämonenbilder sieht man nicht

141 - Dämonenbilder sieht man nicht

Titel: 141 - Dämonenbilder sieht man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Blut wich schlagartig aus seinem Gesicht.
    Die Gestalt, die zum Greifen nahe vor ihm stand, war kein Mensch. Eher eine zu neuem Leben erwachte Mumie - ein Wesen, dessen Schädel deutliche Spuren der Verwesung zeigte. Schleim bedeckte die rissige, teils aufgeplatzte Haut, durch die die Knochen hindurchschimmerten. Tief lagen die blicklosen, glasigen Augen in ihren Höhlen. Blut sickerte aus den auf gequollenen Tränensäcken hervor am Nasenbein entlang, dessen Knorpelfortsatz ebenso wie das Fleisch fehlte.
    „Weg!" krächzte der Beamte. „Verschwinde!" Dabei vollführte er mit beiden Händen Bewegungen, als wolle er einen Schwarm Stechmücken verscheuchen.
    Da war es wieder, das raschelnde Geräusch, als der Untote einen weiteren Schritt auf ihn zu machte. Ein ekelerregender Gestank breitete sich aus.
    „Was… was willst du von mir?" Der Beamte brachte nur noch ein heiseres Krächzen hervor. Er fiel fast vom Stuhl, als er zurückwich, mußte sich am Schreibtisch festhalten und spürte gleich darauf die harte Barriere der verglasten Schaltertheke hinter sich. Zum erstenmal in seinem Leben verwünschte er die Tatsache, daß niemand kam. Irgendwie hatte er das Gefühl, daß er nur dann aus diesem schrecklichen Alptraum aufwachen würde.
    Knochige Hände berührten ihn, tasteten nach seinem Hals. Der Beamte wollte schreien, er konnte es nicht. Seine Kehle war zugeschnürt, wild und unregelmäßig pochte sein Herz, und das von seinem Magen ausgehende drängende Würgen ließ ihn kaum noch Luft bekommen.
    Als die Totenfinger seinen Hals erreichten, zerbrach etwas in ihm. Gurgelnd rutschte er an der Theke entlang zu Boden, wo er verrenkt liegenblieb.
    Er sah, daß das gräßliche Geschöpf beinahe fluchtartig vor ihm zurückwich, doch er nahm es nicht bewußt wahr. Sein Blick war unstet geworden, und aus seinem Mund kam nur mehr ein unverständliches Lallen.
    Der Untote ergriff den Notizzettel und das Formular und war gleich darauf verschwunden.
    Als er wenige Minuten später eine Putzfrau den halb unter seinem Schreibtisch liegenden Beamten fand, war er schon nicht mehr ansprechbar. Sein Blick war starr geradeaus gerichtet und durch nichts zu beeinflussen. Er jammerte leise vor sich hin und faßte sich abwechselnd mit beiden Händen an den Hals.
    Unschwer war zu erkennen, daß sein Geist sich verwirrt hatte.

    Burian Wagner hatte vergeblich auf das Erscheinen eines dämonischen Geschöpfs gewartet. Hinterher war er ärgerlich auf sich selbst, daß er sich auf diese Weise fast die halbe Nacht um die Ohren geschlagen hatte.
    Er ließ sich Zeit mit der Morgentoilette und ging zum Speisesaal, als die meisten anderen Bewohner der Pension ihr Frühstück schon hinter sich hatten. Der nach Osten gelegene Raum war in gleißendes Sonnenlicht getaucht; der Tag versprach schön zu werden. Doch Burian hatte sich angewöhnt, den Tag nicht vor dem Abend zu loben, oder noch besser, nicht vor Mitternacht.
    „It's a beautiful day, isn't it?" Ein englisches Ehepaar, an der Kleidung leicht als Touristen zu erkennen, lächelte ihm zu. Aber Burian stand der Sinn nicht nach Konversation. Mochten sie von ihm denken, was sie wollten, er setzte sich zwei Tische entfernt.
    Das Frühstück war mehr als reichlich. Burian probierte von allem: hausgemachter Preßsack, frische Bauernbutter, Holzofenbrot und Käse. Lustlos rührte er in seinem Tee herum, obwohl er ihn ohne Zucker trank. Ein Sud aus Brennesselblättern oder ein Aufguß von Schafgarbe und Johanniskraut wäre ihm lieber gewesen. Was er früher seinen Patienten zur Stärkung der Nerven oder für vielerlei Wehwehchen empfohlen hatte, das praktizierte er selbstverständlich auch selbst.
    Die Engländer saßen noch immer da, als Burian endlich den Speisesaal verließ. „Bye", murmelte er ihnen zu und trat auf die Straße hinaus. Trotz des wolkenlos klaren Himmels wehte ein frischer Wind. Es war längst nicht so warm, wie es den Anschein hatte.
    Burian war sich über seine Absichten noch nicht völlig im klaren. Zunächst würde er Elsbeths Mutter aufsuchen, alles Weitere ergab sich dann wahrscheinlich von selbst. Er wollte endlich Gewißheit, was denn eigentlich geschehen war.
    „He, alter Kurpfuscher, du hast dich lange nicht mehr blicken lassen."
    Burian zuckte zusammen. Kurpfuscher hatte ihn immer nur einer genannt. Ohne sich umzuwenden, sagte er: „Und du scheinst dich nicht ein bißchen zu deinem Vorteil verändert zu haben, Hans." „Weshalb sollte ich?" Lachend streckte Hans

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