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141 - Das trockene Meer

141 - Das trockene Meer

Titel: 141 - Das trockene Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Kampfgefährten den Namen des Gasthauses, in dem er wohnte, dann beendete er das Gespräch und schlief weiter.
    Als er erwachte, glaubte er die Augen gerade erst zugemacht zuhaben, doch seine Uhr sagte ihm, dass es Zeit war, sich ein Frühstück einzuverleiben.
    In der Gaststube herrschte schon Betrieb. Black nahm an einem gedeckten Tisch Platz. Kurz darauf rauschte eine junge Frau in der Kleidung einer Magd herein und stürzte sich auf den Wirt, den sie gut zu kennen schien, da er sie umarmte und an sich drückte. Black hörte Urlas Namen. Dann lief die Magd die Treppe hinauf. Als Black sein Frühstück verzehrte und Kafi trank, kehrte sie zurück und verließ das Gasthaus.
    Eine Viertelstunde später kam Urla herunter. Sie war etwas blass, wirkte tatterig und trug Satteltaschen über der linken Schulter. Ihr Blick sagte: Ja, der Voydka… Erspar dir jeden Kommentar.
    Black unterdrückte ein Grinsen. Er stellte sich vor, wie Urlas Schädel dröhnte, und sofort tat sie ihm Leid. Er begrüßte sie höflich und bot ihr einen Platz an. Bevor sie sich setzte, schaute sie sich argwöhnisch um. »Ich habe keine guten Nachrichten, Black.«
    »Hat es mit deinem Besuch zu tun?« Black deutete mit dem Kinn zur Tür, durch die die Magd verschwunden war.
    »Du hast sie gesehen?« Urla nickte. »Pavla ist die Schwester des Wirtes. Sie arbeitet im Haus meiner Gnädigen. Wir haben ein vertrautes Verhältnis.« Sie räusperte sich. »Leider müssen wir unseren Plan ändern.«
    »In welcher Hinsicht?« Black schaute Urla fragend an.
    »Wir fahren nicht erst morgen den Kolyma hinauf, sondern sofort.« Sie biss sich verlegen auf die Unterlippe.
    Black dachte an Hacker. »Hättest du was dagegen, mir den Grund zu sagen?«
    »Die Gnädige hat so entschieden.«
    Black sah ihr an, dass sie log. Er sah aber auch, dass sie es ungern tat. Wenn sie ihm den Grund nicht nennen wollte, war das ihre Sache. Immerhin hatte sie die Verfügungsgewalt über das Schiff, das ihn schneller an den Kratersee bringen konnte als jedes andere Transportmittel.
    »Na schön, an mir soll’s nicht liegen.« Er dachte erneut an Hacker und unterdrückte einen Fluch. Er musste ihn benachrichtigen. »Ich hole mein Gepäck.«
    In seinem Zimmer aktivierte er das ISS-Funkgerät, aber natürlich war die Raumstation gerade wieder da, wo er sie nicht brauchen konnte. Es gab keine Verbindung. Und er konnte auch keine Nachricht hinterlassen, die dann automatisch abgestrahlt wurde; das funktionierte nur, wenn die ISS in Reichweite und der Empfänger der Botschaft unter dem Horizont war.
    Black packte knurrig seine Sachen und ging wieder nach unten. Urla erwartete ihn ungeduldig. Black beglich seine Zeche und sie marschierten ins Freie und eilten durch schief gepflasterte Gassen zur Kaimauer. Unterwegs fiel sein Blick, als er über den Himmel schweifte, auf einen silberfarbenen Ballon, an dem ein geflochtener Korb hing. Er schwebte über der See, und ein Mann, der in dem Korb stand, schaute in die Tiefe und winkte jemandem zu, den Black nicht sehenkonnte.
    »Kapitän Pofski«, sagte Urla kurz angebunden, als sie seinen neugierigen Blick bemerkte. »Er ist entweder ein Genie oder wahnsinnig. Jedenfalls trachtet er danach, mit diesem Ding den Luftraum zu erobern.«
    Als sie zwei Drittel des Weges zurückgelegt hatten, fing es leise an zu regnen. An der Reling des Raddampfers lümmelten sich zwei bärtige Matrosen in blauweiß gestreiften Hemden und bliesen aus Maiskolbenpfeifen blaugraue Wölkchen in die Luft.
    »Ahoi!« Urla winkte ihnen zu und ging über eine schmale Planke an Bord. »Wo ist Käpt’n Abram? Ich muss ihn sofort sprechen.« Sie schaute sich rauflustig um, und ein Matrose ging ihr zum Ruderhaus voran.
    Black nutzte die Zeit, in der er allein war, um nach dem Ballon auszuschauen, der nun, wohl wegen des Regens, rasch der Erde entgegen sank und hinter den Häusern verschwand.
    Dann begutachtete er den Dampfer. Er war etwa dreißig Meter lang und schien ein Frachter zu sein. Das Deck war, vermutlich wegen des wechselhaften Wetters, überdacht. Black unternahm einen zweiten Versuch, Hacker zu erreichen. Diesmal hatte er Glück.
    »Schlechte Nachrichten, Mr. Hacker. Ich kann nicht auf Sie warten.«
    Der Schwarze fluchte, dann besann er sich, dass Mr. Black, als er die Running Men angeführt hatte, stets großen Wert auf Disziplin, gutes Benehmen und grammatikalisch einwandfreie Kommunikation gelegt hatte. »Tschuldigung, ist mir so rausgerutscht.«
    Black brachte ihn

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