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141 - Das trockene Meer

141 - Das trockene Meer

Titel: 141 - Das trockene Meer
Autoren: Ronald M. Hahn
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gefesselt war, trieb ihm Schweißtropfen auf die Stirn. Alles wirkte eigenartig verzerrt.
    Da war ein Licht, doch es war grau und unwirklich.
    Vermummte Gestalten beugten sich über ihn, und irgendwo in der Ferne sang Mr. Hacker mit hypnotisch klingender Stimme:
    »Son, don’t be home too late.. . Try to get back by eight… Son, wait till the break of day… You know how time fades away…«
    ***
    Der nächste Morgen zog dunstig herauf, und nach wenigen hundert Metern Fußmarsch stellte Black fest, dass er bei einer Steilklippe gelandet war. Er schob sich bäuchlings bis an deren Rand und sah hinab.
    Über dem Kratersee wogte eine Schicht, die weißer war als Watte. Sie verhüllte einen Teil der nahen Insel Rula. Black hob das Binocular, das jetzt an einem Lederband vor seiner Brust baumelte, und warf einen Blick auf das Gewaber, das die Insel einhüllte. Es war so dicht, das er kaum etwas von der Vegetation sah.
    Unter den ersten Sonnenstrahlen lichtete sich der Dunst, und sein Blick fiel auf eine deichartige Konstruktion, die vom Festlandufer bis zu der Insel zu reichen schien.
    Was, um alles in der Welt, ist das?
    Er hob den Feldstecher. Das deichartige Ding aus verschorftem Lavagestein schwang sich in einem Bogen tatsächlich bis nach Rula hinüber. Dann wurde die Sicht noch klarer und er stellte fest, dass es sich auch hinter der Insel fortsetzte – als wollte es den Kratersee vom Pazifik trennen. Es war gigantisch, auch wenn es von hier oben nicht den Anschein hatte.
    Ka-patsch! Eine Wasserfontäne spritzte auf. Black zuckte zurück. Sekunden später brach eine Kreatur aus dem See hervor. Blacks Herz pochte heftig. Im ersten Moment glaubte er eine Riesenschlange zu sehen: Das Ding war grau, quallig und von enormen Ausmaßen. Es schwang seinen langen Rumpf über die Deichmauer.
    Wenn man es genau betrachtete, bestand es eigentlich nur aus dem Rumpf und einem Maul, das sich in diesem Moment öffnete und eine nicht enden wollende Wasserfontäne über den Deich schickte. Weiter hinten durchbrach ein zweites Lebewesen – Black nahm an, dass es eins war – den Wasserspiegel und ging prustend und grunzend der gleichen Tätigkeit nach.
    Lebendige Schläuche, zuckte es durch Blacks Hirn. Wie viele gibt es von diesen Biestern? Was tun sie da? Die wollen doch wohl nicht den Kratersee leer pumpen?!
    Eine Sekunde später fiel ihm auf, dass genau dies Zweck der Übung war: Der Wasserspiegel des Kratersees lag deutlich niedriger als der des Pazifik! Das aber bedeutete…
    ... dass die Daa’muren diesen Wall auf der gesamten Länge zwischen Rula, Kore und dem Festland aufgeworfen haben müssen! Unmöglich...!
    Er war aufs Höchste alarmiert und schaute aufgeregt den quallenartigen Viechern zu, die Unmengen von Wasser aus dem See in den Pazifik pumpten. Er dachte an die Beschreibung der Wechselwesen, die die Japaner zur Evakuierung ihrer Bunker gezwungen hatten. Waren das dieselben Geschöpfe, von denen Matthew Drax gesprochen hatte?
    Und hatte er nicht auch davon berichtet, dass Feuerdrachen den Meeresgrund bei Kore aufgebrochen hatten? War so dieser Deich entstanden? Das erkaltete Lavagestein legte es nahe.
    Die Daa’muren hatten den See also tatsächlich vom Pazifik abgetrennt und legten ihn trocken. Doch zu welchem Zweck?
    Black ließ den Feldstecher sinken. Er hatte keine Ahnung, was seine Entdeckung bedeutete, aber er war sich ziemlich sicher, dass das, was er sah, nur die Vorstufe zu einem noch größeren Projekt war; zu einem Projekt, von dem die zivilisierte Welt unbedingt erfahren musste!
    Er aktivierte sein Funkgerät. Die ISS stand günstig; er erwischte den OvD der Londoner Community und meldete mit knappen Worten seine Sichtung. Der Mann am anderen Ende der Leitung schnappte hörbar nach Luft. »Herr im Himmel! Was hat das zu bedeuten?«
    »Ich habe keine Ahnung«, erwiderte Black, »aber ich wette, unsere ungebetenen Untermieter planen eine neue Schweinerei.«
    »Ich bin ganz Ihrer Meinung, Sir. Ich werde die Meldung sofort weitergeben.« Der OvD beendete die Verbindung, und Black beschloss, die Gunst der Stunde zu nutzen, um eine neue mit Mr. Hacker aufzutun. Doch sein alter Kampfgefährte meldete sich auch diesmal nicht, und das machte ihm Sorgen.
    Irgendwas ist mit ihm passiert, dachte er finster. Er packte seinen Kram zusammen.
    Sein Auftrag war erledigt. Nun musste er schleunigst zurück, um festzustellen, was mit Hacker los war. Der Junge hielt sich in einem Teil der Welt auf, der ihm fremd war. Er
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