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141 - Das trockene Meer

141 - Das trockene Meer

Titel: 141 - Das trockene Meer
Autoren: Ronald M. Hahn
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altes Leder.
    Er lag auf dem Bauch, auf hartem Gestein. Seine rechte Hand ruhte in Höhe seines Gürtels. Darüber drückte irgendwas gegen ihn, genau dort, wo seine Rippen zusammenwuchsen.
    Vermutlich ein Stein.
    Black öffnete vorsichtig ein Auge. Neben ihm kniete eine gedrungene, bärtige, verhutzelt wirkende Gestalt. Sie war nicht größer als ein zehnjähriger Junge, doch zweifellos erwachsen.
    Der Unbekannte betastete Blacks Halsschlagader, als wolle er sich überzeugen, dass er noch lebte. Dabei sprach er mit jemandem, der sich außerhalb seines Blickfelds befand. Black sah festes Schuhwerk, Schnallen, Riemen, einen Lederharnisch und hier und da Fetzen aus Gerulfell.
    Ein Narod’kratow. Haupt- und Barthaar des Mannes waren zu Zöpfen geflochten. Zwei Zähne, die über seine Unterlippe ragten, erinnerten an Hauer. Black war diesen Gesellen schon begegnet. Die Daa’muren, ihre Erschaffer, hatten menschliche Gene mit denen von Bären gekreuzt, wobei das Wachstumsgen offenbar einen Schaden davongetragen hatte.
    Der Maulwurfsmensch stand auf.
    Bewaffnung? Black ging das Risiko ein, den Kopf ein Stück zur Seite zu drehen, um mehr zu sehen. Sie waren zu dritt und sahen sich ähnlich. An ihren Gurten hingen Dolche; bei einem von ihnen eine kleine Armbrust. Sie wirkten aufgeregt und fuchtelten mit kurzen Schwertern herum.
    Welche Chancen habe ich gegen drei? Die kleinen Kerle waren Bergleute, keine Krieger. Eigentlich waren sie weniger Bergleute als Sklavenhalter. In ihren Minen und Hütten hatten sie Gefangene für sich schuften lassen. Black wunderte sich, dass sie noch lebten, denn nach dem Fiasko, dass das Mutantenheer bei Moskau erlebt hatte, waren die Daa’muren dazu übergegangen, die Restbevölkerung des Seeufers an ihre heranwachsende Brut zu verfüttern.
    Wieder die heiseren, aufgeregten Stimmen. Was redeten sie?
    Black zog den Bauch ein und schob die Hand, auf der er lag, an den Translator heran. Klick.
    Schon hörte er, was seine Häscher redeten.
    Glücklicherweise dämpfte sein Körper die Stimme aus dem Lautsprecher so sehr, dass sie es nicht mitbekamen. »… doch nicht bei diesem Wetter!« Der Maulwurfsmensch, der ihn untersucht hatte, schüttelte sich heftig.
    »Du weißt, dass wir jedes ungewöhnliche Ereignis sofort melden müssen, wenn wir nicht im Topf landen wollen, Morx«, erwiderte der zweite. Der Dritte grunzte unbehaglich. »Der Lin ist vermutlich am Deich«, raunte der Zweite und deutete auf den Grottenausgang. »Der Regen wird ihm nicht gefallen; ich wette, er ist gleich hier.«
    »Ihr feigen Memmen«, schnaubte Morx und reckte seine meterhohe Gestalt. »Eure Speichelleckerei ist widerlich – einfach widerlich! Wo ist der Mut unseres Volkes geblieben, auf den wir früher so stolz waren?« Er schwenkte seine kurze Klinge. »Habe ich euch nicht immer wieder gepredigt, dass wir außer den Ketten der Sklaverei nichts zu verlieren haben, Orkai?« Er deutete ins Freie. »Auch wenn wir nur noch Wenige sind: Wenn wir die Freiheit zurückerlangen wollen, müssen wir die Herren bekämpfen, statt den Rücken vor ihnen krumm zu machen!«
    Black horchte auf. Ihm fiel seine selige Schulzeit im Techno-Bunker ein; besonders die Fächer Unamerikanische Umtriebe und Blödsinnige ausländische Ideologien.
    »Dass wir nur Wenige sind, ist leicht untertrieben«, sagte Orkai betrübt. »Wir sind nur noch drei!«
    »Ja, drei Sklaven!«, fauchte Morx. »Dazu verdammt, den Herren die Stiefel zu lecken, die unsere Freunde und Familien umgebracht haben!« Er stieß einen Fluch aus, den der überforderte Translator als »Meine Großmutter hat ein Fahrrad!« übersetzte. »Ja, wir sind nur drei – aber wer sagt uns, dass anderswo nicht noch ein paar von uns überlebt haben, die sich nun verstecken und ebenso nach Freiheit sehnen wie wir? Statt sie zu suchen, um ein neues Volk zu begründen, hocken wir hier herum, tragen diesem Reptil seinen Kram hinterher und halten es bei Laune!« Morx drehte sich um und deutete auf Black, der sofort wieder die Augen schloss und den Ohnmächtigen mimte. »Dabei gibt es ganz offensichtlich auch andere, die so denken wie wir: Schaut euch diesen Menschen an! Er ist gut genährt, gut bewaffnet und gut ausgerüstet!«
    »Was willst du damit sagen, Morx?«, fragte der dritte Maulwurfsmensch, dessen Namen noch nicht gefallen warf. Er klang aber sehr neugierig.
    »Was ich damit sagen will? Ist es denn nicht offenkundig?«
    Morx holte tief Luft. »Ich will damit sagen, dass anderswo
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