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1411 - Vampirehre

1411 - Vampirehre

Titel: 1411 - Vampirehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gelang.
    Bei ihren Bewegungen sah ich einige Male ihr Gesicht und schaute auch gegen den offenen Mund. Sie war eine Blutssaugerin, auch wenn ihr noch keine Zähne gewachsen waren. Ich erkannte es an ihrem leeren Blick und der fahlen Haut.
    Aus einem Zimmer, dessen Tür nicht geschlossen war, hörte ich Justines Stimme. »Da, schau dir das Fenster an, Jane. Eine meiner Freundinnen habe ich hinausgeworfen.«
    »Und die beiden anderen flüchteten durch die Haustür.«
    »Genau, meine Liebe, die Jagd beginnt wieder von vorn. Aber ich werde sie mir holen, das schwöre ich dir.«
    Beide kehrten in den Flur zurück. Jane hatte ihre Waffe weggesteckt, aber sie trug ein Kissen.
    »Was willst du damit?«
    »Wir nehmen es als Schalldämpfer, John. Beide wissen wir schließlich, was zu tun ist.«
    Ja, das wussten wir. Das Ehepaar Calham zählte nicht mehr zu den Menschen, auch wenn ihnen noch keine Zähne gewachsen waren. Das würde bald geschehen, und sie würden sich auch auf die Suche nach Blut machen. Damit das nicht eintrat, mussten wir sie erlösen.
    »Sag was, John.«
    Ich nickte, schaute aber zu Justine Cavallo hin, die sich wohl zu fühlen schien, denn sie lehnte locker an der Wand und hielt ihre Arme lässig vor der Brust verschränkt.
    »Ich werde nicht schießen«, murmelte ich. »Ich nehme das Kreuz.«
    »Okay.«
    Es war alles andere als eine Aufgabe, die mir Spaß machte. Aber ich musste sie durchziehen, um Menschenleben zu retten. Dabei spielte auch Sympathie keine Rolle, denn Luke Calham war uns wirklich sympathisch gewesen.
    Die Frau nahm ich mir zuerst vor. Den Gedanken, hier den Henker zu spielen, musste ich aus meinem Kopf vertreiben. Es gab nur diese Möglichkeit.
    Mrs. Calham hatte sich zur Seite gerollt. Sie wollte die Wand als Stütze benutzen, um in die Höhe zu gelangen. Dabei hielt sie den Kopf gedreht und schaute mich an.
    Das war kein menschlicher Blick mehr. Die Augen enthielten eine Leere, wie man sie nur von Toten her kennt.
    Sie griff nach mir, aber sie fasste ins Leere, weil ich weit genug wegstand. Kurz danach hielt ich mein Kreuz in der Hand. Schon als sie einen ersten Blick darauf warf, zuckte sie in die Höhe und riss dabei ihr Maul noch weiter auf.
    »Tut mir Leid«, sagte ich.
    Das Kreuz berührte ihren Kopf. Der Schrei. Das Zischen, der Geruch nach verbranntem Fleisch.
    Dann fiel sie zurück.
    Auf dem Rücken blieb sie liegen, und diesmal war sie endgültig erlöst. Das Kreuz hatte seinen Abdruck auf ihrer Stirn hinterlassen.
    Rötlich braun auf heller Haut.
    Mir stand noch eine weitere Aufgabe bevor. Sie zu erfüllen, fiel mir noch weniger leicht. Ich hatte den Kollegen zwar nur kurze Zeit gekannt, aber er war doch ein netter Kerl gewesen, und das kann ich nicht von jedem Menschen behaupten.
    »Übe weiter, John. Du wirst in dieser Nacht sicherlich noch auf einige unserer Freunde treffen.«
    »Halt dein Maul!«
    Die blonde Bestie lachte. »Nervös?«
    »Nein, aber deinetwegen passiert das alles hier.«
    »Ich glaube, da irrst du dich, mein Freund. Ja, du bist einem Irrtum erlegen.«
    »Wieso?«
    »Später.«
    Ich glaubte ihr sogar. Zunächst mal musste sich mich mit dem Vampir beschäftigen, der gar nicht so aussah wie ein Blutsauger, weil ihm noch immer die entsprechenden Merkmale fehlten.
    Calham war nicht gekippt. Er saß, aber er hatte eine schräge Haltung eingenommen. Ich erwischte wieder einen Blick in sein Gesicht und sah die Leere in den Augen.
    »Okay«, flüsterte ich ihm zu, »ich hätte es gern anders gehabt.«
    Kurze Zeit später zuckte seine Gestalt. Da hatte sie Kontakt mit dem Kreuz bekommen. Diesmal hörten wir keinen Schrei, nur das Zischen, und wir nahmen auch den Geruch wahr.
    »Das war gut, John. Damit hast du ihnen schon einen Teil der Schau gestohlen.«
    Auf Justines Lob konnte ich verzichten, ich wollte aber wissen, welche Schau sie meinte.
    »Ihr wisst wenig, nicht?«
    »Das gebe ich zu.«
    »Okay.« Sie nickte. »Hier haben wir die richtige Umgebung. Ich denke, dass wir uns mal zusammensetzen und reden sollten, bevor wir an die eigentlichen Aufgaben gehen…«
    ***
    Wir waren nicht in der ersten Etage geblieben, sondern nach unten in den Wohnraum gegangen.
    Das Geschehen ging mir verdammt nahe. Den Mann und die Frau zu töten, das war schon hammerhart gewesen, auch wenn es nicht durch eine brutale Gewalt geschehen war. Es ist ja sehr einfach, das Kreuz einzusetzen, und doch bleibt immer etwas zurück, besonders dann, wenn man den Menschen gekannt

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