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1414

1414

Titel: 1414 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schläpfer
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Tessiner.»
    Die vierjährige Lehre zum Automechaniker machte er mit Blick auf die Rega. Nochmals drei Jahre, und er war Luftfahrzeugmechaniker. Eines Tages half er dem überlasteten Einkäufer, der Pedrinis Talent schnell erkannte. «Ich bin einer, der immer alles dokumentiert, der sich auch gern um alles kümmert.» Neugierig auf die Bürowelt, hängte er den Overall weg. Die Bestellungen, noch handschriftlich vorbereitet, spedierte die Sekretärin per Telex oder Brief in die USA. Man orientierte sich mittels Handkartei – «oder wusste, wo die Ware war».
    Drei Generationen Pedrini bei der Rega! Dass ihm sein Sohn Gianni eins zu eins nacheifert, beunruhigt Alessandro Pedrini ein bisschen, freut ihn auch. «Er lernt Automechatroniker in derselben Garage, in der ich die Stifti machte. Und was will er werden? Helikoptermechaniker – absolut freiwillig.» Ein Spezialist also, und just diese tun dem Einkäufer leid. Der Beruf des Mechanikers habe sich enorm verändert. Gesunder Menschenverstand sei zwar eine heikle Sache, aber er bleibe immer öfter auf der Strecke.
    «Ein Beispiel: Im Blech des Helikopters ist ein Riss – das ist normal, die Maschine vibriert, irgendwann reisst es, kein Helikopter, wo nichts reisst. Früher hätte man das abgebohrt oder ein Blech darüber montiert, dafür hat man ja schliesslich jahrelang gelernt. Heute sagt der Hersteller, wie der Schaden zu reparieren ist, und genau so müssen wir es machen, auch wenn uns klar ist: Es wird nicht funktionieren. Nach meinem bescheidenen Empfinden ist die Fliegerei völlig überreguliert. Gäbe es eine neue Eiszeit und die Rega würde nach einer Million Jahre wieder ausgegraben, zerbräche man sich den Kopf über der Frage, wozu diese Papierfabrik so viele Flugzeuge benötigt hat. Zugegeben, denkt man intensiv darüber nach, macht es schon Sinn. Es gibt auf dieser Welt offensichtlich überall Betrüger. Leute, die einem abgestürzten Flieger Teile entnehmen, sie neu lackieren und verkaufen. Diese werden in einen anderen Flieger wieder eingebaut. Es gibt Fluggesellschaften, die schreiben die Kosten für die Wartung ab, betreiben aber keine, weil sie das Geld nicht haben oder mehr Geld wollen.» Typisch, findet Pedrini, über Gesetze etwas korrigieren zu wollen, was eine Charakterfrage ist, was sich nur über die Gesinnung der Menschen ändern liesse. «Gesetze bringen nichts, das erleben wir doch täglich. Wer hält sich schon an Geschwindigkeitsbeschränkungen!»
    Alessandro Pedrini hat die Entwicklung von der «Pfaditruppe» zur professionellen Rega erlebt. «Damals warteten wir alle darauf, dass wir secklen durften.» Er hat auch verschiedene Chefs erlebt. «Hans-Peter Kurz, 26 Jahre Geschäftsführer, ein Fachspezialist, eine eindrückliche, charismatische Person mit unglaublichem Gedächtnis. Ein Begehren, eine Anregung schmetterte er mit bernerischem ‹Nei, nei, nei› ab. Hatte man zwingende Argumente, wechselte das Nein zum Ja. Schwierig, es richtig zu machen. Aber weil er so viel wusste und konnte, wollte man ihm zeigen: Ich kann es auch.» Spezialisten à la Kurz brauche es heute nicht mehr. Ernst Kohler habe einen Kulturwechsel zugunsten der zweiten Führungsebene gebracht, zugunsten grösserer Eigenständigkeit. Qualifikation sei heute entscheidend. «Kaum eine Charge, die man einfach so machen kann. Unser Servicemann im Hangar, Pius Arnold, putzt nicht einfach Flieger, er hat klare Vorschriften, wie so eine Maschine zu reinigen ist. Ein tipptopp ausgebildeter Mann.»
    Tipptopp ausgebildet ist auch der Chefeinkäufer. Mehr noch. Unendlich interessiert, eignete er sich ausserhalb seiner Fachkenntnisse ein breites Wissen an – lesend, zuhörend, beobachtend. Wer immer im Hause Rega etwas wissen will, sucht Pedrini auf – auch «Sandipedia» genannt. Am Wochenende ist die Küche sein Reich. Lehrt seine Tochter, die Pfadiführerin, Spaghettisauce kochen in grossen Mengen. Rüstet am liebsten Gemüse: «Gemüse klein zu schneiden, geniesse ich total.»
    In den nächsten Tagen wird er seine neue Ducati einweihen. Keine kleine Sache. Enduro ist er gefahren, eine Art Geländerallye von sechs bis acht Stunden. «In der Schweiz unmöglich, auch die Meisterschaften finden in Frankreich statt.» Heute engagiert er sich in einem Kart-Team, in dem sein Göttibub fährt – und das als Schweizer Meister 2010 am Weltfinal teilnahm.
    Seine Narben sind unübersehbar. «Töfffahrergeschenke», Skiunfälle. Schweizer Meister im Rega-Transport? Die Rega

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