1414
Interverbandes für Rettungswesen. Seit 1990 gibt es die Vereinigung Schweizer Notärzte (VSN), 1995 umbenannt in Schweizerische Gesellschaft für Notfallund Rettungsmedizin (SGNOR).
Wir sitzen und reden in Walter Stünzis Haus hoch über Horgen mit Blick auf den See. «Was fährt da für ein Schiff? Noch nie gesehen! Bitte entschuldigen Sie.» Walter Stünzi zückt den Feldstecher. Ein tätiger Mensch. Bücher mag er nicht lesen (ausser Romane von Martin Suter), ihm fehlt die Ausdauer. Mit sechzig liess er sich pensionieren. So war es abgemacht mit seiner Frau. Sie hatten Pläne: Reisen, Velotouren, Bergwandern, Fliegen, Malen, Musizieren.
Er spielt Zugposaune und Tuba in der Harmoniemusik Helvetia. Am Tag vor unserem Gespräch war Sechseläuten. «Ein Sauchrampf, morgens um zehn hier weg, nachts um zwei wieder zu Hause. Dreizehn Kilos auf der Achsel. Hier, im ‹Tages-Anzeiger›, der Stünzi mit Sousafon.»
Sein Vater spielte als erster Geiger in einem sinfonischen Orchester – «ein Bauer!». Und Grossvater war ein «Unternehmer-Bauer» von enormer Offenheit, sass in Verwaltungsräten, begründete die Fähre Meilen–Horgen mit. «Hier oben, wo Dow Chemical steht, weidete unser Vieh. Elf Hektaren, fünfzehn Kühe, das Gut war nicht überlebensfähig. Als Vater 1959 das Land verkaufte, konnte er mit dem Erlös grad dieses Haus bauen, in dem ich nun wohne.»
An den Wänden Walter Stünzis Malerei. Landschaften, «Schönenberg im Winter». Fliegende Tiere. «Keine Nachtfluglizenz» zum Beispiel. Er lacht: «Der Fledermaus ist es egal.» Die Hausgans wiederum «verzichtet aufs Fliegen und wartet auf Martini…». Er selber fliegt einen Doppeldecker, Jahrgang 1943. «Das Heckradflugzeug steht in Altenrhein im Museum. Einfach zu bedienen: kein Fahrwerk zum Einziehen, keine Landeklappen, keine Hydraulik. Man kann alles machen mit ihm – Loopings, das mögen die Passagiere.»
Die Rega ruft Walter Stünzi bei Bedarf. Der Allrounder als fixer Troubleshooter. An Kongressen in Japan und Moskau hat er das Auswahlverfahren für den neuen Helikopter Agusta Da Vinci vorgestellt, weil der zuständige Projektleiter aus medizinischen Gründen nicht so lange fliegen durfte. «Gar nicht einfach, einen technischen Vortrag auf Englisch zu halten, den man nicht selber geschrieben hat.»
Walter Stünzi schreibt gern, zum Beispiel die historischen Beiträge fürs Gönnermagazin «1414». Seit Jahren konzipiert er auch die Doppelseite in der Heftmitte, skizziert dem Grafiker seine Vorstellung. Wie navigiert ein Helikopter? Welche Aufgaben hat die Feuerwehr bei einem Verkehrsunfall? Wie hilft die Rega bei einem Notfall im Ausland? «Eine komplexe Sache veranschaulichen, verdichten, das macht mir Freude.»
Walter Stünzi, 1949 in Horgen (ZH) geboren und aufgewachsen. 1970 bis 1994 Militärpilot, Kommandant einer Hunterstaffel. 1975 bis 1980 Studium Jurisprudenz an der Universität Zürich. Zwei Jahre Bezirksgericht Winterthur, vier Jahre Kantonspolizei Zürich (Kriminalpolizei). Rega: Kommunikationschef 1987 bis 2009.
«Ich wollte immer
eine bessere Welt schaffen»
Ariane Güngerich, Mediensprecherin
Ariane Güngerich, Organisationstalent
mit sozialer Ader
«Das Mitglied des Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe (SKH), das in Japan erkrankt war, ist in Zürich eingetroffen. Der Jet der Rega landete um 17.20 Uhr. Der Mann wurde in ein Spital transportiert, wie Rega-Sprecherin Ariane Güngerich sagte. (…) Seine gesundheitlichen Probleme stünden nicht in Zusammenhang mit der Tsunami-Katastrophe.» (Meldung der Schweizerischen Depeschenagentur vom Montag, 21. März 2011)
Wir treffen uns am 22. März. Ariane Güngerich hat zwei Wochen Pikettdienst. Am ersten Samstag startete das Hilfskorps nach Japan, eine Woche später kam es zurück. «Die Rega ist Teil der Rettungskette Schweiz, oft fliegt als Erstes ein Rega-Jet zur Erkundung ins Katastrophengebiet.» In solchen Situationen ist die Mediensprecherin im Element. Ein Organisationstalent. «Kommt es wirklich drauf an, werde ich ruhig, das war schon als Krankenschwester so.»
Gestern kam sie sehr früh und ging sehr spät. Für ein Mittagessen reichte es nicht. Im Fall des kranken Korpsmitglieds klärte sie ab, wer ein Interview geben könnte. «Wir coachen auch, stehen daneben, geben selber Auskunft. Eine Fernsehkamera allerdings stresst auch mich ein wenig.»
Es gibt kompliziertere Dinge. Etwa wenn die deutsche «Bild»-Zeitung meldet, eine SMS erhalten zu haben, die
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