1414
vor allem in Afrika; die Rega hat er nie benötigt.
Alle paar Jahre misst sich die Rega an internationalen Symposien. 2011 fand der «Airmed World Congress» in Brighton statt, 2008 in Prag. Dort stand ein neuer Airbus des tschechischen Präsidenten. «Was sahen wir? Wir sind besser ausgerüstet. Die einheimische Flugrettungsorganisation darf die Maschine nur nutzen, wenn sie das Staatsoberhaupt nicht braucht.»
Albert Keller , 1941 in eine Bauernfamilie geboren, aufgewachsen mit fünf Geschwistern in Volken (ZH) und Rüdlingen (SH). Er studierte Volks- und Betriebswirtschaft an der HSG, engagierte sich bei der Schweizerischen Bankgesellschaft (SBG) Zürich, betreute internationale Firmenkunden und leitete 1978 bis 1982 eine SBG-Tochter in New York. Weitere Stationen: Credit Suisse, Geschäftsleitungsmitglied Schweizerische Volksbank und Berner Kantonalbank bis zur Pensionierung 2001. Er ist verheiratet und hat eine Tochter und einen Sohn. Seit 1990 Stiftungsrat der Rega, 2002 bis 2011 als Präsident.
Gerettete
«Mir war schrecklich kalt»
Corina Meyer, Verbrennungsopfer
Corina Meyer, Primarschülerin, mit neun von heissem Öl verbrannt
Corina: Heute Morgen, als Möti meine Narben salbte, stand der Mond noch über dem Hangendgletscherhorn, das schon zur Hälfte von der Sonne beleuchtet war. Ich zeige Ihnen das Foto.
Mathematik und Sport sind meine Lieblingsfächer. Ich turne, seit ich sechs bin, am liebsten Reck, Boden und Ringe. Seckle mag ich, Skifahren, auch Volleyball. Ich spiele Altflöte im Schulorchester – und Klavier seit Februar. Wollen Sie die «Ballade für Adeline» hören?
Ich will Ärztin studieren, der Wunsch war schon im Kindergarten da. Ich helfe gern. Auch medizinisch helfen zu können, interessiert mich. Wenn es nicht klappt mit dem Gymer, lerne ich Hochbauzeichnerin. Manchmal zeichne ich Bilder aus der Zeitung ab, Kirchen und alte Häuser.
Der Unfall passierte vor drei Jahren. Die Koffer waren gepackt für die Reise nach Italien. Am Abend vorher gab es ein kleines Grillfest auf der Terrasse. Die Grosseltern waren da und mein Gotti. Der Ätti bat mich, das Salz zu holen für die Pommes frites. Ich machte einen Misstritt, wollte mich am Tischchen mit der Fritteuse abstützen, fiel – da kippte die Fritteuse mitsamt dem heissen Öl. Vater stellte mich in den Kleidern unter die kalte Dusche. Mutter telefonierte dem Hausarzt. Drei Minuten später war er da, alarmierte die Rega, wickelte mich in ein nasses Leintuch, brachte mich in die Praxis, gab mir ein Schmerzmittel und machte eine Infusion.
Der Heli landete neben der Arztpraxis. Man packte mich in eine Art Folie. Erst wollten sie ins Berner Inselspital, entschieden sich dann für Zürich. Ich sagte dem Arzt, mir sei schrecklich kalt. «Schau einfach in die Sonne», riet er, «dann wird dir wieder warm.» Die Sonne schien wirklich schön in den Heli. 22 Minuten später landeten wir im Kinderspital. Es waren viele Frauen da, die nasse, kalte Tücher auf mich legten. Ich hatte keine Schmerzen und schlief meistens. Um elf Uhr nachts wurde ich operiert.
Die Verbrennungen an Rücken, Bein, Arm, Bauch waren schliesslich weniger schlimm als befürchtet. Anfangs hatte ich alle zwei Tage eine kleine Operation beim Verbandwechsel. Für zwei grössere Operationen wurde Kopfhaut transplantiert. Dort auf der Kommode liegt meine Spitalkette. Ich bekam jeden Tag eine Perle – an Operationstagen eine spezielle. Ich kann in ein paar Jahren entscheiden, ob ich weitere Korrekturen, ob ich schöner aussehen will. Man kann ja heute aus eigenen Zellen Haut züchten.
Ätti und Möti lebten zwei Monate im Kinderspital. Ich hatte Privatunterricht, weil ich nicht aufstehen konnte. Cristina Monticelli von der Rega besuchte mich ein paar Mal, schenkte mir einen Heli und den Bären-Piloten. Schulfreundinnen kamen mit ihren Eltern. Die ganze Klasse schrieb mir, sie vermissten mich.
Ich konnte nach dem langen Liegen nicht einfach aufstehen und rumlaufen, die Beine mussten sich erst gewöhnen. In der Physiotherapie übte ich, meinen Arm zu bewegen: heben, anziehen, strecken – die verbrannten Stellen dehnen. Priska Glarner, eine Superleiterin, machte im Geräteturnen ein Aufbautraining mit mir. Ich turnte halt wieder in der Kategorie 2, wie Nadine, meine jüngere Schwester. Doch im August darf ich an einen K3-Wettkampf. Im Januar war ich noch einmal drei Wochen im Spital. Sie haben die Haut geschliffen. Es braucht Geduld mit diesen Verletzungen. Verändert hat
Weitere Kostenlose Bücher