1415 - Letzte Station Hölle
geholt. Ich wollte, dass er die Ghouls mit Hilfe der Dämonenpeitsche aus dem Weg räumte. Alles andere konnten wir vergessen. Das hätte zu viel Lärm verursacht, abgesehen von meinem Kreuz, aber ich wollte es nicht in diese widerliche Schleimmasse drücken.
Ghouls sind wegen ihrer unförmigen Gestalt oft langsam und kaum beweglich. Das erlebten wir hier ebenfalls. Sie hatten den Gang noch nicht hinter sich gelassen, sonst hätten wir sie schon am Ende der Treppe entdecken müssen. Dass sich die beiden abartigen Kreaturen zurückgezogen hatten, daran glaube ich nicht.
Und so war es auch.
Beim ersten Blick in den Flur sahen wir beide, und Suko hielt unwillkürlich den Atem an.
»Meine Güte, was ist das denn?«
»Mallmanns Freunde.«
Zwei Lichtstrahlen stachen jetzt in den düsteren Flur. In ihrem Zentrum sahen wir die beiden Wesen, die sich trotz der unterschiedlichen Köpfe glichen. Es gab so gut wie keinen Körper, dafür die beiden kleinen Beine, auf denen sich die gefräßigen Köpfe abstützen konnten. In ihnen musste alles vorhanden sein, was ein Ghoul zu seiner Verdauung benötigte, bis er letztendlich die Reste seiner Opfer – die blanken Knochen – ausspeien konnte.
Sie wollten uns. Sie glotzten uns an. Sie zeigten keine Furcht vor dem Licht. Sie schickten uns dabei einen Gestank entgegen, der uns die Luft anhalten ließ.
Ich sprach sehr schmallippig und flüsterte Suko zu: »Weißt du jetzt, warum ich wollte, dass die Peitsche bereit ist?«
»Klar.«
Er zog sie aus dem Gürtel. Sie würde keinen Lärm verursachen, wenn er die Ghouls angriff. Aber in den Riemen existierte eine Kraft, die von einem mächtigen Dämon stammte. Bei ihr konnte man wirklich von einer zerstörerischen Macht sprechen, die alle dämonischen Wesen vernichtete, die in ihren Weg gerieten.
»Was ist mit deinem Kreuz, John?«
»Ich halte es als Rückendeckung bereit.«
»Klar.«
Mehr sagte Suko nicht. Er wartete nicht, bis er erste Ghoul in unsere unmittelbare Nähe gekommen war. Er wollte es so schnell wie möglich hinter sich bringen und ging ihm entgegen.
Es war der Ghoul mit dem blutverschmierten Gesicht, den Suko sich zuerst vornehmen wollte. Ich hoffte auf ein geräuschloses Sterben. Keiner sollte hören, was hier ablief.
Mein Freund bewegte sich locker und ging dabei sehr langsam.
Die Peitsche hielt er in der rechten Hand. Bei jedem Schritt wippten die drei Riemen auf und nieder, als freuten sie sich darauf, bald ein Ziel zu bekommen.
Suko schaute genau hin. Er musste eine bestimmte Schlagdistanz erreichen. Erst dann konnte er die Gestalt vernichten.
Der ›Kopf‹ richtete sich auf. Er spürte jetzt die Nähe eines Menschen. Dessen warmes Fleisch musste ihn wahnsinnig machen. Er wollte morden, um dann zu fressen.
Sein Maul öffnete sich, und Suko hielt für einen Moment die Hand vor sein Gesicht. Er wehrte damit keinen normalen Angriff ab. Dafür die Dunstwolke, die auch ich wenig später wahrnahm.
Suko ließ sich nicht beirren. Er war nahe genug an das riesige Maul herangekommen und schlug blitzschnell zu. Bei dieser Masse musste man einfach treffen, und die drei Riemen der Peitsche klatschten gegen die Masse des weichen Schädels.
Das Maul wurde an beiden Lippen getroffen. Und Suko schlug noch ein zweites Mal zu.
Diesmal traf er höher. Die Nase und auch ein Auge wurden in Mitleidenschaft gezogen. Das Auge zerplatzte regelrecht. Wie eine überreife Tomate, die gegen die Wand geworfen wurde.
Das Klatschen klang wie Musik in meinen Ohren. Ich wusste, dass dieser extreme Ghoul keine Chance mehr hatte, am Leben zu bleiben. Er würde vergehen, austrocknen, von innen kristallisieren, sodass man seine Reste zerhämmern oder zertreten konnte.
Durch die beiden Schläge war das Untier sechs Mal getroffen worden. Die Riemen hatten in seiner weichen Haut tiefe Furchen hinterlassen und die Kreatur noch mehr verunstaltet. In den Furchen oder Rinnen sammelte sich der ekelhaft stinkende Schleim, der aus dem Innern nach draußen getrieben wurde.
Es dampfte nicht, auch wenn es uns so vorkam, weil sich der Gestank noch mehr verstärkte.
Der Ghoul zuckte. Die Beine oder Stängel konnten ihn nicht mehr halten. Er klatschte auf den Boden und bildete unter sich eine breite Schleimschicht.
Der Kopf verlor an Kraft und Halt. Wir schauten im Licht unserer Lampen zu, wie er zusammensackte. Es knirschte nicht, er breitete sich nur aus, und sein Schleim verdoppelte sich.
Auf dem Gang bildete er bereits eine stinkende Lache,
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