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1416 - Das Gebot der Götter

Titel: 1416 - Das Gebot der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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mit Geduld. Er wiederholte seine Worte mehrmals und lauschte dann, daß der Bekassu ihm eine Antwort gab. „Niemals!" Nudalgo richtete sich auf. „Nichts in Bauson ist gestohlen. Alles ist rechtmäßiges Fundgut. Die Fremden können es nicht von uns fordern!"
    „Sie werden es kaum tun. Aber sie haben Gnade vor Recht ergehen lassen, deshalb sind wir in ihrer moralischen Schuld. Was ist Moral, Nudalgo?"
    Die Antwort blieb unausgesprochen im Raum stehen. Nudalgo gab ein merkwürdiges Knurren von sich, das Drofiüa von früher her kannte. Es stellte seinen persönlichen Ausdruck von Nachgeben und gleichzeitiger Entschlossenheit dar. Drofiila freute sich, denn er hatte den Anführer von damals schon so gut wie herumgekriegt. „Was ist, wenn ich mich weigere?" erkundigte sich Nudalgo. „Wenn ich hier in der Hochflora bleibe und nicht mehr zurückkehre?"
    Die Frage war rein rhetorisch, das wußten sie beide. Bekassu hielten es nicht lange allein aus. Irgendwann flüchteten sie zurück in den Schutz und die Geborgenheit der Artgenossen. „Wir haben es bereits beschlossen. Wir haben uns am Kreuzpunkt getroffen, und die anderen warten dort auf uns."
    „Wer ist >wir    „Alle, die dir damals geholfen haben.
    Alle, deren Anführer du warst, Nudalgo!"
    Der Bekassu setzte sich in Bewegung und schritt den unsichtbaren Pfad entlang, den Drofiila gekommen war, um ihn zu suchen. Gemeinsam durchschritten sie das Zentrum der Hochflora und gelangten an den Varkamatusfelsen, einen spitz in die Landschaft ragenden Stein, dessen Vorderseite nicht bewachsen war. Der Stein besaß eine Felsader, die an der Oberfläche des Planeten in Richtung der Sonne lief und weit hinter der Hochflora in der Steppe endete, dort, wo frühere Kanalprojekte das blühende Land in eine Fast-Dürre verwandelt hatten.
    Das Gehen auf der heißen Steinader machte den beiden Bekassu zu schaffen.
    Mehrmals warfen sie Blicke zurück auf den hohen Felsen und träumten davon, hinaufzusteigen und durch die Lüfte zu gleiten, die Hochflora im Flug zu überqueren und dann irgendwo in der Ebene weich zu landen.
    Sie zählten nicht die Zeiteinheiten, die sie unterwegs waren, bis sie den Kreuzpunkt erreichten. Ihre Artgenossen hatten sich gelagert, alle Sucher waren zurück. Sie gönnten ihnen eine kleine Ruhepause, dann machten sie sich auf zum Steg. Sie bestiegen einen der Wagen und schlugen den Weg nach Bauson ein. Die Winde wehten günstig, und nach einer Weile schaltete Drofiila den Rückstoßantrieb aus. Ruhig glitt der Wagen auf seiner Bahn, und von seiner Kanzel aus hatten sie einen guten Ausblick hinüber zu den Küstenstädten. Dunkel ragten die Silhouetten gegen das orangefarbene Licht der Scheinwerfer, die den dicht verhangenen Himmel anstrahlten und ihn heller erscheinen ließen, als er in Wirklichkeit war. Orsa war nie zu sehen, höchstens in einem Fall großer planetarer Katastrophen, wenn die Wolkenbänke auseinanderrissen. Die Bekassu hatten im technischen Zeitalter nie eine solche Katastrophe erlebt, dennoch fürchteten sie sich davor.
    Sie fuhren durch das Land der Sümpfe, und der Himmel verlor den letzten Schein der Stadtlampen. Er leuchtete hellgrau, und sie konnten jede einzelne Wolkenbank an ihrer Helligkeit oder Düsternis erkennen und deren Höhe ermessen. Die Wolken zogen hoch dahin, eine außergewöhnliche Tatsache in dieser Jahreszeit. Sie brachten sie mit der Ankunft der Sternreisenden in Zusammenhang und mit der bevorstehenden Ankunft des Ewigkeitsschiffs.
    Kurz vor dem Nachmittag erreichten sie Bauson.
    Die Stadt lag verlassen da. Die Häuser wirkten bereits vom Steg aus teilweise ungepflegt und verfallen. Niemand lebte hier mehr, die Bekassu waren bereits vor vielen Planetenläufen nach Thurben und Namkor ausgewandert, zwei der Stationen im äußeren Wohnring des planetaren Orbits, auf der entgegengesetzten Seite von Frilyan. Niemand kümmerte sich um die Gebäude, und die Energieanlagen waren kurz nach der Aussiedlung entfernt und in die Lagerstädte gebracht worden. Bauson war nicht nur unbewohnt, sondern auch unbewohnbar, und deshalb hatten sie die Stadt damals als Versteck erkoren.
    Wie damals führte Nudalgo sie. Er wandte sich nach rechts zu der großen Straßenschlucht, zählte die Einmündungen bis zum zweiten Dutzend und bog nach rechts ab. Nach zwei Biegungen ging es in einen halb verschütteten Schacht der früheren Tiefbahn hinab. Die natürliche Erosion hatte einen Teil der tragenden Decke und der Seitenwände einstürzen

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