142 - Bei Nebel kommt der Schizo-Killer
ein
Gewand ... eine dunkle Kutte mit Kapuze.
Das Gewand hing ausgebreitet da - die Ärmel
leicht angewinkelt - und fiel glatt und fast faltenlos herab, so daß es in
dieser Stellung an eine Vogelscheuche erinnerte, die wie ein Schnitter eine
riesige, schwarze Sense in der Hand hielt.
Nicht nur die Französin war ratlos und
verwirrt. Auch Edna Cailhon erging es nicht anders.
Mit jeder Faser ihres Herzens fühlte sie die
unaussprechliche, beklemmende Atmosphäre. Sie glaubte, nicht mehr atmen zu
können, so intensiv empfand sie die Gefahr und die Fremdartigkeit.
Sie meinte, ein Zentnergewicht laste auf
ihrer Brust und hindere sie am Atmen.
Dies war ein Ort, an dem der Teufel
beschworen und verehrt wurde.
Darauf wiesen auch die kleinen eingedörrten
Schrumpfköpfe hin, die links neben dem Altar an der Wand hingen und die
Mordinstrumente, die in einer Mauernische aufbewahrt und von einem blauroten
Licht angestrahlt wurden.
Mehrere Dolche lagen dort.
»Was ... hat das alles zu bedeuten ?« ächzte die Französin, und ihr weißer Busen wogte auf und
ab. »Wo - bin ich hier ?«
»An einem Ort, mon chérie«, säuselte der Marquis mit sanfter Stimme, »wo
ich regelmäßig meinen besten Freund empfange. Es ist Luzifer, der Herr der
Hölle!
»Du verehrst den Teufel ?« wisperte sie mit grauenerfüllter Stimme.
»Oui, mon chérie .«
»Aber warum? Wie kannst du nur so etwas tun ?« Man merkte der Schönen an, wie sehr sie sich bemühte, den
Mann, der sie in seinen Klauen hielt, ernst zu nehmen, Zeit zu gewinnen und ihn
nicht durch ein unbedachtes Wort noch mehr zu reizen. Sie hielt ihn für einen
armen Irren, den man mit Samthandschuhen behandeln mußte. »Komm !« wisperte sie »Laß uns wieder fortgehen von hier... in
deinem Schlafzimmer fand ich es viel netter.«
Welche Überwindung mußte es die Frau kosten,
jetzt diese Worte zu sagen!
Er lachte kalt und abweisend. »Aber ich habe
dich doch hierher gebracht, um einen Schritt weiter zu kommen, mon chérie .«
»Ich verstehe dich nicht. Was meinst du damit ?«
»Ich werde es dir erklären. Wir haben eine
Vereinbarung getroffen, mein Freund aus der Hölle und ich .«
»Einen ... Pakt mit der Hölle ?«
»Du hast es erraten, mon chérie! Der Herr jener Welt wird seine Freude an dir
haben. Er liebt besonders die Schönen. Und du bist schön! Ich werde dich an ihn
abtreten. Du wirst ein anderes Schlafzimmer kennenlernen als das meine. Satan
wird dich in Armen halten ...« Er lachte leise und meckernd wie eine Ziege.
Die schöne Unbekannte wand sich in seinem
Griff und versuchte sich zu befreien. Der Marquis hielt sie fest.
»Mein Täubchen ?« säuselte er. »Du wirst mir doch nicht entflattern wollen, ehe dich mein Freund
kennenlernt. Das darf mir nicht passieren. Ich habe noch viel von ihm zu
erwarten. «
»Was kannst du von ihm schon erwarten? Er
wird sich deiner Seele bemächtigen. Verloren wirst du sein. Er wird dich in den
finstersten Schlund der Hölle werfen, wo Heulen und Zähneknirschen zu Hause
sind .«
»Falsch, mon chérie. Ganz falsch. So wird allgemein von denen
gesprochen, die nichts wissen - oder nichts riskieren. Satan ist anders. Er
beschenkt die, die zu ihm kommen, in reichem Maß !«
»Blendwerk! Teufelsspuk! Er ist ein
abgefallener Engel und kann als solcher auftreten. Sein wahres Gesicht aber
wirst du erst kennenlernen, wenn es darum geht, die Rechnung zu begleichen .« Die Stimme der jungen Frau überschlug sich und hallte
schaurig durch den kahlen Raum.
»Ich kenne ihn schon jetzt. Ich weiß, was ich
bereits besitze - und was ich noch besitzen werde .«
»Dann sag es mir, es interessiert mich .«
Wieder dieses leise, meckernde Lachen.
»Du bist wirklich eine ganz erstaunliche
Frau. Du hast viele Talente, und doch wird keines ausreichen, mich von meinem
Plan abzubringen. Rechne nicht mit Hilfe der anderen. Sie trinken, essen,
tanzen und vergnügen sich. Niemand weiß, daß wir hier sind, niemand wird nach
dir suchen. Du versuchst Zeit herauszuschinden, mon chérie. Glaub’ jedoch nicht, daß dir das etwas
nützt... Du wirst diesen Ort hier nicht mehr lebend verlassen! So wahr ich der
Marquis de Ilmaques bin, der Mann, dem es gelungen ist, die Tür zur Hölle
aufzustoßen und Luzifer zum Freund zu gewinnen. Die Hölle vermag reich zu
beschenken. Sie kann Wünsche wahr werden lassen, wenn man bereit ist,
andererseits die Wünsche des Höllenfürsten zu erfüllen.
Es war stets meine Sehnsucht, besondere
Kräfte zu besitzen. Wie
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