1422 - Die Tage der Cantaro
sofort die Startvorbereitungen einleitete. „Wieso benehmen sich alle auf dieser Welt plötzlich wie die Irren?" erkundigte sich Arkar bar Osfar. Er erkannte den Ernst der Situation nicht und sah die Geschehnisse von der humorvollen Seite. „Was hat es zu bedeuten, daß die Massen auf den Raumhafen und zu den Schiffen strömen. Ist ein Wettflug angesagt?"
„Was liegt denn vor?" fragte auch der Syntron an. Doch schon im nächsten Augenblick löste die Automatik den Alarm aus. „Panikstrahlung über Mardi-Gras!" meldete der Syntronverbund. „Ich übernehme den Start."
Rhodan hörte diese Worte noch, dann traf ihn eine Weile von einander widersprechenden Empfindungen.
Ganz seltsame Gedanken schössen ihm auf einmal durch den Kopf. Probleme, die zuvor noch unlösbar erschienen waren, waren auf einmal ganz einfach.
Da war, zum Beispiel, die Sache mit Geoffry Waringer. Natürlich durfte man ihm nicht verraten, daß ihm einst der Zellaktivator gestohlen werden würde. Nur keine Zeitparadoxa! Die Lösung, Geoffry, zu retten, lag offen auf der Hand: Wenn wir in die Zukunft zurückkehren, dann nehmen wir ihn einfach mit!
So einfach war das!
Und warum machten es sich Rhodan und die anderen so schwer, indem sie ein solches Geheimnis um ihre Zeitreise machten? Viel einfacher war es, sich Adams und Stalker anzuvertrauen. Wenn sie wußten, worum es ging, dann würden sie ihnen alle Informationen geben, die sie brauchten.
Galbraith Deighton brauchte nichts davon zu wissen.
Ein Informationsaustausch unter verständnisvollen Freunden.
Warum denn alles verkomplizieren, wenn es auch einfach ging.
Dann kam die nächste Phase.
In diesem Moment sah Rhodan noch alles klar. Er wußte natürlich, daß er unter dem Einfluß der Panikstrahlung litt, doch hatte diese keine Schrecken für ihn. Er wunderte sich bloß, wieso er - als mentalstabilisierter und Aktivatorträger - ebenso betroffen wie alle anderen war.
Und warum Gucky? Ein Allround-Mutant wie der Mausbiber mußte sich gegen diese Art der Beeinflussung schützen können.
Das verwirrte ihn.
Und das war der Beginn der nächsten Phase: Verwirrung.
Seine Augen übermittelten seinem Gehirn die optischen Eindrücke, aber sein Verstand konnte die Bilder nicht auswerten. Es ging rings um ihn drunter und drüber. Er hörte die Stimmen der anderen, konnte aber nicht verstehen, was sie sagten. Es war gerade so, als würden sie eine andere Sprache sprechen.
Und an diesem Punkt angelangt, kam Angst in ihm auf. Sie packte ihn, schnürte ihm Kehle und den Verstand ab.
Aber wenigstens erkannte er, daß es eine Angst war, die von außen nach ihm griff.
Er konnte auf einmal überhaupt keinen klaren Gedanken mehr fassen, verlor die Orientierung und das Gleichgewicht.
Die Umgebung begann um ihn zu schwanken, wie auf einem kleinen Schiff bei hohem Seegang. Er bekam etwas Weiches zu fassen, klammerte sich daran fest und wurde von kräftigen Armen fortgezerrt. Er glaubte zu stürzen, und dann sah er Vanys vor Entsetzen verzerrtes Gesicht vor sich.
Im Hintergrund gellte die Stimme des Syntrons, wurde jedoch von Kreischen und Brüllen übertönt. In der Kommandozentrale brach das Chaos aus.
Körper prallten zusammen, rudernde, nach rettendem Halt suchende Arme griffen um sich, Hände verkrallten sich, zerrten, schlugen ...
Und dann war auf einmal alles wieder vorbei. Schlagartig.
Rhodan wälzte den bewußtlosen Springer, der halb auf ihm lag, von sich.
Stalker war schon auf den Beinen. Er schien die Wirkung der Panikstrahlung bereits überwunden zu haben. Icho Tolot stand wie sein eigenes Denkmal im Hintergrund und rührte sich nicht. Es war klar, daß der Haluter beim ersten Anzeichen der Panik-Strahlung seinen Geist abgekapselt und seinen Metabolismus auf Sparflamme gedrosselt hatte. Adams kauerte auf allen vieren vor Rhodan und stierte benommen ins Leere. „Ohne Guckys Vorwarnung wären wir jetzt alle noch dort unten und würden wie blinde Hühner herumirren", stellte Stalker sachlich fest. „So konnte sich hoffentlich der Großteil der Bewohner in den Weltraum in Sicherheit bringen."
„Alle Raumschiffe, auch die Kleinraumschiffe, sind von Mardi-Gras gestartet", meldete der Bordsyntron. „Es besteht berechtigte Hoffnung, daß sich annähernd die gesamte Bevölkerung retten konnte."
In Icho Tolot kam wieder Bewegung. Er schnaubte und stampfte mit den Beinen auf, so daß die Kommandozentrale wie unter einem Erdbeben erzitterte. „Wo ist Gucky", dröhnte er. „Ich möchte
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