1423 - Der Flirt mit dem Satan
plötzlich warf sie sich nach links und schaffte es tatsächlich, das Bett zu verlassen. Dabei rutschte sie auf dem Boden aus und hatte Probleme, sich wieder zu fangen.
Aber sie schaffte es und sprang in die Höhe.
Auf so etwas hatte Justine Cavallo nur gewartet. Es passte ihr nicht, untätig zu sein. Außerdem steckte ein zu großer Hass auf diese Frau in ihr.
Sie stieß sich ab.
Ein Mensch hätte mindestens zwei Schritte laufen müssen, um sich Elsa Dunn in den Weg zu stellen.
Nicht die Cavallo.
Ein Schritt reichte. Und sie prallte nicht nur gegen sie, nein, sie schaffte es auch, sich an Elsa festzuklammern, sodass diese keine Chance bekam, sich zu befreien.
Justine machte mit ihr kurzen Prozess. Sie riss Elsa von den Beinen und schleuderte sie zu Boden. Elsa überschlug sich dort und blieb auf dem Bauch liegen. Dann hob sie den Kopf an und drehte ihn langsam zur Seite, sodass sie mich anschauen konnte, denn ich war ihr eigentlicher Feind.
Justine wollte weitermachen. Ich hielt sie zurück.
»Nein, das ist meine Sache.«
»Gut, aber zieh es durch!«
»Keine Sorge.«
Elsa keuchte nicht mehr. Die Geräusche hatten sich in ein Knurren verwandelt. Ihr Mund zuckte, dann stand er wieder offen, und alle hörten wir das Würgen.
Einen Augenblick später drang grüner Schleim aus ihrem Mund.
Das Gesicht verwandelte sich dabei in eine Gummimaske. Der Schleim klatschte auf den Boden, und als ich das sah, hatte ich wirklich das Gefühl, so etwas wie ein Exorzist zu sein. Einer, wie er damals in dem berühmten Film gezeigt wurde.
Sie schrie mich an. Der Schleim sprühte dabei in dünnen Tropfen aus ihrem Rachen. Er kam aus ihrem Innern, und ich hatte beinahe das Gefühl, dass er bei ihr das Blut ersetzt hatte.
Ihr Brüllen war schrecklich. Sie kam wieder hoch, und da sie nur dieses Trikot als Kleidungsstück trug, war für uns die Veränderung ihrer Haut gut erkennbar.
Sie hatte keine menschliche Farbe mehr. Wie sie genau aussah, wusste wohl von uns keiner zu sagen. Jedenfalls tippte ich auf ein Blau oder auf ein dunkles Grün.
»Die ist wahnsinnig, John!«, flüsterte mir Jane zu. »Das – das – ist kein normaler Mensch mehr.«
»Sie ist nicht wahnsinnig, Jane. Sie ist besessen, verstehst du? Einfach besessen. Der Teufel hat sie sich geholt. Davon musst du ausgehen. Er lässt sie auch nicht mehr los.«
»Was willst du tun?«
»Ich weiß nicht, ob ich ihr den Satan austreiben kann. Versuchen kann ich es mal.«
Jane hielt sich zurück. Auch die Cavallo griff nicht mehr ein. Sie war ebenfalls gespannt darauf, wie ich die Dinge regeln würde.
Elsa Dunn stand jetzt wie ich. Beide belauerten wir uns. Wir schauten uns in die Augen und bewegten uns dabei kreisförmig umeinander. Sie war noch nicht befreit. Das grüne Zeug lag nicht nur auf dem Boden, es klebte auch an ihren Lippen.
Das Gesicht hatte für mich einen schon tierischen Ausdruck angenommen. Aus dem Mund drangen jetzt keine Geräusche mehr. Nur ein bösartiges Knurren war zu hören, das tief in der Kehle seinen Ursprung hatte. Ihr Blick war kalt, aber auch ängstlich.
Alles in allem umkreiste mich ein bösartiges Geschöpf.
Und wieder drehte Elsa durch. Das geschah von einem Moment auf den anderen. Dabei war sie nicht mal von meinem Kreuz berührt worden. Sie rannte quer durch den Raum auf das Fenster zu, das nicht offen stand. Durch die Gaube lag das Fensterbrett höher als bei einem normalen Fenster. Wenn sie es öffnen wollte, musste sie den Arm recht weit in die Höhe strecken.
Das tat sie nicht.
Genau im richtigen Moment stieß sie sich ab. Damit hatte selbst die Cavallo nicht gerechnet, die Elsa noch stoppen wollte, aber mit der ausgestreckten Hand ins Leere griff.
Dann splitterte die Scheibe. Ob Elsa ihren Kopf noch geschützt hatte, konnte keiner von uns sehen. Jedenfalls brach sie durch. Zwar nicht sofort mit dem gesamten Körper, denn sie musste ihre Beine noch nachziehen, aber das schaffte sie auch, und sie kroch tatsächlich auf den Dachvorsprung hinaus, um dort weiter auf allen vieren zu kriechen, bis sie das Gitter erreichte.
Ich war nicht sofort bei ihr. Das Loch in der Scheibe war groß genug, um hindurchschlüpfen zu können, doch ich musste darauf achten, dass ich mich nicht an den vorstehenden Scherben verletzte.
Ich hörte sie keuchen und schreien. Sie hatte sich wieder aufgerafft. Hier oben lagen die Dächer recht dicht beisammen. So gesehen konnte man sie schon als Fluchtwege bezeichnen, und ich wollte auf keinen Fall,
Weitere Kostenlose Bücher