1423 - Der Flirt mit dem Satan
Regenfäden. Sie schlugen auf die Erde, spritzten zurück. Zu beiden Seiten der Straße hatte sich das Wasser in den Rinnsteinen gesammelt und rauschte als Bäche irgendwelchen Gullys entgegen, die schon jetzt überflutet waren und das Wasser nicht mehr aufnehmen konnten.
Wer eben konnte, blieb bei diesem Wetter zu Hause. Auch ich wäre am liebsten umgedreht, aber das durfte ich nicht. Es gab ein Phänomen, das auf eine Lösung wartete.
Mittlerweile war schon etwas passiert. Sonst wären nicht die zahlreichen Streifenwagen unterwegs gewesen, und auch die Feuerwehr war alarmiert worden.
Immer wieder rissen die Blitze die dichten Vorhänge aus Wolken entzwei. Da tauchten neue Bilder auf, die manchmal aussahen, als wäre Platz für dämonenartige Wesen geschaffen worden, die aus einer andere Welt kamen.
Ich fuhr zwar, aber es kam mir nicht so vor, denn ich kämpfte mich regelrecht vorwärts. Es war eine schon verbissene Fahrt hinein in die Wetterhölle, die allerdings nicht über der gesamten Stadt tobte, sondern lokal beschränkt blieb, was wiederum mein Glück war, denn der starke Regen ließ allmählich nach.
Zwar fielen die langen Schleier noch immer aus den tiefen Wolken, aber das war normal. Ich erlebte den Rückgang der Blitze und auch des Donners und konnte wieder lachen, als das Rauschen und Gurgeln in den Rinnsteinen verstummte, die Straße nur noch einen feuchten Film zeigte und wenig später sogar trocken war, denn hier hatte das Unwetter die Stadt noch nicht erreicht. Möglicherweise würde es sogar einen Bogen um sie machen.
Besser konnte es nicht laufen. Ich ärgerte mich auch nicht, dass ich direkt am Ziel keinen Parkplatz fand. Dafür stellte ich den Wagen quer ab und ließ das Blaulicht auf dem Beifahrersitz liegen. Ein Hinweis für vorbeikommende Streifenbeamte, wer hier parkte.
Das Haus hatte ich schnell gefunden.
Zu klingeln brauchte ich nicht, denn die Tür war offen. Jane hatte mir erzählt, dass ich bis unter das Dach laufen musste. Ich war ein Fremder in einem stillen Haus, das einen nicht eben angenehmen Geruch ausströmte.
Man hatte mich bereits gehört. Bevor ich den letzten Absatz hinter mich gebracht hatte, sah ich Jane Collins in der offenen Wohnungstür stehen. Sie hatte die Arme angewinkelt und die Hände in die Hüften gestemmt.
»Da bist du ja endlich.«
»Danke, aber ich kann leider nicht fliegen. Außerdem hat mich ein fürchterliches Gewitter aufgehalten.«
»Ach, hier nicht.«
»Das habe ich gemerkt.«
»Dann komm rein.«
Ich wusste ja, wer mich erwartete, und sah mich nicht getäuscht.
Justines blondes Haar sah bei diesen Lichtverhältnissen aus, als wäre es frisch gefärbt worden. Sie stand so, dass sie eine andere Person im Blick behalten konnte.
Das musste die Frau mit dem ungewöhnlichen Blut sein, die Elsa Dunn hieß, wie mir Jane gesagt hatte.
Ich warf der Blutsaugerin einen knappen Blick zu und konnte mir eine Bemerkung nicht verkneifen.
»Du bist nicht satt geworden, wie?«
»Nein, aber es reicht noch für mich, John. Zur Not kannst du mir ja von deinem Blut spenden.«
»Ja, aber mit Gift gemischt.«
»Geht man so mit seinem Partner um?«
Ich winkte ab. »Du weißt genau, was ich davon halte.« Mehr wollte ich nicht sagen, denn zunächst war es wichtig, dass ich mich um die Person auf dem Bett kümmerte.
Eine etwas dralle, dunkelhaarige Frau, die ein Trikot trug, dessen Maschen zwar eng geknüpft waren, aber trotzdem noch viel freie Haut sehen ließ. Als normale Kleidung sah ich das nicht an. Zwar war ich kein unbedingter Fachmann, aber so etwas trugen in der Regel die Mädchen und Frauen in den Bordellen.
Stammte sie daher?
Ich schaute sie an, und sie gab den Blick zurück. Wenn ich ihn hätte beschreiben müssen, wäre mir das Wort unstet eingefallen, denn standhalten konnte sie meinem Blick nicht.
»Das ist unser Problem«, erklärte Jane Collins. »Eine gewisse Elsa Dunn.«
»Ja, und wie ist es dazu gekommen?«
»Ich werde dir die ganze Geschichte erzählen.«
»Bitte.«
Jane war es gewohnt, sich kurz zu fassen und trotzdem nichts Wichtiges zu vergessen. Das erlebte ich wieder einmal hier in der kleinen Wohnung mit dem einen Fenster und der stickigen Luft.
Wenn Elsa tatsächlich auf den Strich ging und hier ihre Kunden empfing, hätte ich als Freier sofort kehrtgemacht und das Weite gesucht.
Nein, diese Elsa Dunn verbarg ein anderes Geheimnis. Und sie war nervös, denn ihre Blicke konnten sich nicht auf mich konzentrieren. Mir stieg
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