1423 - Der Flirt mit dem Satan
Hose, John. Es gibt keine Spur, die auf einen Flirt-Club hindeutet. Tut mir Leid, da musst du schon andere Wege einschlagen.«
»Das hatte ich mir schon gedacht.«
»Was hast du vor?«
»Ich fahre zu Bill.«
Suko räusperte sich kurz. »Und du glaubst, dass er dir weiterhelfen kann?«
»Ich hoffe es. Du kennst ihn. Bill ist jemand, der seine Lauscher immer überall hat.«
»Viel Glück jedenfalls. Was ist denn mit Jane Collins und der Cavallo?«
»Sie haben mich noch nicht angerufen. Zuerst fahre ich zu Bill, dann sehen wir weiter.«
»Gut, ich gebe aber nicht auf.«
»Das habe ich auch nicht anders erwartet.« Nach dieser Antwort legte ich auf und machte mich auf den Weg zu Bill Conolly…
***
Selbst in London war es ein Vergnügen, durch einen strahlenden Sommermorgen zu fahren, auch wenn sich der Verkehr immer wieder staute, aber das störte mich bei dem Wetter nicht. Die dunkle Gewitterfront der letzten Nacht hatte sich verzogen, und jetzt zeigte der Himmel ein strahlendes Blau mit hellen Wolkentupfen.
Auch das Haus der Conollys wurde im Sonnenschein gebadet. Das Tor stand für mich offen, und so rollte ich durch den sommerlichen Vorgarten dem Haus entgegen, wo Bill mich bereits in der offenen Tür stehend erwartete.
Er hatte sich Freizeitkleidung übergestreift. Eine Hose, die bis zu den Knien reichte, dazu ein hellgrünes Polohemd, das er nicht in die Hose gesteckt hatte, so machte er voll und ganz den Eindruck eines Urlaubers, der seine arbeitsfreie Zeit im Garten verbringt und ansonsten den lieben Gott einen guten Mann sein lässt.
»So kann man leben«, sagte ich.
»Du jetzt auch.«
»Wieso?«
»Komm mit in den Garten. Ich habe meinen Laptop draußen unter dem Baum.«
Ich wusste, dass die Conollys einen Lieblingsplatz hatten. Sie saßen dann unter einem Ahorn, der sein prall mit Laub gefülltes Geäst in alle vier Richtungen streckte.
Getränke standen in einer Eisbox, und als ich auf dem mit Segeltuch bespannten bequemen Stuhl Platz nahm, da war die Welt für einen Moment richtig in Ordnung. Alle Probleme schienen sich hinter den Ball der Sonne zurückgezogen zu haben.
»Was willst du trinken?«
»Hast du Apfelsaft und Mineralwasser?«
»Habe ich.«
»Dann mix mir beides zusammen.«
Bill verdrehte die Augen. »Was tut man nicht alles für einen alten Freund, den man nicht verdursten lassen will?«
»Eben.«
Da der Baum einen dichten Schatten warf, lag auch das Bild des Laptops etwas im Dunkeln. Wir brauchten keine Blendung zu befürchten, aber noch ließ Bill das Gerät in Ruhe.
Ich schaute ihn an, als er mir das Glas mit der Schorle überreichte.
Das Getränk hatte seinen Siegeszug vom Festland bis auf die Insel geschafft, und es schmeckte immer sehr erfrischend.
Erst mal stießen wir an. Nachdem ich fast die Hälfte des Glases geleert hatte, sprach ich Bill an.
»Okay, was hast du herausgefunden?«
»Nichts!«
Die Antwort ließ mich leicht zusammenzucken, denn damit hatte ich wirklich nicht gerechnet.
»Bitte?«
Bill winkte zuerst mit beiden Händen ab, dann deutete er auf den Bildschirm. »Ich habe alles Mögliche eingegeben. Einen Flirt-Club gibt es wohl nicht. Zumindest macht er nicht im Internet für sich Werbung. Das muss auf anderem Weg geschehen.«
»Und auf welchem?«
»Wenn ich das wüsste. Kann auch sein, dass es per Telefon geht oder SMS. Man kennt sich, man ruft sich gegenseitig an, und man vereinbart die entsprechenden Termine.«
»Das ist möglich«, gab ich zu. »Und zugleich würde man dabei am wenigsten auffallen.«
»Du sagst es.«
»Aber da sind wir außen vor«, gab ich zu bedenken.
»Leider.« Bill streckte seine Beine aus und drehte mir den Kopf zu.
»Was hat denn euer schlauer Computer herausgefunden, wenn ich das mal so fragen darf?«
»Nichts. Ich habe noch mit Suko telefoniert. Er wird am Ball bleiben.«
»Hoffentlich kommt es dann auch zum Torschuss.«
»Keine Ahnung, Bill.« Dann fiel mir ein, dass ich Sheila noch nicht gesehen hatte, und ich fragte nach ihr.
»Die ist unterwegs mit einer Nachbarin. Sie wollen sich Gartenpflanzen anschauen.«
»Noch mehr für euren Garten?«
»Weiß ich nicht. Es kann auch sein, dass Sheila sich andere aussucht, weil sie mal wieder wechseln will. Aber davon ganz abgesehen und um wieder auf das Thema zurückzukommen: Unser Freund hier«, Bill meinte damit seinen Laptop, »kann natürlich viel, aber nicht alles. Er ersetzt keinen Menschen mit all seinem Wissen und seinem logischen Denken, da muss man
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