1425 - Medusas Vermächtnis
Fluss überspannten.
Ich ging weiter auf das andere Ufer zu. Dort grüßte das Hyatt-Hotel, von dessen Außenterrasse man im Sommer einen herrlichen Blick über den Fluss und auf die andere Seite haben musste. Da lag dann die Altstadt wie ein Breitwandfoto vor einem.
Ich musste einen Treppe hinab und stand wieder auf ebener Erde.
Die Parkfläche vor der Breitseite der Messehalle war mit Autos zugestellt. Bis zum Eingang war der Weg nicht weit. Die große Drehtür befand sich in ständiger Bewegung, weil die Besucher zur Eröffnung wollten.
Ich gehörte auch dazu. Nur interessierten mich weniger die frommen Reden und die Selbstbeweihräucherung, die bei derartigen Ereignissen immer stattfanden, mir ging es um diese Medusa, die auf dem verschwundenen Bild zu sehen war.
Es wäre töricht gewesen, wenn ein Galerist das Gemälde aufgehängt hätte. Er musste es irgendwo verborgen haben, wo es dann auf einen Käufer wartete, der es gut verpackt mitnahm. Und wenn ich daran dachte, welches Unheil damit angerichtet werden konnte, wurde mir schon flau im Magen. Ich musste das Bild finden und es zerstören.
Die Malerin mit der Schlangenkette ging mir nicht aus dem Kopf.
Bei ihr vereinigten sich einfach zu viele Schlangen. Auf den Ringen und ebenso als Kette ineinander verschlungen. So interessant sie als Frau auch war, ich traute ihr nicht über den Weg. Denn letztendlich ging es auch bei der Medusa um Schlangen.
Sie mochte Schlangen, sie setzte sie als Hauptmotiv ihrer Bilder ein, und wenn ich daran dachte, dass ein Gemälde in London abhanden gekommen war und einen versteinerten Menschen hinterlassen hatte, da gab es nur diese eine Spur zum Ziel für mich – die Malerin mit dem Namen Cornelia.
Trug sie vielleicht den Schlangenfluch in sich?
Es war durchaus möglich. Wenn schwarzmagische Kräfte in das Leben der Menschen eingriffen, wurde praktisch alles auf den Kopf gestellt. Das hatten meine Freunde und ich über Jahre hinweg erlebt.
Ich ging durch die Drehtür und fand mich in einer großen Halle wieder, die sich erst nach den Kontrollsperren richtig öffnete, sowohl in der Breite als auch in der Höhe.
Garderobe hatte ich nicht abzugeben und näherte mich einem Infostand. Ich hatte noch mal kurz mit London telefoniert und erfahren, wo ich Einlass finden würde.
Eine Frau mit dunkelbraunen Haaren schaute mich aufmerksam und freundlich lächelnd an.
»Was kann ich für Sie tun?«
Ich erklärte ihr mein Problem.
»O ja, man hat mir Bescheid gegeben.« Sie fasste in eine Lade und holte ein Ticket hervor. »Das ist für Sie bestimmt, Herr Sinclair. Wenn ich dann noch einen Ausweis sehen dürfte…«
Ich reichte ihr meinen Führerschein. Damit war sie zufrieden und wünschte mir viel Spaß.
Ich musste nur noch die Kontrolle passieren, was auch kein Problem war.
Der nächste Weg führte mich auf eine Rolltreppe zu. Ich nahm mir noch einen Faltprospekt mit. Auf ihm waren die einzelnen Stände eingezeichnet. Ich wollte zur Galerie Schultz, und die suchte ich mir auf dem Plan heraus.
Die Rolltreppe hatte mich schon in die richtige Etage gebracht. Ich schaute mich zunächst mal um. Es war etwas Besonderes, eine Messe zu besuchen, auf der sich nur wenige Menschen aufhielten. Ich kannte das anders, denn ich hatte vor Jahren mal einen Fall auf der Frankfurter Buchmesse erlebt. Da war man von den Besuchern beinahe erdrückt worden.
Hier sah es anders aus. Hier konnte man sich bewegen. Ich hatte einen freien Blick auf die Stände, deren Wände mit Gemälden geschmückt waren, die auf Käufer warteten.
Die ganz moderne Kunst befand sich woanders. Auf dieser Ebene wurden Bilder ausgestellt, für die man tief in die Tasche greifen musste. Sogar ein echter Picasso stand zum Verkauf. Ein Galerist aus der Schweiz hatte ihn ausgestellt.
Irgendwie hatte ich es zwar eilig, dennoch ließ ich mit Zeit, immer wieder einen Blick in die Stände oder in die mehr oder minder großen Kojen zu werfen.
Längs- und Quergänge. Der Besucher bewegte sich durch ein Schachbrettmuster und konnte sich anhand der Nummern oben an den Ständen orientieren. Ein strapazierfähiger Teppich dämpfte die Schritte der Menschen, sodass man sich noch normal unterhalten konnte.
Ich schaute immer wieder mal in den Prospekt. Auch mal in die Höhe, um zu wissen, wo ich mich befand. So näherte ich mich zielsicher der Galerie Schultz.
Auch die Ehrengäste schauten sich die Ausstellungsstücke an. Ich ging davon aus, dass bereits jetzt die ersten
Weitere Kostenlose Bücher