1425 - Medusas Vermächtnis
gezielten Wurf über das an der Containerwand lehnende Bild schleuderte, sodass von ihm nichts mehr zu sehen war.
Der Eindringling atmete schneller. Seine Augen glänzten und sein Gesichtsausdruck ließ sich nur mit dem Wort Gier beschreiben. Er leckte über seine Lippen wie eine Katze, die vor dem Fressnapf sitzt.
Um den leblosen Mann kümmerte er sich nicht. Der Gegenstand war wichtiger. Die Decke hatte er zwar zielsicher geworfen, aber nicht so, wie es hätte sein müssen. Sie war noch nicht ganz über das Bild gefallen. An der rechten unteren Seite lag noch etwas frei.
Das störte ihn. Die Decke war groß genug, um alles abdecken zu können. Genau das tat der Eindringling, ohne allerdings direkt auf das Bild zu schauen.
Er wickelte es ganz ein. Mit der Decke konnte er das Gemälde sogar doppelt umschlingen. Genau darauf kam es ihm an. Es durfte beim kurzen Transport nichts passieren.
Seine Aufgabe war erledigt.
Nein, nicht ganz, denn er drehte den Kopf und schaute für einen Augenblick nach unten.
Das Gesicht des Mannes war im wahrsten Sinne des Wortes erstarrt.
Ein Schauer rann ihm über die Haut. Eines stand fest: Jetzt gehörte das Gemälde ihm. Aber er musste vorsichtig sein, verdammt vorsichtig sogar.
Mit dem Gedanken machte er sich auf den Rückweg. Das Bild hatte er sich unter den rechten Arm geklemmt. Wegen seiner geringen Ausmaße war das kein Problem.
So heimlich, wie er gekommen war, zog er sich auch wieder zurück. An die Vergangenheit dachte er nicht mehr. Für ihn war die nahe Zukunft wichtig, und die würde etwas bringen, das nur von Vorteil für ihn sein konnte.
***
Die Kollegen von der Mordkommission befanden sich bereits am Tatort, als Suko und ich eintrafen. Wir waren erst gar nicht von der Wohnung aus ins Büro gefahren, sondern direkt zum Hafen, wo sich die Halle befand, in der der Mann gefunden worden war.
Die Order hatte uns Sir James persönlich über Telefon gegeben und uns gebeten, danach zu ihm zu fahren.
Es war ein Tag, den man eigentlich vergessen konnte. Und das nicht nur wegen der verdammten Staus in der Stadt. Dass diese so zahlreich waren, lag auch am Wetter, für das sich Petrus sicherlich schämen musste. Der Himmel weinte nicht nur, er heulte sogar Rotz und Wasser und belegte die Welt mit einer wahren Regenflut und Nebeldunst. Da hatten wir schon während der Fahrt das Gefühl gehabt, ständig durch einen nassen Tunnel zu rollen.
Unser Ziel war eine der großen Hochregalhallen. Kollegen hatten die Gegend um die Halle herum abgesperrt. Die tropfnassen Trassierbänder bewegten sich schwerfällig im Wind. Die Kollegen, die hier Wache hielten, trugen Regenumhänge.
Als wir stoppten, trat einer der beiden Polizisten auf meine rechte Fahrerseite zu. Ich ließ das Fenster nach unten fahren und hielt meinen Ausweis so, dass er ihn lesen konnte.
»Oh, Sie werden bereits erwartet, Sir!«
»Danke. Wer hat denn so große Sehnsucht nach mir?«
»Chief Inspektor Tanner.«
»Ach ja, wie schön.«
Neben mir grinste Suko. Von unserem alten Freund Tanner hatten wir lange nichts mehr gehört. Er war wirklich bei der Metropolitan Police eine Institution und jemand, der wohl nie in Pension gehen würde. Wir kannten ihn schon seit Jahren und waren auch mit seinem Outfit sehr vertraut, denn er trug immer einen grauen Anzug, eine Weste, und sein Kopf wurde von einem ebenfalls grauen Filz bedeckt. Hin und wieder steckte zwischen seinen Lippen eine Zigarre, die er allerdings selten ansteckte.
Wir verließen den Wagen. Ich hatte die Strecke vom Auto bis zur Halle kurz abgemessen. Weit war es nicht, aber nass würden wir schon werden. Es war wirklich ein verdammt mieses Wetter, das sogar Neugierige davon abgehalten hatte, sich hinter der Absperrung aufzubauen und zu glotzen, obwohl es so gut wie nichts zu sehen gab.
Als wir die Halle betraten, schüttelte ich mich. Sehr nass waren wir auf der kurzen Strecke zwar nicht geworden, aber Spaß hatte es auch nicht gemacht.
Aus dem Hintergrund der Halle hörten wir eine bekannte Stimme.
»Nein, es werden noch zwei Yard-Beamte kommen und sich den Toten anschauen. Erst dann kann er abtransportiert werden. Haben Sie mich verstanden?«
»Ja, Sir!«
»Dann können Sie Pause machen.«
Suko grinste mich von der Seite her an. »Tanner ist mal wieder in Superform.«
»Du sagst es.«
»Ich nehme sogar an, dass er sich geärgert hat. Man muss ihm einen Fall angehängt haben, der ihm die Galle hochsteigen lässt.«
»Dann wird er ja vor Freude
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