1425 - Medusas Vermächtnis
dass ich oder wir bereits mit einer Medusa Kontakt gehabt haben. Und nicht nur einmal. Die Fälle liegen zwar lange zurück, aber im Leben wiederholen sich die Dinge oft. Wir werden sehen, was sich daraus noch alles entwickelt.«
»Jedenfalls müsst ihr nach einer Medusa suchen. Oder einem ähnlichen Geschöpf«, erklärte Tanner.
»Das ist wohl wahr.«
Er runzelte die Stirn. »Nun ja, beneiden tue ich euch nicht. Ehrlich gesagt.«
»Ich uns auch nicht.«
Nach dieser Antwort meldete sich mein Handy. Sir James wollte etwas von uns.
»Sind Sie noch am Tatort, John?«
»Ja.«
»Werden Sie dort noch gebraucht?«
»Nein, nicht unbedingt. Tanner wird mit seinen Leuten schon allein zurechtkommen, Sir.«
»Das ist gut. Dann möchte ich Sie nämlich bitten, so schnell wie möglich ins Büro zu kommen.«
»Gibt es etwas Neues?«
»Wir werden in meinem Büro darüber reden.«
»Okay, wir fliegen, Sir.«
Der Chief Inspektor war ebenso neugierig wie Suko, aber ich konnte beide nicht zufrieden stellen. Mehr würden wir hoffentlich von unserem Chef erfahren…
***
Es mochte vielleicht eilig sein, aber sicher kam es nicht auf jede Sekunde an. Aus diesem Grund ging ich zuvor bei unserer Assistentin Glenda Perkins vorbei und besorgte mir einen frischen Kaffee. Dass ich sie dabei nach dem Grund unseres Besuches bei Sir James fragte, verstand sich von selbst.
»Sorry, John, ich kann dir nichts sagen.«
»Keinen Tipp?«
»Nein. Sir James hat sich nicht weiter ausgelassen.«
»Okay, wir werden sehen.«
Wir fanden unseren Chef in seinem Büro. Er stand nicht am Fenster, um in den verregneten Morgen hinauszuschauen, sondern saß an seinem Schreibtisch und machte auf uns einen recht nachdenklichen Eindruck.
»Setzen Sie sich.«
Das taten wir gern.
»Bitte, was haben Sie herausgefunden?«
Ich gab ihm einen Bericht und fügte noch hinzu, dass es wenig genug war und wir nur den Namen kannten.
»Moses Walker«, sagte unser Chef.
»Stimmt.«
»Und genau er ist das Problem.«
Wir sagten erst mal nichts, weil wir nicht wussten, auf was Sir James hinauswollte. Er trank erst einen Schluck Wasser, bevor er wieder anfing zu sprechen.
»Moses Walker war indirekt ein Kollege von uns.«
»Ach«, murmelte ich.
»Ja, denn er arbeitete für die Organisation ›Art Loss‹.«
»Hm.«
»Die kennen Sie nicht?«
»Nein, Sir.«
»Gut, ich will Ihnen erklären, um was es geht. Das Art Loss Register ist die größte private EDV-Datenbank zur Aufklärung von Kunstdiebstählen weltweit mit Büros in London, New York, St. Petersburg und Köln. Man sagte mir, dass dort mehr als hundertzwanzigtausend gestohlene Kunstwerke registriert seien, die von Kunsthistorikern kontinuierlich mit aktueller Handelsware von Galerien, Händlern und Auktionshäusern abgeglichen werden. Art Loss setzt seine Mitarbeiter aber auch ein, wenn große Kunstmessen bevorstehen. Dort überprüfen sie jedes Exponat aller Händler, ob es sich um ein gestohlenes Objekt handelt, das im Trubel einer Messe an den Mann gebracht werden soll. Moses Walker war einer der Mitarbeiter. Er wurde umgebracht.«
»Und er wurde zu Stein«, fügte Suko hinzu.
»Eben. Als ich das von Chief Inspektor Tanner erfuhr, klingelte bei mir die Alarmglocke. Deshalb habe ich Sie informiert. Es ist kein normaler Todesfall gewesen.«
»Das haben wir gesehen, Sir«, bestätigte ich.
»Eine Medusa?«
»Möglich«, sagte ich. »Nein, ich denke, dass es sogar so gewesen ist. Ich habe keine andere Erklärung dafür. Es muss die Frau mit dem Schlangenhaupt gewesen sein.«
»Dann frage ich mich, was sie dort in der Halle mit den Kunstgegenständen gesucht hat.«
»Und wir fragen uns«, sagte Suko. »Aus welchem Grund man die Kunst dort gelagert hat.«
»Um sie heute abholen zu lassen. Sie sind für die Art Cologne bestimmt, eine bedeutende Kunstmesse in Köln. Sie werden heute noch verladen und aufs Festland gebracht. In zwei Tagen wird die Messe in Köln eröffnet. Und nun können wir rätseln, warum Moses Walker gestorben ist und was dies mit der Kunstmesse zu tun hat.«
Die Antwort konnten wir unserem Chef nicht geben. Bis Suko fragte: »Muss dieser Vorgang denn etwas mit der Messe zu tun haben?«
Unser Chef stieß scharf die Luft aus. »Ich kann es beim besten Willen nicht sagen und stecke deshalb in einer Zwickmühle. Zu fünfzig Prozent ja, zu fünfzig Prozent nein. Jedenfalls sollten und müssen wir am Ball bleiben. Ich hätte sonst keine ruhige Minute mehr, wenn dort etwas schief
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