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1428 - Wächter der BASIS

Titel: 1428 - Wächter der BASIS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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er seine Verstimmung deutlich, und Ginsen schüttelte ärgerlich den Kopf.
    Sie konnte es niemandem recht machen.
     
    *
     
    Die erste in einer Reihe von Konferenzen fand fünf Wochen später statt. Der Bordkalender zeigte Mitte Mai des Jahres 1143, also eineinhalb Monate nach Beginn des Einsatzes. Schon zu diesem Zeitpunkt ließ sich absehen, daß mit einem sehr langen Aufenthalt zu rechnen war. Im Konferenzraum hatten sich alle wichtigen Personen eingefunden; Woome Bilabong, Enlo Chartar, Wrede Parnelle, Pidder Dawuhd, die Beibootkommandanten und ein paar Wissenschaftler.
    Kurz vor Beginn bat Sunny Lynne, die rothaarige Physikerin, um ein Gespräch.
    Ginsen stimmte zu. „Was kann ich für dich tun, Sunny?"
    „Es geht um eine Aktion, die ich und ein paar Leute aus der physikalischen Abteilung uns ausgedacht haben. Das Bordschwimmbad ist in der gegenwärtigen Form für viele nicht mehr befriedigend.
    Der Vorschlag ist nun folgender: Mehrere Gruppen stellen in ihrer Freizeit neue Entwürfe her. Am Ende wird abgestimmt, wie das Schwimmbad in Zukunft aussehen soll. Man könnte einen kleinen Wettbewerb daraus machen..."
    Ginsen erkannte sofort, daß die Idee hervorragend war.
    Auf die Art wären die Leute beschäftigt - ihr Unmut hätte ein Ventil. „Hör zu, Sunny: Ich gebe dir Gelegenheit, die Sache gleich vorzutragen.
    Dann kann die Konferenz per Mehrheitsbeschluß entscheiden. Ich finde es sehr gut, daß Mitglieder der Mannschaft endlich einmal Initiative zeigen."
    Der Gesichtausdruck der Physikerin wirkte nicht, als sei das Lob angekommen.
    Ginsen überlegte, was sie nun schon wieder falsch gemacht hatte. Intelligenz allein reichte im Umgang mit anderen Menschen nicht aus. Man mußte auch Einfühlungsvermögen besitzen, und gerade in dieser Hinsicht stand ihr die eigene Persönlichkeit im Weg.
    Nachdenklich suchte sie ihren Platz auf.
    Sie eröffnete die Konferenz und stellte Vollzähligkeit fest. Nur Woome Bilabong konnte es sich nicht verkneifen, von vornherein Ärger zu machen. Er bestand auf seiner Ansicht, man hätte sämtliche Besatzungsmitglieder einladen und am Entscheidungsprozeß beteiligen sollen.
    Doch Ginsen wies den Gedanken von sich. Ein solches Verfahren nahm viel Zeit in Anspruch. Und hier, zehntausend Lichtjahre vor Hangay, einsam inmitten dieses Trümmerfriedhofs, kam es nicht darauf an, daß Entscheidungen mehrheitlich gefällt wurden. Die richtigen Entscheidungen mußten schnell getroffen werden.
    Dazu brauchte sie nicht die ganze Besatzung. Sie, Ginsen Khartu, war die Kommandantin. Schon etwa zwanzig Personen waren mehr, als eine geordnete Diskussion verkraften konnte.
    In der Folge berichtete Wrede Parnelle von den ungewöhnlichen Sichtungen der Beiboote. Sie hatten den Trümmerfriedhof gründlich vermessen und immer wieder nicht erklärbare Kursänderungen festgestellt. Das betraf die umherfliegenden Kartanin- und Hauriwracks ebenso wie die Bauteile der BASIS. In der Mannschaft der MONOCEROS kursierten bereits Gerüchte über „Spukerscheinungen"; und sie hatte Woome Bilabong in Verdacht, daran nicht ganz unschuldig zu sein.
    Resolut beendete sie die fruchtlose Diskussion, die sich anschloß.
    Es gab keinerlei Vorschläge. Die Konferenzteilnehmer versuchten nicht einmal, ihr die Entscheidung abzunehmen.
    Sie fühlte ihre eigene Überlegenheit so deutlich wie selten vorher. Gleichzeitig jedoch war in ihr die Gewißheit, daß das Gefühl trog. Es lag nicht am Denkvermögen der Leute, es lag an der psychologischen Situation. Vielleicht spürten sie, daß die Kommandantin die Entscheidung längst gefällt hatte.
    Sie würden weitermachen wie bisher, mit vielleicht noch mehr Aufmerksamkeit, aber im Grunde unverändert. Ginsen fügte noch ein paar Worte hinzu, die im Grunde wenig aussagekräftig waren. Dann übergab sie das Wort an Sunny Lynne.
    In der Tat - jetzt endlich kam Begeisterung auf. Dies war ein Thema, mit dem sich die Besatzung beschäftigen wollte.
    Der Spuk im Trümmerfriedhof wurde nur zu gern verdrängt. Ginsen war es recht so.
     
    *
     
    Zwei Wochen später legte Enlo Chartar ihr einen Plan vor. „Sieh mal, Ginsen", begann er, „dies ist eine schematische Darstellung des Trümmerfelds. Es mißt derzeit etwa fünfhundertzehn mal sechzehn Kilometer, jedenfalls grob. Wir haben versucht, eine genaue Karte der Zone aufzustellen, und es ist gründlich mißglückt. Das liegt an den Kursänderungen der Trümmer, von denen wir meiner Ansicht nach nur wenige mitbekommen. Der Rest ist

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