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143 - Alraunen-Spuk

143 - Alraunen-Spuk

Titel: 143 - Alraunen-Spuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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mitten in die große Wanne.
    »Na, das wird ein Vergnügen - für uns beide«, freute er sich und strahlte von einem Ohr zum
anderen. Er sah aus wie ein großer Junge, der sich einen Streich ausgedacht
hatte. »Ich werde dir sogar beim Auskleiden behilflich sein. Mir kommt's da auf
zwei, drei Handgriffe nicht an. Und wie ich die Sache sehe, werden wir das Bad
sogar gemeinsam nehmen. Die Wanne ist groß genug. Da ersparen wir dem Hotel die
doppelten Wasserkosten...«
     
    *
     
    Sie fröstelte, als sie zu sich kam.
    Sheila Hovman hatte im ersten Moment das Gefühl, im
Zelt zu liegen und nicht richtig in den Schlaftrakt geschlüpft zu sein.
    Dann registrierte sie den kalten, harten Boden unter
sich und die feuchte, kühle Luft...
    Das Mädchen schlug die Augen auf.
    Es dauerte einen Moment, bis sie sich an die
schummrige Dunkelheit gewöhnt hatten. Sie nahm schwere, düstere Wände wahr, die
aus großen Quadern bestanden, ein Deckengewölbe über sich, unweit von ihrem
Liegeplatz entfernt befanden sich zwei massige, klobige Säulen, die das Gewölbe
über ihr abstützten.
    Irgendwo tropfte Wasser...
    Sheila Hovman schluckte trocken. Wie kam sie hierher?
    Dann kehrte ihre Erinnerung Schritt für Schritt
zurück.
    Sie hatte das Zelt wegen eines Geräuschs verlassen.
Vor ihrem geistigen Auge tauchte die riesige Alraunwurzel auf, vor der sie
nicht entkommen konnte... eine Szene wie in einem Alptraum, der doch zur
Wirklichkeit geworden war.
    In der Luft war ein Schimmer, der darauf schließen
ließ, daß der Tag bereits anbrach.
    Es war ein grauer, lichtloser Tag, an dem die Sonne
Mühe hatte, eine dichte Wolkendecke zu durchdringen.
    Schummriges Tageslicht sickerte durch winzige
vergitterte Fenster, die sich unmittelbar unterhalb des Deckengewölbes
befanden.
    Der graue, stumpfe Schein fiel auf sie herab. Sie
lehnte halb gegen die feuchte, kalte Wand und bemühte sich aufzustehen.
    Im Licht des beginnenden Tages sah sie etwas, das sie
mit Grauen erfüllte.
    Sie blickte auf ihre Hände.
    Waren das ihre Hände?
    Nein! Das war unmöglich.
    Ihre Haut war jung und glatt. Diese aber - fahl und
knittrig wie bei einer Mumie.
    Eine eiskalte Hand schien sich in ihr Herz zu krallen.
Sheila Hovman verstand die Welt nicht mehr.
    Träumte sie? War sie in der Zwischenzeit wahnsinnig
geworden?
    Ihre Hände fingen an zu zittern, den ganzen Körper
erfüllte namenlose Angst.
    Langsam näherte sie diese furchtbar aussehenden Händen
ihrem Gesicht. Wie würde sich die Haut ihrer Wangen, ihrer Stirn, ihres Halses
anfühlen?
    Einen halben Zentimeter vor ihrem Gesicht wagte sie plötzlich
nicht mehr, ihre Handinnenflächen weiter tasten zu lassen.
    Sie hatte Angst vor einer furchtbaren Gewißheit.
    Was war Geschehen? Sie versuchte ihre Gedanken zu
ordnen und zwang sich zur Ruhe. Konnte es sein, daß sie einen Unfall erlitten
oder nach einer Operation nicht mehr aufgewacht war? Sie hatte von solchen
Dingen schon gelesen. Leute verloren das Bewußtsein und wachten dreißig,
vierzig oder fünfzig Jahre später wieder auf - und was in der Zwischenzeit
geschehen war, wußten sie nicht. Hatte sie ein derartiges Schicksal
durchgemacht und fing nun an, sich wieder ihrer Jugend zu erinnern, damals, als
sie achtzehn gewesen war?
    Sie schüttelte den Kopf und konnte das trockene
Schluchzen in ihrer Kehle nicht unterdrücken.
    Langsam schraubte sie sich in die Höhe, berührte mit
dem Rücken die kahle, feuchte Wand und blickte an sich herab. Sie trug ihren
dunkelblauen Frotteemantel.
    Und da war sie sicher, daß das, was
    sie jetzt erlebte, die Gegenwart ihrer Jugend war. Sie
konnte doch nicht dreißig, vierzig oder gar fünfzig Jahre diesen Anzug getragen
haben...
    Da schlug sie die Hände ins Gesicht. Sie handelte wie
aus innerem Zwang. Rauh und trocken fühlte sich die Haut ihrer Hände auf ihrem
faltigen, zerknitterten Gesicht an.
    Sheila Hovman gab einen wilden, gellenden Aufschrei
von sich.
    Ihr ganzer Körper, ihr Bewußtsein, sträubte sich gegen
das, was sie spürte. Die fiebrig glänzenden Augen blickten sich in der Runde
um, und sie begriff nicht, wo sie sich nun aufhielt.
    Was war das hier für ein Verlies? Weshalb hatte man
sie hierher gebracht?
    Dies waren nur zwei von zahllosen Fragen, die sich in
ihrem Bewußtsein wie ein Karussell drehten.
    Sie schrie um Hilfe. Laut und gellend hallte ihre
Stimme durch das kahle Verließ, und Sheila vernahm sie als Echo und höhnische
Rückantwort.
    Ihr wurde nicht bewußt, daß sie begann, mit

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