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143 - Rulfan von Coellen

143 - Rulfan von Coellen

Titel: 143 - Rulfan von Coellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Fluss lebte? Doch, das hat er.« Seit er an den Rollstuhl gefesselt war, monologisierte Haynz noch hingebungsvoller als früher. »Soll ihn Orguudoo mit einer hässlichen Frau bestrafen!« Er ballte die Rechte und schüttelte sie gegen das Ufer. »Mit einer hässlichen, brutalen, gehässigen, Tag und Nacht Gift speienden Frau soll er ihn strafen…«
    Fackeln flammten vor den Hütteneingängen auf. Manchmal sah der Hauptmann von Dysdoor die Schamanin, ihre Liebhaber und den weißhaarigen Mann aus Britana aus einer Hütte kommen oder in einer Hütte verschwinden. Dann stieß er jedes Mal einen Fluch aus oder brüllte ein auf Rulfan gemünztes Schimpfwort. Doch keiner beachtete ihn.
    Auch nicht die Männer und Frauen fünfzehn oder zwanzig Schritte entfernt an der Anlegestelle. Sie hatten sich im Lauf des Abends um den dicken, struppigen Kerl versammelt, der nicht vernünftig sprechen konnte und den Rulfan mit Sir Percival anredete und als Grandlord vorgestellt hatte.
    »Komischer Kerl«, knurrte Haynz. »Wirklich ein sehr komischer Kerl…« Wieder setzte er die Wisaaublase an.
    Ein Grandlord schien auf der Insel so eine Art Hauptmann zu sein. Der hier nahm seine Aufgabe ziemlich ernst – seit es dunkel geworden war, saß er mit dem Rücken zum Hausboot vor dem Laufsteg, das Ufer und Boot verband. So versperrte sein massiger Leib den Zugang zu Haynz. Der Zorn der Dysdoorer schien verraucht, und nun versuchten sie dem Hauptmann aus Britana die Sprache beizubringen, die man an den Ufern des Großen Flusses sprach. Und er lehrte sie Worte einer Sprache, die Rulfan Altenglisch nannte.
    Die Männer und Frauen der Pfahlsiedlung amüsierten sich gut, denn dieser Sir Percival war nicht in der Lage, ein R auch nur ansatzweise auszusprechen. Und so gab es bei den Leuten dort am Ufer eine Menge zu lachen.
    »Lacht ihr nur«, murmelte Haynz. Seine Zunge gehorchte ihm nicht mehr hundertprozentig. »Der Tag wird kommen, da werdet ihr nicht mehr lachen…« Er setzt die Schnapsblase an und trank. »Der Tag wird kommen, da werdet ihr bereuen, dem guten Haynz den Gehorsam verweigert zu haben…« Er hob die Stimme und schüttelte den drohend ausgestreckten Zeigefinger.
    »Der Tag wird kommen, da wird Wudan euch fragen, wo ihr gewesen seid, als der gute Haynz euch um eine kleine Prügelei oder um ein Bauchtänzchen bat! Dann wird großes Heulen sein und Zähneklappern…«
    »Psst«, machte es hinter ihm. Haynz fuhr herum. Hinter den Holmen der Bugreling sah er blondes Haar. »Kann ich an Bord kommen?«, flüsterte eine vertraute Stimme.
    »Suse, meine süße Suse…«
    »Psst! Nicht so laut. Kann ich kommen?«
    Haynz rollte seinen Stuhl ein Stück hinter die Decksaufbauten. »Hierher, hier sehen sie dich vom Ufer aus nicht. Komm schnell, meine kleine süße Göttin…«
    Suse kletterte auf Rulfans Einmaster, schlich ein Stück an dessen Reling entlang und wechselte dann an Bord des Hausbootes über. In der Deckung der Aufbauten setzte sie sich auf den Schoß des Hauptmanns. »Endlich, endlich… wenn du wüsstest, wie ich leide…« Sie verschloss ihm den Mund mit ihren Lippen.
    Bevor er seufzend die Augen schloss, sah Haynz ein Ruderboot mit fünf oder sechs Männern Richtung Flussmitte verschwinden. Es war ihm gleichgültig. Selig gab er sich den Zärtlichkeiten seiner nächtlichen Besucherin hin.
    Irgendwann stand Suse plötzlich auf, ging ein paar Schritte Richtung Bug und lehnte sich dort gegen die Reling. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und beobachtete das Treiben am Ufer.
    »Was tust du da, süße Suse?« Haynz hob erschrocken die Hände. »Nicht doch, meine Göttin! Sie werden dich entdecken! Komm schnell wieder zu mir…«
    Suse jedoch rührte sich nicht von der Stelle.
    ***
    Chira strich unruhig um Paacivals Knie herum. Beiläufig kraulte oder streichelte der bärtige Hüne sie, während er sich auf die fremdartig klingenden Sätze der Männer und Frauen um ihn herum zu konzentrieren versuchte.
    Von Zeit zu Zeit verharrte die kleine Lupa, drückte sich an Paacivals Hüfte und äugte zum Hausboot hinüber. Dabei knurrte sie leise. Das fiel dem Grandlord nicht gleich auf, denn er war mit den Leuten von Dysdoor beschäftigt.
    Nette Menschen übrigens, hier am Großen Fluss. Man geriet schnell ins Gespräch mit ihnen, selbst wenn man ihre Sprache nicht verstand. Ziemlich gut lachen konnten sie, und ihre Weiber waren hübsch und sparten nicht mit verheißungsvollen Augenaufschlägen.
    »Was ist los mit Rulfans

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