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143 - Rulfan von Coellen

143 - Rulfan von Coellen

Titel: 143 - Rulfan von Coellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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der Paarungszeit ihr zentrales Nervensystem beschlagnahmt.) Die erste Abendbrise kam auf. Es war immer noch warm, aber Liob’hal’sharan knöpfte ihren Wakudapelzmantel zu und zog die Kapuze über den Kopf. (Ich kann mir das nicht vorstellen. Wenn Est’hal’orguu nämlich Recht hätte, müsste auch ihr Paarungspartner von dieser Kontrollstörung betroffen sein. Ist er aber nicht, er gehorcht ohne jeden Widerstand. Sie dagegen ist ein Risikofaktor.) (Wir haben ihr vorsichtshalber noch einmal eine konzentrierte Dosis des Virus gespritzt), dachte Est’hal’orguu.
    (Vorsichtshalber haben wir sie eingekerkert, sonst hätte sie möglicherweise unsere Abwesenheit ausgenutzt, um die Operationen rückgängig zu machen…) (Ohne eure Anweisung? Wie kann das sein? Ist sie etwa immun gegen den Cerebralvirus?)
    (Immun wohl kaum, doch vielleicht hat diese Macht eine schützende Wirkung), räumte Est’hal’orguu ein. (Man muss sie genauer untersuchen.)
    (Man müsste die entsprechenden Eiweißverbindungen analysieren), dachte Thul’hal’muna. (Dazu jedoch brauchten wir Gewebe eines Hirns, das von dieser Macht befallen ist.) (Das ist wahr. Doch zunächst gilt es ihre Auswirkungen auf das lebende Objekt zu verstehen.)
    (Schon dass sie ohne Befehl nachts zum Fluss schlich, um jenes primitive Ritual auszuüben, beunruhigte mich), dachte Liob’hal’sharan.
    (Aber wir sind hier auf keiner Forschungsexpedition. Wir sollten uns ihrer so schnell wie möglich entledigen.)
    (Schon in dieser Nacht wirkte die Macht in ihrem Nervensystem. Ich sah es in ihren Augen, als ich ihr zum ersten Mal begegnete.)
    (Von was für einer Macht redet ihr da?), wollte Thul’hal’muna wissen.
    (Sie nennen sie »Liebe«), erklärte Est’hal’orguu. (Ich würde sie gern genauer erforschen.)
    (Projekt Daa’mur hat Vorrang), widersprach Liob’hal’sharan. (Sobald wir mit Rulfan und seinen Begleitern fertig sind, führt dein Weg dich auf die Insel, die sie Britana nennen; gemeinsam mit vier präparierten Exemplaren. So will es der Sol. Und Thul’hal’muna hat in den Süden aufzubrechen.)
    (Ich werde mein heißes Bassin vermissen. Darf ich euch zu einem Bad einladen?)
    Die beiden Daa’muren aus Marienthal waren einverstanden.
    In Begleitung einiger Sklaven aus Coellen gingen sie von Bord des Dreimasters. Durch das hohe Gras der Uferaue liefen sie zur Mauer hinauf.
    (Bis wir Rulfan und den Schwergewichtigen neutralisiert haben, bleibt mir noch Gelegenheit genug, diese Macht zu studieren.) Est’hal’orguu sinnierte noch immer über die rätselhafte »Liebe«.
    (Das hoffe ich nicht, wie gesagt.) Liob’hal’sharan schritt durch das Tor. (Morgen früh werden wir wohl die Nachricht von Rulfans Neutralisierung erhalten.) (Mir schwebt da ein Experiment vor.) Est’hal’orguu schien gar nicht mehr auf die Auren seiner Gefährtinnen zu achten.
    (Überlass mir Calundula einfach, Liob’hal’sharan. Auf die Insel kann ich sie sowieso nicht mitnehmen.) Hinter Est’hal’orguu fiel das Tor ins Schloss. Der Lärm hallte über den Großen Fluss. Im Westen hing Abendrot über den Dächern der Siedlung und über dem Dom wie blutige Fetzen eines zerrissenen Brautschleiers…
    ***
    Die Nacht zog auf, der Tag versank. Ein scheußlicher Tag, fand der Hauptmann von Dysdoor. »Ein wirklich scheußlicher und ganz und gar versauter Tag«, murmelte er. »Und wer hat Schuld? Nur Rulfan von Coellen hat Schuld, wer sonst?«
    Keiner seiner Dysdoorer gehorchte ihm mehr. Keiner tanzte für ihn, keiner prügelte sich für ihn, keiner wollte mehr Faxen machen, um ihn zu zerstreuen. Das schmerzte Haynz von Dysdoor arg.
    »Rulfan, o Rulfan…!« Er setzte das Mundstück einer in Fell eingelassenen Wisaaublase an die Lippen und nahm einen Schluck Tofanenschnaps. Heiß rann es ihm durch Kehle und Brust bis in den Bauch. »Wer sonst, frag ich…?«
    Sein jüngster Neffe hatte den guten Tropfen an dem Dicken aus Britana vorbei an Bord geschmuggelt, der einzige Sohn von Glemenz’ Hauptfrau. Die nämlich verabscheute ihren Gatten, und wann immer der nicht gut auf seinen älteren Bruder Haynz zu sprechen war, verbündete sie sich mit dem Hauptmann gegen ihn.
    Bei Einbruch der Dunkelheit war der Junge auf einem kleinen Floß bis an die Bordwand geschwommen und dann auf das Hausboot geklettert. »Guter Junge, sag ich…«
    Noch ein Schlückchen. »Schon immer hat Rulfan Schuld gehabt. Dummer Rulfan, böser Rulfan! Hat er mich nicht all die Jahre bekämpft, als er noch hier am Großen

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