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143 - Rulfan von Coellen

143 - Rulfan von Coellen

Titel: 143 - Rulfan von Coellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Metallverarbeitung beherrschte. Und Gemmen und Schwerter der beiden Männer stammten ohne Zweifel aus der Werkstatt eines Meisters, der etwas von seinem Handwerk verstand.
    Der kleinere der beiden Männer hieß Edi. Er war blond. Der größere, dunkelhaarige hieß Rolando. Aus einem Grund, der Rulfan verschlossen blieb, konnten sie sich offensichtlich nicht mehr von der Schamanin Ankela trennen.
    Das Paar begleitete sie auf dem Weg aus dem Wald zurück nach Dysdoor. Paacival beäugte sie und die Frau misstrauisch.
    Für sein Verständnis verhielten sich die Männer zu still und entschieden zu hilfsbereit Ankela gegenüber, und für sein Verständnis redete die Schamanin entschieden zu viel. Das Selbstbewusstsein, mit dem sie auftrat, ging ihm gegen den Strich. Mehr als einmal sah Rulfan ihn die Nase rümpfen, die Stirn runzeln oder die Augen verdrehen. Er erklärte ihm, dass die Waldfrau Ankela eine Art Druud war.
    »Eine Woom als Dwuud?« Paacival tippte sich an die Stirn.
    »Gibbsnich.«
    Gegen Abend kehrten sie mit zwei Säcken Rinde des Silberschleierbaums in die Ruinen Dysdoors zurück. »Ich möchte, dass alle Dysdoorer noch einmal von deinem Tee trinken, Schamanin«, sagte Rulfan. »Gleich morgen früh will ich ein kleines Heer aus vierzig oder fünfzig Kriegern zusammenstellen und nach Coellen segeln.« Er übersetzte für den Grandlord.
    Ein Strahlen ging über dessen Gesicht. »Endlich Kwieg?«
    Er klopfte auf seine Axt. »Endlich Kampf? Kann ich mich endlich läutaan?«
    »Die Coelleni sind meine Freunde«, wehrte Rulfan ab. »Ich hoffe nicht, dass es zum Kampf kommt.« Er grübelte schon seit zwei Tagen, wie er es anstellen könnte, ohne Blutvergießen in Coellen einzudringen und wenigstens einigen Bewohnern das Gegenmittel zu injizieren.
    »Ausgeschlossen«, beschied ihm Ankela. »Sie haben keinen Hauptmann, keinen Anführer, keinen mit Verstand im Kopf, der nicht ihrer fiesen Kanzlerin verfallen wäre.« Die Schamanin winkte ab. »Es gibt keinen in Köln, der ihnen befehlen könnte, sich die Spritzen verpassen zu lassen. Muna, das verfluchte Weib, kontrolliert sie Tag und Nacht.«
    Rulfan dolmetschte für Paacival. Der zog sein Schwert halb aus der Rückenscheide. »Eine Woom is Gwanload inne Coellen? Übalasse mia, ich machse featig!«
    »Du weißt ja nicht, wovon du sprichst, Sir Percival.«
    Sie erreichten die Pfahlbausiedlung. Auf den Holzterrassen gab es einen Tumult. Vor Haynz’ Hausboot hatten sich gut drei Dutzend Männer und Frauen versammelt. Sie schüttelten die Fäuste oder schleuderten aus Schlamm und Abfall geformte Wurfgeschosse gegen Haynz und seine Wasserresidenz. Die Frauen zeterten, die Männer fluchten und schimpften.
    Der Hauptmann selbst hockte am offenen Gatter der Reling in seinem Rollstuhl. Mit einem großen runden Schild schützte er sich gegen die Schmutzbrocken. Schwerter und sein Bogen lehnten in Griffweite neben der Reling. Den Laufsteg hatte er vom Ufer gezogen. Die Planken ragten jetzt vom Hausboot aus ins Wasser hinein.
    »Platz machen! Weg hier!« Rulfan nahm Chira auf die Arme. Mit Ellenbogen und Fäusten bahnten er und der Grandlord sich einen Weg durch die Menge. »Aufhören! Geht in eure Hütten!«
    »Was wollense?«, fragte Paacival. »Was schimpfense?«
    »Sie wollen sich für die Demütigungen rächen, die ihr Hauptmann ihnen in den letzten Monaten zugefügt hat«, erklärte Rulfan auf Altenglisch.
    »O Rulfan von Coellen!«, zeterte der Hauptmann. »Was hast du dem guten Haynz angetan! Unglück hast du ihm gebracht mit deiner dummen, dummen Medizin gegen Geister! Nichts als Unglück, Unglück, Unglück!« Seine Stimme überschlug sich.
    »Was ist geschehen?«
    »Was fragst du so dumm, du böser Rulfan!? Keiner gehorcht mehr! Keiner bringt mir Essen! Keiner zerstreut mich!« Haynz Stimme kippte ins Weinerliche. »Und jetzt wollen sie mich prügeln, ja prügeln! Den armen Haynz prügeln, stell dir das nur einmal vor! Womit habe ich das verdient? Bin ich nicht geschlagen genug? Orguudoo hat dich zu mir geschickt…!«
    »Hatta Weeht…«, sagte Paacival, während er Rulfans Übersetzung lauschte.
    »Suse, wo bist du!« Der tonnenförmige Mann im Rollstuhl heulte laut. »Suse von Coellen! Erhöre mein Flehen, holde Göttin!« Haynz breitete Arm und Schild gegen den Sommerhimmel aus. »Komm zu mir und tröste mich…!«
    Rulfan verscheuchte die Dysdoorer vom Ufer und von den Terrassen. »In eure Hütten! Los! Eure Schamanin und ich werden euch gleich untersuchen!«

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