143 - Rulfan von Coellen
Murrend ließen die Männer und Frauen Schlamm und Dreck fallen und zogen sich zurück.
»Ich habe eine Aufgabe für dich«, sagte Rulfan zu Paacival.
»Sagseschon.«
»Würdest du den Laufsteg wieder aus dem Wasser holen?«
Der Grandlord nickte. »Und danach bewache den Zugang zum Hausboot. Niemand darf an Bord.« Rulfan senkte die Stimme.
»Vor allem achte auf eine junge blonde Frau. Sie darf am allerwenigsten zu Haynz. Und falls sie auftauchen sollte – hüte auch du dich vor ihren Berührungen. Kann ich mich auf dich verlassen, Sir Percival?«
Mit der Rechten streckte der struppige Hüne sein Schwert in die Luft, mit der geballten Linken schlug er sich an die Brust.
»Binnich de Gwanload Paacival, odda binnichen nich?!«
***
Die Sonne versank hinter den Dächern von Coellen. Lange Schatten warfen die Masten des klobigen, vollgeladenen Seglers auf das ruhig dahinströmende Wasser des großen Flusses. Lange Schatten warfen auch die Decksaufbauten, die festgezurrten Container und die drei Daa’muren am Heck.
Sie blickten drei Ruderbooten hinterher. Rasch entfernten sie sich von der Anlegestelle und hielten auf die Brücke zu.
Dabei lagen die Ruderholme in den Booten, und die Ruderer, achtzehn insgesamt, hockten entspannt auf ihren Bänken. Ein Amphibienpanzer zog die Boote in die Flussmitte.
Im rechten Boot saß Tones, Thul’hal’munas Kapitän. Sie hatte ihm das Kommando für diese nächtliche Mission anvertraut. Und Liob’hal’sharan hatte ihm einen Richtfunksender gegeben.
Im mittleren Boot saß die blonde Suse.
Jetzt verschwanden die schlanken Holzkähne hinter dem Pflanzenvorhang, der von der Hohenzollernbrücke bis auf die Wasseroberfläche herunterhing. Der Motorenlärm des Amphibienpanzers entfernte sich rasch.
(Wie lange werden sie brauchen bis Dysdoor?) Est’hal’orguu benutzte den mentalen Weg der Verständigung.
Er war unmissverständlicher, außerdem arbeiteten Primärrassenvertreter hinter ihnen vor und in den offenen Laderäumen.
(Im letzten Licht der Dämmerung werden sie die ersten Ruinen sehen.) Thul’hal’munas weißgoldenes Haar schimmerte rot von der untergehenden Sonne. (Danach werden sie ausschließlich die Ruder benutzen und eine halbe Stunde später die Pfahlhüttensiedlung erreichen.) (Wenn die Zeitläufe uns günstig gestimmt sind, werden sich Rulfan von Coellen und sein Begleiter an Bord des Hausbootes befinden) , dachte Liob’hal’sharan. (Ich würde es begrüßen, wenn wir die aktuellen Herausforderungen in einem Zug überwinden könnten.)
(Ich nicht.) Est’hal’orguu verschränkte die Arme vor der Brust und blickte ins Abendrot. (Ich möchte ihm in die Augen sehen, wenn er erlischt. Ich wünsche jedes Mitglied des inneren Mefju’drex-Zirkels persönlich zu neutralisieren.) Thul’hal’muna musterte ihn halb neugierig, halb amüsiert, Liob’hal’sharan dagegen mit unverhohlenem Tadel. (Derartige Affekte scheinen mir eines bewährten Daa’muren unwürdig.
Du solltest dich um äußerste Klarheit deiner ontologisch-mentalen Substanz bemühen, Est'hal'orguu.) Etwas wie Heiterkeit perlte aus Thul’hal’munas Aura. (Ob Leq oder Hal oder Sil – jeder experimentiert auf seine Weise.) Sie winkte ab. (Und jeder hat ein Recht auf die Unterhaltung, die ihm gebührt.)
(Hier ist keineswegs die Rede von einem Experiment, und schon gar nicht von Unterhaltung, verehrte Thul’hal’muna.) Est’hal’orguus Miene nahm einen harten Ausdruck an. Seine Gedanken tönten wie Paukenschläge. (Rulfan von Coellen gehört zum Kreis der Primärrassenvertreter, die meine Mutter neutralisiert haben. Aber genug davon.) Er wandte sich ab, stützte sich auf die Steuerbordreling und blickte nach Westen in den Abendhimmel. (Wie gehen wir vor?) (Im Licht des übernächsten Sonnenaufgangs will ich die Segel hissen und nach Süden fahren), kam es aus Thul’hal’munas Aura. (Bis dahin müssen außer dem Krüppel auch Rulfan von Coellen, sein schwergewichtiger Begleiter und möglichst auch jenes weibliche Exemplar erloschen sein, das sich auf das Gegenmittel versteht. Spätestens morgen Abend also brauche ich eure sieben mit Explosivstoff präparierten Exemplare hier in Coellen.)
(Das ist nicht das Problem), dachte Est’hal’orguu. (Das Problem ist die Primärrassenvertreterin, die nur unzureichend gehorcht.)
(Wie ist das möglich?), wollte die Daa’murin in der Gestalt der weißblonden Frau wissen.
(Est’hal’orguu glaubt, es liegt an einer speziellen Kraft, die während
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