1430 - Der Vampir-Clown
seiner Umgebung noch zwei Blutsaugerinnen, die ich allerdings noch nicht zu Gesicht bekommen hatte.
Corky ging einen kleinen Schritt zurück. Er hatte wohl Mühe, mich einzuordnen. Möglicherweise spürte er auch, dass ihm hier jemand entgegentrat, der keine Furcht zeigte. Deshalb blieb er zunächst abwartend, aber ich sah, dass sich seine Augen unruhig bewegten. Sie erinnerten mich an Kugeln, die mal hell und mal dunkel schimmerten.
Ich setzte meinen Weg fort, und es machte mir nichts aus, von zahlreichen Augenpaaren beobachtet zu werden. Für mich gab es nur Corky, diesen Vampir-Clown, wobei beide Begriffe nicht zueinander passten.
In den Reihen schienen die Zuschauer zu spüren, dass sich etwas Besonderes anbahnte. Jedenfalls hörte ich keine Kommentare. Ich empfand es als gut, denn eine Panik wäre schlimm gewesen.
Ich stieg über die Begrenzung der Manege hinweg und erreichte beim nächsten Schritt bereits den weichen, mit Sägemehl bestreuten Boden, wo Corky auf mich wartete.
Ich blieb stehen und breitete die Arme aus.
Der böse Clown starrte mich an. Ich schaute direkt in seine Augen, die für mich keinen menschlichen Ausdruck zeigten. Sie erinnerten mich an Glaskugeln, in deren Innern sich die Farben grün, gelb und schwarz verteilten.
Aus der Nähe sah ich auch die Maske besser. Sie kam mir nicht mehr so hell vor. Ein Stich ins Graue war nicht zu übersehen, und ich entdeckte auch die Flecken auf der Außenhaut.
Ob sie weich oder hart war, konnte ich nicht feststellen. Das war im Moment auch nicht wichtig. Der Clown hatte etwas anderes vor.
Eine Hand fuhr hoch zu seinem Kragen, und dort schaltete er das Mikro aus. Eine Vorsichtsmaßnahme, da er dem Frieden nicht traute.
Jetzt konnten wir normal sprechen, ohne dass uns die Zuschauer hörten.
Genau das tat Corky. Seine Frage traf mich wie ein Hauch.
»Wer bist du?«
»Ich heiße John Sinclair.«
»Und?«
»Wolltest du nicht deinen Spaß haben?«
»Ja.«
»Ich auch, Corky, ich auch. Und ich kann dir versprechen, dass ich ihn haben werde. Es gibt eine Sorte von Monstern, die ich aus tiefstem Herzen hasse. Das sind Vampire. Und deshalb bin ich hier, um dich zur Hölle zu schicken, Corky…«
***
Jane Collins hatte sich die Stelle gemerkt, an der Justine auf sie warten musste. Recht leichfüßig lief sie die Stufen hoch, und sie spürte, dass ihr Herz immer schneller schlug, denn so cool wie sie wirkte, war sie in Wirklichkeit nicht.
Justine wartete auf sie wie eine alte Freundin. Sie hatte sogar noch mal gewinkt. Dass die Zuschauer Jane ab und zu erstaunt anschauten, störte sie nicht weiter. Sie warf keinen Blick zurück in die Manege, erst wollte sie ihr Ziel erreichen.
Noch ein paar Stufen, und sie hatte es geschafft. Sie blieb in Justines Nähe stehen.
»Da bist du ja endlich.«
Jane Collins schüttelte heftig den Kopf. »Hör auf, so zu reden. Warum sollte ich kommen?«
»Weil ich weiß, wo sie sind.«
Jane hob Daumen und Zeigefinger. »Die beiden Blutsaugerinnen?«
»Ja.«
»Und wo stecken sie?«
»Zwischen den Zuschauern. Sie sitzen sogar recht günstig für uns, denn sie haben sich zwei freie Plätze am Rand ausgesucht. Ich weiß nicht, wann sie saugen wollen, aber sie sitzen einfach zu weit voneinander entfernt, als dass ich bei beiden gleichzeitig sein kann.«
»Gut. Also übernehme ich die eine. Wo soll ich hin?«
Justines Lippen zogen sich in die Breite. Sogar ihre beiden Vampirzähne zeigte sie. »Du kannst hier in der Nähe bleiben. Im nächsten Gang. In der dritten Reihe von oben. Auf dem Sitz direkt am Gang kannst du sie finden.«
»Gut.«
»Dann hole ich mir die andere.«
»Wo musst du hin?«
»Fast bis auf die andere Seite.«
Mehr sagte die Cavallo nicht. Jane wusste nicht, ob sie bewaffnet war oder nicht, doch das war allein Sache der Blutsaugerin, die jetzt gegen ihre Artgenossinnen vorging, worüber Jane eigentlich nur den Kopf schütteln konnte.
Die Detektivin hatte sich den Ort eingeprägt, zu dem sie hin musste. Zuvor warf sie einen Blick nach unten in die Manege. Sie sah, dass John Sinclair dabei war, auf die Manege zuzugehen, wo dieser böse Clown auf ihn wartete.
Um John machte sie sich keine Sorgen. Er war schon mit ganz anderen Feinden fertig geworden. Jetzt kam es darauf an, dass sie sich die Blutsaugerin schnappte.
Es dauerte nur Sekunden, bis sie den Gang erreicht hatte. Dritte Reihe von oben aus gesehen.
Sie war bis auf den letzten Platz besetzt, und ganz außen am Gang sah sie den Kopf und
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