1430 - Der Vampir-Clown
Gegend waren die Frauen verschwunden und nicht wieder aufgetaucht. Als hätte sie der Erdboden verschluckt, woran ich nicht glaubte. Es stand auch nicht fest, dass man sie umgebracht hatte. Sie waren einfach nur weg, als hätten sie alles hinter sich gelassen. So etwas gab es ja, und es war normalerweise kein Grund für die Polizei, sich darum zu kümmern, falls keine Hinweise auf ein Verbrechen vorlagen, aber in diesem Fall waren es Frauen gewesen, die in einem bestimmten Gebiet lebten. Praktisch in einem Umkreis von fünfzig Meilen und in einer Gegend, die sehr waldreich war.
Justine, der Lockvogel!
Den Job hatte sie gern angenommen. Jeder, der versuchte, sich an ihr zu vergreifen, würde bei ihr sein blaues Wunder erleben.
Natürlich standen wir nicht einfach nur da, um uns auszuruhen.
Es gab schon einen Kontakt zu der Blutsaugerin, denn sie trug einen Sender am Leib, und so konnten wir durch einen Lautsprecher mithören, was sie sagte und tat.
Es war ein sehr leistungsstarkes Gerät, das über eine Distanz von etwa dreißig Meilen sendete.
Es war zunächst ein Versuch, mehr nicht. Wir glaubten nicht daran, dass unser erster Einsatz bereits von Erfolg gekrönt sein würde, und so gaben wir uns recht entspannt.
Jane Collins hatte für Proviant gesorgt. Wir konnten Kaffee aus der Warmhaltekanne trinken, aber auch Wasser und Saft.
Kekse und kleine Salamiwürste hatte sie gegen den Hunger eingepackt. Beinahe ein perfektes Picknick. Es fehlten nur noch die alkoholischen Getränke.
Die Verständigung zwischen Justine und uns klappte gut. Selbst wenn sie flüsterte, war sie gut zu verstehen. Sie hatte uns mitgeteilt, dass sie sich erst wieder melden würde, wenn etwas passierte oder wenn sie keine Lust mehr hatte.
Zwei, drei Stunden hatten wir uns gegeben. Dann würde sich der Tag verabschieden und die Dämmerung hereinbrechen.
So warteten wir, tranken hin und wieder einen Schluck aus der Dose, und ich kaute auf der dünnen Salami herum, die allerdings mehr einer Gummiwurst glich.
»Was ist eigentlich mit Justine?«, sprach ich die Detektivin an.
»Willst du sie als Partnerin in deinen Ein-Mann-Betrieb aufnehmen?«
Die Frage hatte Jane geschockt. Kerzengerade setzte sie sich hin.
»Das glaubst du doch nicht im Ernst?«
»Wieso? Hier mischt sie doch schon mal mit.«
»Klar, das tut sie, aber das ist eine Ausnahme.«
Ich musste lachen. »Wenn man einer Justine Cavallo den kleinen Finger reicht, dann nimmt sie gleich die ganze Hand und den Arm noch als Zugabe.«
»Nein, nein, so wird das nicht laufen. Das siehst du zu schwarz.«
»Wir werden sehen.«
Wieder rollte ein Wagen an uns vorbei. Ein dunkelblauer Transporter mit einem weißen Firmenaufdruck. Zwei Männer hockten im Fahrerhaus. Keiner von ihnen schaute zu uns hin. So war es uns schon mit einigen Fahrzeugen gegangen. Insgesamt allerdings herrschte so gut wie kein Verkehr. Diese Gegend schien von allem verlassen zu sein, was sich auf vier Rädern oder zwei Beinen bewegte.
Wir hatten unsere Ruhe, konnten uns unterhalten, und Jane nahm wieder das Thema Justine auf.
»Ich werde einen Teufel tun und mit der blonden Bestie zusammenarbeiten. Das bleibt eine Ausnahme, obwohl ich zugeben muss, dass sie manchmal sehr dienlich sein kann.«
»Eben. Besonders gegen Mallmann, Dracula II!«
Da nickte sie. Er war eines unserer großen Probleme. Trotz zahlreicher Bemühungen war es uns nicht gelungen, ihn zu stellen und zum Teufel zu schicken. Er hatte es immer wieder geschafft, zu überleben, und es war ihm sogar gelungen, seine Vampirwelt neu einzurichten. Da konnte man ihn als zäher ansehen als den Schwarzen Tod, der durch einen Treffer aus der Goldenen Pistole endgültig vernichtet worden war.
»Es wäre mir auch ziemlich egal«, sagte Jane, »wenn sie sich nur nicht von Blut ernähren würde.«
»Du kannst sie nicht umpolen. Auch wenn es nicht den Anschein hat, letztendlich ist und bleibt sie eine Vampirin, die sich ihre Nahrung immer wieder holen muss.«
Jane nickte trübe vor sich hin. Dabei strich sie über den Stoff ihrer Jeanshose, der ihre Beine recht eng umspannte. Sie trug dazu eine Jeansjacke und einen dünnen Pullover, dessen Muster aus blassen blauen und blassen gelben Querstreifen bestand.
Über das Wetter konnten wir uns insofern nicht beklagen, als dass es nicht regnete. Ansonsten war von einem Sommer weit und breit nichts zu sehen, denn die Sonne hielt sich vornehm zurück. Sie ließ den dünnen, grauen Wolken den Vortritt.
»Willst
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