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1437 - Der Weg nach Bentu-Karapau

Titel: 1437 - Der Weg nach Bentu-Karapau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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verließen eilig die Kammer. Niemand achtete auf sie, und das war gut so, denn nicht immer waren sie imstande, angesichts dessen, was sie sahen, nach außen hin kühl und unbeteiligt zu bleiben.
    Es schien, als stünden all die vielen ausgebauten Hohlräume auf irgendeine Weise miteinander in Verbindung.
    Die düsteren Straßen der Außenwelt dienten offenbar dem Transport schwerer oder sperriger Güter. Das eigentliche Leben der Stadtbewohner spielte sich ausschließlich hier drinnen ab.
    Der Boden, über den sie schritten, bestand aus poliertem Gestein. Zu beiden Seiten des breiten Korridors erhoben sich glatte, farbig angestrahlte Wände, die bis zur oberen Begrenzung des natürlichen Hohlraums reichten und fest mit dem stumpfschwarzen Lavagestein verbunden waren. Allerlei Geschäfte waren in diesen Gebäuden untergebracht, und die meisten Türen waren geöffnet. In Tekkado schien sich niemand zu scheuen, seine Geschäfte in aller Öffentlichkeit abzuwickeln, obwohl der größte Teil dieser Aktivitäten wahrhaftig hinter verschlossene Türen gehört hätte.
    Nie zuvor hatten Dao-Lin-H'ay und Ge-Liang-P'uo solche Mengen von verbotenen Waren auf einem Fleck beieinander gesehen. Dabei war ihnen klar, daß sie nur einen Bruchteil dessen zu Gesicht bekamen, was in dieser Stadt tatsächlich im Handel war, und das wenige war schon erschreckend genug. „Du hattest völlig recht", sagte Ge-Liang-P'uo leise. „Wenn wir Mai-Ti-Sh'ou hier heruntergebracht hätten - sie wäre glatt übergeschnappt. Oh, du meine Güte, hast du das da eben gesehen? Waren das nicht die Reliquien von G'hori-S'osh?"
    „Nicht stehenbleiben!" flüsterte Dao-Lin-H'ay. „Beim Geist von Ardustaar - reiß dich zusammen! Wir dürfen hier nicht auffallen!"
    Aber es waren die Reliquien von G'hori-S'osh, und es tat weh, sie in einem Trödelladen zu sehen.
    Wie mochten sie hierhergekommen sein? War das gesamte Heiligtum geplündert worden? Die Großen Familien von einst hatten ihre Vormachtstellung verloren. Waren sie so unbedeutend geworden, daß jeder hingehen und ihre heiligsten Güter rauben konnte?
    Dao-Lin-H'ay war nahe daran, die Gefahr zu vergessen.
    In dieses Geschäft stürmen, den Besitzer und seine Kumpane nach Strich und Faden durchprügeln und dann die kostbaren Reliquien in Sicherheit bringen - es hätte ihr eine ungeheure Befriedigung verschafft. Und es wäre eine Sache von Minuten gewesen.
    Wer sollte sie daran hindern, es zu tun?
    Der silberschuppige Draahn, der in diesem Trödelladen stand?
    Wie konnte ein Draahn es wagen, die Reliquien von G'hori-S'osh auch nur zu berühren? Kein Kartanin hatte jemals einen Schrein der Draahns betreten, und die großen Heiligtümer hatten sie noch nicht einmal angesehen, um die religiösen Gefühle der Geschuppten nur ja nicht zu verletzen.
    Durfte man da nicht dieselbe Rücksichtnahme auch in umgekehrter Richtung erwarten?
    Aber der Draahn hatte mit Sicherheit Freunde, und den schweren Strahler hatte er gewiß auch nicht zum Spaß am Gürtel zu hängen. Er beobachtete die beiden Kartanin, und obwohl seine silbrig weißen Augen mit den winzigen Pupillen darin völlig ausdrucklos blieben, wußte die Kartanin, daß der Händler nur auf eine falsche Bewegung wartete.
    Sie hätten die Kleidung wechseln sollen.
    Die weißen Kombinationen verrieten jedem, woher sie kamen.
    Dao-Lin-H'ay wandte sich ab. Sie spürte den stechenden Blick des Händlers im Rücken, aber sie drehte sich nicht um. Sie sah auch über die beiden Artgenossen des Draahn hinweg, die aus dem Laden traten.
    Sie trugen Waffen in den Händen, und diese Waffen waren entsichert. „Jetzt haben wir es also doch geschafft", flüsterte sie Ge-Liang-P'uo zu. „Laß mich das machen", antwortete Ge-Liang ebenso leise.
    Sie wollte sich umdrehen, um den Blickkontakt zu den beiden Draahns herzustellen, denn diese Wesen waren sonst kaum zu beeinflussen. „Nein!" flüsterte Dao-Lin-H'ay hastig. „Ich habe mich geirrt. Die beiden meinen gar nicht uns. Laß uns schleunigst von hier verschwinden!"
    Sie sahen ein halbes Dutzend traditionell gekleidete Draahns, die mit krummen, blitzenden Messern und kunstvoll geflochtenen Fangseilen bewaffnet, dahergetrottet kamen, und sie beeilten sich, dieser Gruppe Platz zu machen. Als die Draahns an ihnen vorbei waren und sich dem Laden näherten, machten sich die beiden Kartanin eilig davon.
    Sie befanden sich dabei in bester Gesellschaft. Auch die einheimischen Passanten hatten offenbar keine Lust, sich in

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