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1439 - Totenfeld

1439 - Totenfeld

Titel: 1439 - Totenfeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte.
    Wir stoppten, stiegen aus und schauten uns die Kawasaki an. Jane schüttelte den Kopf.
    »Was hast du?«, fragte ich sie.
    »Ich weiß nicht, ob die beiden Kollegen nicht auf der falschen Fährte sind.«
    »Warum?«
    »Ob man mit dieser Maschine noch fahren kann, glaube ich kaum. Die ist ja völlig verdreckt und verschlammt.«
    »Dann muss sie abgeholt werden. Hier kann sie nicht für immer liegen bleiben.«
    »Das ist nicht unser Problem.«
    Der Graben war ziemlich tief. Sehr breit war er nicht. Wir konnten ihn mit einem langen Sprung überwinden.
    Ich sprang als Erster auf den Acker, dessen Boden sehr weich und nachgiebig war. Klar, einen ersten Frost hatte es noch nicht gegeben.
    Außerdem lag die Wintersaat schon auf dem Feld. Dafür musste der Landwirt den Boden schon umgepflügt haben.
    Ich streckte Jane Collins die Hand entgegen. Sie stieß sich an der anderen Seite ab und sprang. Es war gut, dass ich ihr beistand, denn sie landete an einer Stelle, die sehr weich war, sodass sie einsackte und ihre Hose beschmutzte.
    »Immer ich«, sagte sie.
    »Einen trifft es eben immer.«
    »Warte ab, wir sind erst am Anfang.«
    Das traf genau zu. Als wir uns umschauten, war von einem Feld nicht viel zu sehen. Man spricht immer davon, dass sich der Nebel wie ein Tuch ausbreitet. Wir erlebten das hier. Nur konnte man nicht von einem flachen Tuch sprechen. Die grauen Lappen, die zusammenhingen und keine Lücke aufwiesen, hüllten uns völlig ein.
    Wenn wir nach oben schauten, war der Himmel nur zu ahnen.
    »Weißt du, was wir vergessen haben?«, fragte Jane.
    »Nein.«
    »Zu fragen, wie groß das Feld hier ist.«
    Ich hob die Schultern. »Wir werden es erleben, da mach dir mal keine Gedanken. Wir müssen nur darauf achten, dass wir die Richtung beibehalten und nicht vom Weg abkommen. Verlaufen möchte ich mich auf dem Acker nicht.«
    Jane nickte.
    Es war natürlich kein normales Gehen. Bei jedem Schritt sackten wir ein. Schweben wie die Geister konnten wir leider noch nicht. Es hatte auch keinen Sinn, sich zu ärgern.
    Hin und wieder huschten Schatten über unsere Köpfe hinweg. Wir hörten ein leichtes Schwappen, als würde jemand mit irgendwelchen Pützlappen spielen.
    Dunkle Vögel huschten durch die Luft. Sie waren auf der Suche nach Nahrung, aber es gab zu viele Hindernisse, die sie davon abhielten. Nicht nur wir, sondern auch die starren Gestalten, von denen zwei in der Suppe sichtbar wurden.
    Wir blieben stehen, als wir sie sahen.
    »Vogelscheuchen«, murmelte Jane.
    »Sicher.«
    »Dafür habe ich mich immer interessiert. Komm, lass sie uns mal aus der Nähe anschauen.«
    Ich war nicht dagegen, verspürte trotzdem ein leichtes Herzklopfen. Woran es lag, wusste ich nicht. Um uns herum herrschte eine drückende Stille. Die Welt hatte sich in tiefes Schweigen zurückgezogen. Die Nebeltücher hinterließen ihre feuchten Bahnen auf unseren Gesichtern, und ich merkte, dass ich mich irgendwie von dieser Atmosphäre einfangen ließ. Es gab keine realen Bilder mehr. Alles schien sich vor uns zurückzuziehen.
    Die Stille blieb bestehen. Oft genug hatte ich erlebt, dass sie so etwas wie eine Täuschung war. In ihr verbarg sich das Grauen und wartete nur darauf, an die Oberfläche zu gelangen und zuzuschlagen.
    Dann waren wir am Ziel!
    Eine Vogelscheuche. Aufgebockt oder hängend an einem dreieckigen Stangengerüst. Auch das war normal, aber ich fühlte mich weiterhin unwohl. Immer wieder bewegte ich meinen Kopf hin und her, um herauszufinden, ob sich in der Nähe etwas rührte.
    Nichts passierte. Die Vogelscheuche stand stumm vor uns. Sie sollte die Vögel von der Saat fernhalten, was sie bestimmt auch tat, aber ich sah sie in diesen Momenten als eine Bedrohung an, und das bekam ich auch bestätigt, denn auf meiner Brust machte sich ein Kribbeln bemerkbar. Es stammte von meinem Kreuz, das sich leicht erwärmt hatte.
    Jane hatte mich beobachtet. Ihr war aufgefallen, dass etwas nicht stimmte.
    »Du bist so nachdenklich, John…«
    »Nicht grundlos.«
    »Was ist denn?«
    Ich deutete auf meine Brust.
    »Das Kreuz?«
    »Ja.« Ich sprach von dem Kribbeln und der leichten Erwärmung, die ich verspürt hatte.
    Jane schüttelte den Kopf.
    »Das würde bedeuten, dass hier dämonische Kräfte am Werk sind.«
    »Genau das denke ich auch.«
    Sie schaute sich um. »Das – das – kann dann nur der Acker hier sein.«
    »Oder das, was auf ihm steht.«
    »Vogelscheuchen?«, flüsterte sie.
    »Wer sonst?«
    »Dämonische Vogelscheuchen?«

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