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1439 - Totenfeld

1439 - Totenfeld

Titel: 1439 - Totenfeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ihre Frage hörte sich an, als könnte sie das alles nicht begreifen.
    »Möglich.«
    »Aber doch nicht…«
    »Falls es sich bei diesen Gebilden tatsächlich um Vogelscheuchen handelt.«
    »Okay, vor uns steht eine.«
    »Und die werde ich mir jetzt genauer ansehen.«
    Ich musste nur wenige Schritte zurücklegen, um das Gebilde zu erreichen. Bei klarer Luft hätte man es für einen Menschen halten können, der eben nur alte Kleidung trug, die ansonsten weggeworfen werden würde.
    Das war auch hier nicht anders. Der Körper war durch die Kleidung völlig bedeckt. Die alte Jacke war zugeknöpft. Um zu sehen, was sich unter ihr befand, musste ich sie erst öffnen.
    Mit beiden Händen fasste ich den Stoff an. Einmal an der rechten und zum anderen an der linken Seite. Aber Jane hatte eine andere Idee.
    »Kümmere dich doch mal um den Hut.«
    »Wie du willst!«
    Es war mehr eine Mütze mit breiter Krempe, und die war recht tief in die Stirn gezogen. Ich bog sie in die Höhe und stellte sie aufrecht.
    Das Gesicht lag frei.
    »Nein!«, flüsterte Jane.
    Es gab allen Grund für diese Reaktion, denn trotz des Nebels erkannte Jane, dass es sich nicht um ein Gesicht handelte, das zu einer Vogelscheuche gepasst hätte.
    Kein Stroh. Kein Lehm oder sonst etwas. Was wir sahen, war das Gesicht eines Menschen….
    ***
    »Das ist es also!«, sagte Jane mit leiser Stimme. »Verdammt, das ist es. Keine Vogelscheuche, sondern ein Mensch.«
    »Ein Toter«, präzisierte ich.
    »Klar, eine Leiche. Man bindet sie auf ein Gestell, um die Vögel davon abzuhalten, hier zu landen. Das ist ungewöhnlich, sage ich mal. So etwas darf es nicht geben.«
    »Doch.«
    »Und wer tut so etwas? Wer bindet Leichen als Vogelscheuchen auf ein Gestell?«
    Da fragte mich Jane zu viel. Es war eine Leiche, daran gab es nichts zu deuteln.
    Ich holte meine kleine Leuchte hervor, um das Gesicht anzustrahlen. Der Nebel machte das Licht diffus, als wollte er es auflösen.
    Die Leiche hatte nur noch ein Auge. Das andere war ihr ausgehackt worden. So schauten wir in ein Loch, das wie der Eingang zu einer kleiner Höhle aussah.
    Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und leuchtete hinein. Ob der Kopf in seinem Innern hohl war, konnte ich nicht erkennen. Ich ließ den Strahl etwas sinken und kümmerte mich um das übrige Gesicht.
    Die Haut war leicht verwest und fleckig. Aus der Nähe nahm ich auch den alten Leichengeruch wahr. Ich sagte bewusst alter Leichengeruch, denn diese Gestalt stank, als hätte sie schon lange Zeit in einer Gruft oder in der Erde gelegen.
    Nichts bewegte sich. Nichts störte die Stille, nur Janes Flüstern war zu hören.
    »Glaubst du, dass es sich um einen echten Toten handelt oder mehr um einen Zombie?«
    »Willst du es genau wissen?«
    »Ja.«
    »Dann binden wir ihn los.«
    »Und weiter?«
    »Vielleicht steht er auf, wenn er sich frei fühlt und zudem noch das Fleisch von Menschen riecht.«
    »Na, du hast Nerven.«
    »Du nicht?«
    Wir gaben uns locker, um die große Spannung zu unterdrücken.
    Ich machte mich an den Fesseln zu schaffen. Sie waren leicht zu lösen. Jane wartete, um das Ding auffangen zu können, wenn es nach vorn kippte.
    Noch waren die Füße angebunden. Ich beschäftigte mich mit dem Oberkörper. Ich wollte ihn von dem Stangendreieck wegziehen, als mir etwas weiteres auffiel.
    An beiden Schultern hatte ich die Gestalt gepackt, und da fiel mir auf, dass ich den Stoff zusammendrücken konnte, als gäbe es unter ihm kaum noch Widerstand.
    »Achtung, Jane!«
    Ich riss nach meinen Worten die Vogelscheuche von ihrem Gestell und schleuderte sie zu Boden. Zwischen Jane und mir blieb sie liegen.
    »Und jetzt?«, fragte Jane.
    »Moment, ich bin noch nicht so weit.«
    Ich bückte mich und kümmerte mich um die Kleidung, die ich in der Mitte einfach auseinander riss. Ich war gespannt, welcher Körper sich darunter verbarg.
    »Was ist das denn?«, keuchte Jane, die ebenfalls hingeschaut hatte und sich noch tiefer bückte.
    Ich gab ihr keine Antwort. Zunächst mal war ich sprachlos. Vor uns lag der Körper, aber der größte Teil der Muskeln, der Haut und des Fleisches waren abgefressen worden…
    ***
    Dieser verdammte Totenacker verbarg mehr Geheimnisse, als wir es uns je hatten träumen lassen. Das war unglaublich. Beide standen wir vor einem Rätsel.
    »Das ist auch kein Zombie!«, flüsterte Jane.
    »Bestimmt nicht.«
    Sie folgte dem Blick meiner Lampe. Ich ließ den Strahl am Körper hinab nach unten gleiten. Und ich musste leider

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