1442 - Das Relikt
legen.«
»Danke.«
Auch Bill Conolly war wieder auf die Beine gekommen. Er schwitzte, kämpfte gegen die Übelkeit an und atmete einige Male tief durch, um sich in den Griff zu bekommen.
»Wäre für dich eine Nacht im Krankenhaus nicht besser?«, fragte ich.
»Hör auf, John. Nur das nicht. Ich schaffe es schon, aber Marcel Körner wohl nicht.«
Da hatte Bill Recht. Der Elsässer lag flach auf seiner Unterlage. Er war bleich wie eine Leiche. Manchmal stöhnte er unter seinen Atemzügen. Er schüttelte auch den Kopf, wenn er sprach und nur über den Überfall redete.
Mit ihm wollten wir erst in einigen Stunden sprechen.
Weder Bill noch ich wollten uns ins Auto setzen und losfahren.
Deshalb entschlossen wir uns, ein Taxi zu rufen. Der Fahrer sollte zuerst mich und dann Bill nach Hause bringen. Mein alter Kumpel bot mir zwar an, bei ihm zu übernachten, doch das lehnte ich ab.
»Lass mal. Ich haue mich in die Falle und hoffe, am Morgen wieder fit zu sein.«
»Wie du willst. Aber wir bleiben in Verbindung.«
»Das versteht sich.«
Robert Moore konnte uns auch nicht aufhalten, nachdem wir uns von Marcel Körner verabschiedet hatten. Aber der Kollege wusste, wo er mich tagsüber erreichen konnte.
»Wir lassen Ihnen die Ergebnisse zukommen«, versprach er. »Soviel ich weiß sind auch Überwachungskameras eingesetzt worden. Vielleicht bringt uns die Auswertung der Bilder weiter.«
»Ja, das hoffe ich sehr.«
Ein Taxi war schnell da. Wir waren beide froh, uns in den Wagen fallen lassen zu können. Weder bei mir noch bei Bill Conolly lief es richtig rund.
Und noch froher war ich, als ich mich in meiner Wohnung ins Bett werfen konnte.
Wenn jemand jemals wie ein Toter geschlafen hatte, dann war ich es in dieser Nacht.
***
Und ich hätte auch durchgeschlafen, wenn am anderen Morgen nicht jemand zu mir gekommen wäre, um mich an der Schulter zu rütteln. Denn selbst den Alarm des Weckers hatte ich verschlafen.
Ich tauchte aus einer Tiefe auf, die bodenlos war. Als ich die Augen öffnete, wusste ich nicht sofort, wo ich mich befand, und ich musste auch Sukos Gesicht erst einordnen.
»Was ist los, John?«
Ich setzte mich hin, strich über mein Gesicht und schüttelte den Kopf. »Verdammt, das war hart.«
»Was?«
»Der Tiefschlaf. Wahnsinn, verrückt, aber der ist nicht von ungefähr gekommen.«
»War die Nacht mit Bill so schlimm?«
Ich winkte müde ab. »Nicht, wie du denkst. Aber lass mich erst mal duschen – und sag im Büro Bescheid, dass wir später kommen.«
»Das sowieso.«
Für mich war es wichtig, einigermaßen klar zu werden. Ich kroch förmlich in Richtung Dusche und stellte dabei fest, dass mir noch immer leicht übel war. Auch mit dem Erinnerungsvermögen haperte es etwas, doch als ich unter der Dusche stand und die heißen Strahlen spürte, kehrten die Erinnerungen zurück, und dabei baute sich eine einzige Frage auf.
Wer hatte das Kreuz gestohlen?
Ich wusste es nicht. Es war alles so verdammt schnell gegangen.
Wir konnten nur das große Ratespiel beginnen. Irgendwo musste es einen Punkt geben, an dem wir ansetzen konnten. Aber der musste erst mal gefunden werden. Eines stand fest: Das Kreuz hatte in der Vergangenheit eine große Rolle gespielt und nun auch hier in der Gegenwart. Und es war für eine Gruppe von Leuten interessant, die dafür sicherlich auch über Leichen gehen würden.
Als ich mit dem Duschen fertig war und mich angezogen hatte, ging ich in die Küche. Komischerweise hatte ich Hunger bekommen und schlug mir zwei Eier in die Pfanne.
Suko stand neben mir. »Und jetzt erzähl mal, John!«
»Was soll ich sagen? Es gibt ein Kreuz, das dem Teufel geweiht wurde. Das hatten Bill und ich uns ansehen wollen.«
»Ach, es geht um die Ausstellung, zu der ihr hinwolltet?«
»Ja.«
In den nächsten Minuten und auch noch beim Frühstück, zu dem ich Kaffee trank, berichtete ich meinem Freund haarklein, was Bill und mir widerfahren war.
Suko war es gewohnt, zuzuhören. Deshalb unterbrach er mich auch hier mit keinem Wort. Aber er schüttelte den Kopf und flüsterte irgendwann: »Ein Kreuz, das man der Hölle weihte und das auch Godwin de Salier nicht unbekannt ist?«
»So sehen die Tatsachen aus.« Ich schaufelte letzte Eireste in meinen Mund und sah, wie Suko den Kopf schüttelte. »Du glaubst es nicht?«
»Das will ich so nicht sagen. Es fällt mir nur verdammt schwer, wenn ich ehrlich sein soll.«
»Mir auch.«
»Und was sagt Bill?«
»Der denkt so wie ich. Er wird
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