1442 - Das Relikt
reagierte. Mir waren schon die ungewöhnlichen Einschlüsse aufgefallen, die dunkler waren als das übrige Kreuz. Starr lagen sie innerhalb des Materials. Nun begannen sie sich zu bewegen. Ich sah sie als wandernde Schatten, die immer schneller durch das Metall huschten, je näher ich mein Kreuz heranbrachte.
Und dann passierte es.
Mein Kreuz verströmte Licht.
Das andere bildete Schatten in seinem Innern, und die Schatten verwandelten sich in Feuer. Plötzlich tobten Flammen in diesem Kreuz, ohne nach außen zu dringen. Die Kraft meines Kreuzes hatte dafür gesorgt, dass die Hölle geweckt wurde.
Aus meiner Kehle drang ein scharfes Lachen. »Ihr werdet nicht gewinnen«, flüsterte ich. »Der Sieger steht hier. Er hat immer hier gestanden, und daran wird sich auch nichts ändern.«
Ich war bereit, mein Kreuz gegen das an der Wand zu stoßen, hoffte aber nicht, dass es zu einer Verschmelzung kam. Und es war mir auch egal, ob die Alarmsirenen anfingen zu schreien. Das musste ich einfach so durchziehen. Ich war der Sohn des Lichts. Ich hatte eine Aufgabe zu erfüllen, und dabei gab es kein Zurück.
Es passierte urplötzlich und überraschte uns alle.
Jemand wuchtete die Tür auf, und noch in dergleichen Sekunde war nichts mehr wie sonst…
***
Ich hörte das Geräusch. Dieser Laut riss mich aus all meinen Träumen. Die Wirklichkeit hatte mich wieder. Plötzlich gab es kein Kreuz mehr, auch keinen Gedanken an die Hölle. An meine Ohren drangen andere Laute, die eine Stille nicht mehr zuließen.
Als ich mich umdrehte, hörte ich schon das Zischen!
Eigentlich ein harmloses Geräusch, das allerdings sehr gefährlich werden konnte. Es löste in meinem Kopf bestimmte Assoziationen aus, und als ich zur Tür schaute, da bekam ich bestätigt, dass diese Assoziationen stimmten.
Drei Gestalten waren durch die Tür in den Raum gedrungen. Drei Gestalten, die ich nicht klar sah, weil ein dicker Nebel dabei war, sich auszubreiten.
Bill und Marcus waren bereits von ihm erwischt worden. Die beiden Männer taumelten, prallten gegeneinander und brachen dann auf der Stelle zusammen. Im Nebel bewegten sich die drei Eindringlinge, die aussahen wie fremde Wesen von einem anderen Planeten, denn sie trugen Atemmasken vor ihren Gesichtern.
Du musst den Atem anhalten!
Diesen Befehl gab ich mir noch, aber er half mir nicht mehr. Ich wusste nicht, ob ich wirklich von diesem Gas etwas eingeatmet hatte, es war trotzdem in meine Atemwege gelangt, und die Reaktion erfolgte sofort.
Als ich einen Schritt auf die Männer zuging, da berührte ich zwar den Boden, hatte aber das Gefühl, in eine tiefe Leere zu treten. Ich fand keinen Halt mehr und kippte nach vorn. Automatisch streckte ich beide Arme aus, weil ich mich irgendwo festhalten wollte. Den Halt gab es zwar nicht, doch es war mein Glück, dass ich die Arme nach vorn gedrückt hatte, denn so konnte ich den Aufprall dämpfen.
Ich schlug gegen den Boden, bekam einen Schlag gegen das Kinn und wollte mich herumwerfen, als ich merkte, dass dieses verdammte Gas endgültig stärker war.
Ich bekam keine Luft mehr. Etwas schnürte mir die Kehle zu.
Gleichzeitig wurde ich matt. Jegliche Kraft wich aus meinem Körper, und wie aus weiter Ferne vernahm ich das Heulen einer Sirene.
Ich lag auf dem Boden. Ich war ausgeschaltet. Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Mein Körper schien sich aufzulösen.
Die Luft war nicht mehr zu atmen, aber ich wurde nicht bewusstlos. Man hatte mich einfach nur ausgeschaltet.
Total groggy blieb ich liegen. Dabei hielt ich die Augen offen, aber ich sah nichts. Die Welt war einfach nur verschwommen. Selbst meine Ohren bekamen nichts mehr mit. Was um mich herum geschah, merkte ich nicht. Das verdammte Kampfgas hatte alles ausgelöscht.
Dass ich noch versuchte, mich etwas in die Höhe zu stemmen, war mir nicht bewusst. Den Kopf bekam ich noch hoch, und dann war jemand da, der mir gegen die Stirn trat.
Aus!
Ich fiel in einen Trichter aus Dunkelheit, der mich in seine Tiefe riss…
***
Das war ein Irrtum, denn es gab mich noch!
Aber wie!
Furchtbar war das Erwachen. Mein Kopf dröhnte. Ich hörte Stimmen, wohl auch eine Sirene im Hintergrund. Ich hielt die Augen jetzt weit geöffnet und bemerkte die Schatten in meiner Umgebung, und ich stellte fest, dass ich auf dem Rücken lag, aber nicht auf dem harten Boden, sondern auf einer weicheren Unterlage, die jemand dort platziert hatte.
Die Stimmen und die hektischen Bewegungen in meiner Nähe störten mich. Ich
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