1442 - Das Relikt
davon gehört, verstehst du?«
»Ist klar.«
»Gut, dann versucht euer Bestes. Ich will nicht, dass jemand sagen kann: Die Hölle hat gewonnen.«
»Das wollen wir auch nicht.«
Es war ein recht langes Gespräch gewesen. Nur hatte es mich nicht weitergebracht. So setzte ich meine Hoffnungen auf den Templerführer Godwin de Salier, der bald hier eintreffen musste.
Zunächst betrat Suko unser gemeinsames Büro. Ich versuchte an seinem Gesichtsausdruck abzulesen, welche Nachrichten er mitbrachte. Zunächst sagte er nichts und nahm nur Platz.
»Du hast telefoniert, John?«
»Das habe ich.«
»Und?«
»Es war Father Ignatius. Er weiß Bescheid. Nur helfen kann er uns auch nicht.«
»Schade.«
Ich hob die Schultern und fragte: »Was habt ihr über die Familie Gabin herausgefunden?«
Suko lächelte. »Oh – einiges. Ich weiß jetzt auch, warum dieser Mensch seine Sammlung nicht an seine Nachkommen vererbt hat.«
»Mach es nicht so spannend.«
»Er hatte keine.«
»Was?«
»Ja, er war offenbar der letzte noch Lebende in der Dynastie, kann man sagen. Die gerade Linie der Gabins ist nicht mehr vorhanden. Deshalb hat er seine Sammlung abgegeben.«
Ich schüttelte den Kopf, denn irgendwie war in mir eine Hoffnung zusammengebrochen.
»Keine Nachkommen«, wiederholte ich. »Verdammt, damit habe ich nicht gerechnet.«
»So ganz stimmt das nicht«, relativierte Suko. »Einen Nachkommen gab es schon.«
»He, das ist gut.«
»Einen Sohn. Er heißt Lino Gabin.«
»Sehr gut. Dann könnte er ja der Erbe sein. Aber was du gesagt hast, hört sich an, als würde er nicht mehr leben oder wäre abgetaucht.«
»Deine letzte Vermutung könnte hinkommen, denn er hat sich nicht mehr in der Öffentlichkeit gezeigt.«
»Dann lebt er noch?«
»Ich denke schon.«
Allmählich fühlte ich mich besser. »Jetzt sag nur, du weißt, wo wir ihn finden können.«
Sukos Lächeln verschwand. »Nein, John, das weiß ich eben nicht. Wir wissen allerdings, dass Lino nie die Absichten hatte, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Er ist schon in sehr jungen Jahren verschwunden. Allerdings hat er den Kotakt zu seinem Vater nie ganz abgebrochen.«
»Super. Woher weißt du das?«
Suko lächelte. »Nicht aus dem Internet. Glenda hatte die Idee, Sir James einzuschalten, da wir in Kreise gerieten, in denen wir uns normalerweise nicht bewegen. Gabin war Legationsrat an seiner Botschaft hier in London, und so hat sich Sir James eingeschaltet und wohl auch mit dem Botschafter selbst gesprochen. Der wusste über den Sohn Bescheid, den Laurent so gut wie nie erwähnte. Nur Vertrauten gegenüber. Er hat sich schwer damit getan, dass Lino einen anderen Weg ging. Ein Zurück gab es für ihn nicht. Da keine anderen Erben vorhanden waren, hatte der alte Gabin seine Sammlung im Testament nach seinem Tod freigegeben, inklusive des Kreuzes.«
»Sehr gut«, sagte ich und lächelte. »Kann dieser Lino denn etwas über die genaue Funktion des Kreuzes gewusst haben?«
»Keine Ahnung. Danach hat auch Sir James gefragt, den wir einweihten. Da der Kontakt zwischen Vater und Sohn nicht völlig abgebrochen war, können wir schon davon ausgehen, dass Lino einiges wusste, was den Familienbesitz angeht. Nur wissen wir nicht, wo er sich aufhält. Er hat seine Familie verlassen, um ein anderes Leben zu führen.«
»Das hört sich nach einem Aussteiger an.«
»Denke ich auch. Aber Glenda ist noch dran. Sie versucht, an Informationen zu gelangen.«
»Gut. Dann müssen wir nur noch auf Godwin de Salier warten.«
»Und wie geht es dir, John?«
Ich winkte ab. »Du weißt doch selbst, dass Unkraut nicht so leicht vergeht. Die Folgen des Gases habe ich wohl überwunden.«
»Würde mich freuen.«
»Mich auch.«
Danach kam uns die Idee, in der Klinik anzurufen, in die Marcus Körner eingeliefert worden war.
Ich wurde mit der Station verbunden. Nach einigem Hin und Her gab man mir Auskunft.
Marcus Körner sollte noch eine Nacht unter Beobachtung gehalten werden, wogegen er nichts hatte.
Wir waren beruhigt, dass er sich in guten Händen befand, und konnten uns wieder auf den Fall konzentrieren. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass wir bei Lino Gabin an der richtigen Stelle waren.
Wenn wir ihn fanden, konnte das die halbe Miete sein.
Glenda war die Computer-Maus, die bei einem Problem nicht so leicht aufgab. Sie hängte sich rein, und irgendetwas fand sie immer noch heraus. Hoffentlich auch in diesem Fall.
Aber es kam anders. Uns wurde ein Besucher gemeldet.
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