1442 - Die grauen Eminenzen
Nähe begann abermals eine rote Markierung zu blinken. Der Lichtpunkt, der Maurooda dargestellt hatte, war inzwischen außer Sicht geraten. „Das Sternentor trägt den Namen cintexx", sagte Pontima Scud. „Die Sonne nennen wir gamquam. Sie ist ein roter Riesenstern, um den in beträchtlicher Entfernung zwei Planeten kreisen. Der sonnennähere ist die Welt der Gimtras, von denen ich zu dir sprach."
Das Bild erlosch. Die Lumineszenzplatten leuchteten wieder auf. „Meine Frage ist immer noch dieselbe", erkärte der Cutenexer: „Wollt ihr mit uns kommen?"
Julian Tifflor war vorbereitet. Er glaubte mittlerweile nicht mehr daran, daß das Interesse, das die Cutenexer zeigten, völlig uneigennützig war. Sie versprachen sich etwas davon, daß sie ihn nach Gamquam brachten. „Ich weiß es zu schätzen, daß du mir helfen willst, Antworten auf meine Fragen zu finden", begann er vorsichtig. „Sag mir, wie ich dir meinen Dank abstatten kann.
Bei meinem Volk ist es Sitte, für jede Leistung eine Gegenleistung zu erbringen.
Ich darf deine Hilfe nicht annehmen, wenn du mir keine Gelegenheit gibst, etwas für dich zu tun."
Das, fand er, hatte er recht schlau gemacht. Aber Pontima Scud ließ die hinterlistige Attacke ins Leere laufen, indem er reagierte, wie es keiner erwartet hatte: mit Offenheit. „Ich muß dir ein Geständnis machen", drangen die übersetzten Worte seines Gewispers aus dem Translator: „Wir, das Volk der cutenexerre, sind die Verwalter der Schwarzen Sternenstraßen. Du behauptest, aus einer Gegend des Universums zu kommen, in der es keine Sternenstraßen gibt. Hier besteht ein Widerspruch, der geklärt werden muß.
Wenn es den Gimtras gelingt, Antworten auf deine Fragen zu finden, dann kommen wir der Lösung des Rätsels vielleicht einen Schritt näher. Für uns als Verwalter der Schwarzen Straßen wäre das von höchster Bedeutung."
Julian Tifflor und Bolder Dahn tauschten überraschte Blicke. Tifflor kamen Dutzende von Fragen in den Sinn, die er in diesem Augenblick hätte stellen mögen.
Die Hierarchie derer, die Dienste an den Schwarzen Sternenstraßen versahen, nahm allmählich verwirrende Formen an. Da waren die Aiscrou als Zweite Weichensteller, die Vaasuren als Erste, und nun kamen noch die Cutenexer als Verwalter hinzu. Wer mochte da noch durchblicken? Würden sich die Gimtras womöglich als Eigentümer der Sternenstraßen entpuppen?
Er zügelte seine Wißbegierde. Zum Fragen war später noch Gelegenheit, falls er sich wirklich entschloß -, und zu drei Vierteln entschlossen war er schon -, die Reise nach Gamquam zu unternehmen. Es gab jedoch ein paar Dinge, die er gern sofort erfahren hätte. „Du hast mir das Netz der Schwarzen Straßen im Bereich Neyscuur gezeigt", sagte er zu Pontima Scud. „Wie sieht es jenseits eurer Galaxis aus? Bis wohin reichen die Sternenstraßen?"
Der Cutenexer verstand die Aufforderung wohl. Die Beleuchtung wurde von neuem gedämpft. Das dreidimensionale Bild der Galaxis Neyscuur erschien und begann in den Hintergrund, zu driften, bis es nur noch ein Lichtpunkt in der unermeßlichen Weite eines Raumsektors war, dessen Abmessungen, grob geschätzt, in der Größenordnung 108 Lichtjahre liegen mußten. Tausende von weiteren Leuchtpunkten waren aufgetaucht, und jeder Punkt repräsentierte eine Galaxis.
Julian fand es schwierig, sich im Gewimmel der glänzenden Flecken zu orientieren. Die Darstellung beruhte auf dem Koordinatennetz, das in Neyscuur gebräuchlich war. Aber nach einiger Suche fand er am unteren Bildrand eine Gruppe von etwa zwanzig Lichtpunkten, die sich dicht aneinanderdrängten. Er versuchte, sich vorzustellen, wie sie aus anderem Blickwinkel aussähen, und kam zu dem Schluß, daß es sich um die Galaxien der Lokalen Gruppe handeln müsse.
Die blauen Linien erschienen wieder. Es gab ihrer nicht viele. Bis zwanzig zählte Tifflor, dann gab er auf. Mehr als dreißig, schätzte er, waren es nicht. Längst nicht alle Galaxien waren an das Netz der Schwarzen Sternenstraßen angeschlossen.
Zum unteren Bildrand hin strebten die blauen Linien auseinander. Keine von ihnen berührte die Lokale Gruppe.
Die Darstellung war anders, als Tifflor sie bei den Aiscrou gesehen hatte. Aber sie machte dieselbe Aussage: In der Milchstraße und ihrer Umgebung gab es keinen Anschluß an die Schwarzen Sternenstraßen. Nach dieser dreidimensionalen „Straßenkarte" richteten sich die Aiscrou, die Vaasuren und die Cutenexer. Die Frage war: „Auf welchen Daten
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