1443 - Die Hölle stirbt nie
Stimme.
»Du hast bisher alles gut gemacht, Kompliment.«
»Danke!«, stieß Travis hervor.
»Dann habe ich mir wohl die richtige Person ausgesucht«, flüsterte es in seinem Kopf.
»Kann sein.«
»Doch, ich bin mir sicher. Es ist alles so gekommen, wie ich es geplant habe. Auch für Menschen gibt es Wunder. Ich habe dir eines gegönnt. Ich habe dir durch das Kreuz die Macht gegeben, und ich möchte, dass du sie den Menschen zeigst.«
»Es gibt nichts, was ich lieber tun würde.«
»Sehr gut.«
»Was soll ich tun? Was ist dir genehm?«
Die Stimme in seinem Kopf lachte. »Nicht so voreilig, mein Freund. Du besitzt zwar ein starkes Kreuz, aber du musst auch von starken Feinden ausgehen. Sie werden nicht ruhen, sie werden deine Spur aufnehmen, und ich weiß von einigen Männern, die du auf keinen Fall unterschätzen darfst. Du musst dir den Namen John Sinclair merken. Aber auch den des Chinesen Suko. Sie sind meine Hauptfeinde. Ich liege mit ihnen seit Jahren schon in einem Kampf.«
»Aber es sind Menschen.«
»Ich weiß.«
»Keine Gegner für dich.«
»Normalerweise nicht. Aber wie überall gibt es auch bei ihnen Ausnahmen.«
»Das habe ich nicht gewusst.«
»Deshalb sage ich es dir ja auch. Es kann also sein, dass du ihnen begegnest.«
»Wie sollten sie auf mich kommen? So schnell, meine ich. Ich habe Lynn Haskin…«
»Nein!«, unterbrach ihn die Stimme. »Das hast du nicht. Du hast sie leider nicht getötet…«
»Aber ich…«
»Deine Schläge waren zu schwach.«
Im Spiegel sah Travis, dass seine Gesichtshaut eine rote Farbe annahm. Er zuckte leicht zusammen. Er holte tief Luft, wollte sprechen, doch sein Hals saß plötzlich zu, und er konnte nur auf eine Reaktion des Teufels warten.
Der ließ ihn schmoren. Aber er war da. Travis konnte ihn spüren.
Er stellte fest, dass sich das Kreuz erwärmte, und diese Wärme rann durch beide Balken.
»Bitte, was soll ich denn tun?«
»Ich verzeihe dir den kleinen Fehler«, erklärte die Stimme großmütig. »Du wurdest abgelenkt, denn es kam ein Zeuge. Deshalb musstest du weg. Aber gehe davon aus, dass deine Freundin noch lebt und auch entsprechend reden kann.«
Travis Beck quälte sich. Er schüttelte den Kopf, er stöhnte und flüsterte: »Dann wird man mich jagen.«
»Damit musst du rechnen, denn es war ein versuchter Mord. Nun ja, sie hat ihn überlebt, und wir können uns darauf einstellen und alles in unserem Sinne regeln.«
»Ja, gut.« Er nickte. »Soll ich zu ihr gehen und es vollenden?«
Der Teufel ließ sich mit seiner Antwort Zeit, und so schmorte Travis Beck vor sich hin. Schließlich riet ihm der Teufel, es nicht zu tun.
Sie war im Moment nicht wichtig. Die Stimme fügte noch hinzu: »Es gibt bessere Ziele, an denen du deine neue Macht beweisen kannst.«
»Welche?«
»Ich werde sie dir noch zeigen. Du kannst dich hier erst mal häuslich einrichten. Es ist noch hell draußen. Von nun an wirst du das Tageslicht möglichst meiden. Es ist besser, wenn du dich durch die Dunkelheit bewegst. Sie bietet stets einen guten Schutz, sodass ich im Hintergrund bleiben kann, mein Freund.«
Travis Beck nickte wieder. »Ich – ich will ja etwas tun«, flüsterte er, »es ist ein neues Leben, das weiß ich. Ich habe mich darauf schon einstellen können. Ich fange an, es zu lieben, denn nichts ist für mich wichtiger als die Macht.«
»Ja, so muss man es sehen. Ruh dich aus. Warte auf die Dunkelheit, und denke daran, dass ich immer in deiner Nähe sein werde…«
Es klang nicht nur nach einem Abschied, es war auch einer, denn Beck hatte das Gefühl, als wäre etwas dabei, sich aus seinem Kopf zurückzuziehen.
Er starrte noch immer in den Spiegel, in dem sich das Kreuz und er klar und scharf abhoben. Er konnte den Blick nicht von dem goldenen Gegenstand lösen, und wieder fiel ihm die ungewöhnliche Unruhe innerhalb der Balken auf.
Schatten, die umherhuschten. Die sich dort trafen, wo beide Balken zusammen kamen.
Etwas explodierte, ohne einen Laut von sich zu geben. Es passierte am Schnittpunkt der beiden Balken, und Travis Beck erschrak so stark, dass er zurückwich, das Kreuz dabei aber nicht losließ.
Da sah er es.
Am Schnittpunkt erschien das Gesicht. Nicht das eines Menschen und es hatte auch keine klaren Umrisse.
Für einen Moment schaute er in eine Fratze, die zu einem dreieckigen Kopf gehörte. Er sah die Augen mit dem kalten Blick und wusste, dass er den Teufel gesehen hatte.
Travis Beck war wie von Sinnen. Er riss das Kreuz hoch
Weitere Kostenlose Bücher