1446 - Der Eis-Schamane
sie, dass die Hand mit dem Hörer zitterte. Sie spürte auch den kalten Schweiß auf ihrer Haut, und ihr Herz klopfte wie rasend.
Es lief alles verkehrt. Es lief so verkehrt, wie es nur laufen konnte, verdammt.
In ein paar Minuten wollte der Förster hier eintreffen. Das war bestimmt nicht gelogen. Er und Maxine waren zwar keine Freunde, aber Verbündete, denn sie hatten den Fall ans Licht geholt. Klar, dass Mike Todd nicht loslassen würde, aber er konnte nicht ahnen, auf was er sich da eingelassen hatte.
Er würde kommen und dann…?
Das Vogelmädchen wusste, dass es sich etwas einfallen lassen musste. Sonst konnten die Dinge aus dem Ruder laufen. Sie durfte es nicht bis zum Äußersten kommen lassen, und sie musste auch an sich denken, denn sie sah auch nicht normal aus. Mike Todd kannte ihr Geheimnis nicht, und das sollte auch so bleiben.
Etwas überziehen, auch wenn es blöd aussah. Ein Mantel bot da den besten Schutz.
Sie brauchte nicht weit zu gehen, um ihn von der Garderobe zu nehmen.
Sie ging wieder in die Küche. Der Mantel war aus einem dicken Stoff, und sie begann schon bald zu schwitzen.
Der Blick aus dem Fenster. Zunächst beruhigte er sie, weil sie nichts von dem Vogelmann sah. Die zum Haus führende freigeschaufelte Zufahrt überblickte sie ebenfalls. Noch war der Geländewagen nicht zu sehen, aber Carlotta hatte den Blick kaum vom Fenster abgewandt, da tauchte er auf. Sie nahm ihn aus den Augenwinkeln wahr und bekam abermals einen roten Kopf.
Der Mann hatte sein Versprechen tatsächlich wahr gemacht. Carlotta fragte sich, wie sie es anstellen sollte, ihm den Eintritt ins Haus zu verwehren. Das würde schwierig sein, wenn nicht gar unmöglich.
Auch wenn es unhöflich war, sie würde diesem Mike Todd nicht öffnen. Eine andere Möglichkeit sah sie nicht.
Der Förster stoppte nicht direkt vor dem Haus. Zwischen ihm und dem Wagen befanden sich noch einige Meter Distanz. Da der Weg vom Schnee befreit war, konnte er ihn gut gehen.
Er sah nicht so aus, als ginge es ihm schlecht. Er zeigte keine Angst, bewegte sich völlig normal und schaute sich das Haus an wie jeder Besucher, der zum ersten Mal kam.
Carlotta wechselte ihren Platz und stellte sich vor die geschlossene Haustür. Hier wollte sie mit ihm sprechen, aber sie würde nicht durch das kleine Gitterfenster schauen, da sie nicht gesehen werden wollte, auch wenn ihr Gesicht normal war.
Kaum hatte sie ihren Platz erreicht, als die Klingel anschlug. Den schrillen Ton mochte sie nicht, aber Maxine hatte noch nicht für Abhilfe gesorgt.
Sie ließ den ersten Ton verklingen.
Carlotta hoffte, dass der Förster aufgeben würde. Leider tat er das nicht, denn er schellte zum zweiten Mal.
Im Kopf des Vogelmädchens wirbelten die Gedanken. Welche Reaktion war falsch und welche richtig?
Mike Todd wusste ja, dass jemand im Haus war. So kam sie sich blöd vor, wenn sie keine Antwort gab.
Nach dem zweiten Klingeln meldete sie sich. »Sind Sie es, Mr Todd?«
»Wer sonst? Ich hatte mich schließlich angemeldet.«
»Das weiß ich. Aber Maxine ist noch immer nicht da.«
»Dann warte ich.«
»Bitte, wenn Sie meinen Rat hören, dann fahren Sie am besten wieder zurück. Ich werde Maxine sagen, dass Sie hier gewesen sind. Sie kann sich ja dann mit Ihnen in Verbindung setzen.«
»Aber es ist wichtig.«
»Das kann ich mir vorstellen.«
Der Förster ließ nicht locker. »Sie muss einfach erfahren, was ich herausgefunden habe.«
»Das können sie ihr sagen, wenn sie da ist.«
»Dann kann es zu spät sein.«
»Verstehe. Sie können es mir sagen. Ich werde es ihr weitergeben.«
Bisher hatte Mike Todd immer sehr schnell geantwortet. Das änderte sich nun, denn er blieb still. Der letzte Satz hatte ihn wohl zu sehr überrascht.
»Moment mal, so geht das nicht. Es ist eine Sache zwischen Maxine und mir. Wer sind Sie überhaupt?«
Auf diese Frage war Carlotta vorbereitet gewesen. »Ich bin eine Verwandte.«
Er versuchte es erneut. »Dann hat Maxine Ihnen vielleicht von mir erzählt?«
»Nein, das hat sie nicht. Wir haben nicht über dienstliche Dinge gesprochen oder so.«
»Das glaube ich Ihnen nicht.«
»Ist mir egal. Ich werde Ihnen jedenfalls nicht die Tür öffnen und mich an die Regeln halten, die zwischen Maxine und mir abgesprochen worden sind. Kommen Sie später wieder.«
Das Stöhnen des Försters war selbst durch die dicke Tür zu hören.
Danach hörte Carlotta eine Stimme, in der schon ein wenig Resignation mitschwang. »Dann geben Sie
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