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1446 - Der Eis-Schamane

1446 - Der Eis-Schamane

Titel: 1446 - Der Eis-Schamane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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geholt?«
    »Das hast du doch gesehen.«
    »Stimmt. Trotzdem muss ich dich danach fragen. War es ein Tier oder war es…«
    »Ein Baum«, sagte sie schnell, »die beweglichen Äste und Zweige eines Baumes, der tief unter dem See oder in ihm vergraben war. Eine andere Möglichkeit kann ich mir nicht vorstellen. Oder hast du eine bessere Idee?«
    »Nein, die habe ich nicht.«
    »Dann bin ich ja zufrieden.« Das war ich nicht. Nach wie vor beobachtete ich die Bewegungen dieser Horror-Pflanze. Sie hatte sich noch nicht wieder zurückgezogen. Die kräftigeren Tentakel ragten in die Höhe und bewegten sich dabei wie Schlangen, die senkrecht aus dem Wasser gestiegen waren. Sie schienen mit ihrem Erfolg nicht ganz zufrieden zu sein. Ihre wahre Länge war schwer abzuschätzen, und so musste ich auch damit rechnen, dass sie einen großen Bogen schlugen, um sich uns zu nähern. Wir standen noch immer recht nahe am Ufer.
    »Wir sollten uns zurückziehen, Max.«
    Sie war etwas irritiert, weil meine Bemerkung sie aus ihren Gedanken gerissen hatte.
    »Fürchtest du einen Angriff?«
    »Rechnen muss man damit.«
    »Und weiter?«
    »Da wären wir im Wagen sicherer.«
    »Okay, wenn du das sagst. Es hätte wohl auch keinen Sinn, dass wir uns eine Probe von dem Zeug holen. Ich würde es gern analysieren. Ich möchte wissen, warum diese Pflanzenreste ein bestimmtes Leben haben.«
    »Weil sie manipuliert wurden.«
    »Hört sich an, John, als wüsstest du mehr.«
    Ich hielt mich mit einer Antwort zurück, weil ich zwei dieser überlangen Tentakel beobachtete, die aus dem Wasser hervorragten und sich wie Gummirohre von einer Seite zur anderen bewegten, als wollten sie nach etwas Bestimmtem Ausschau halten.
    »Meinst du die beiden?«
    Ich nickte. »Sie sondieren. Ich kann mir vorstellen, dass sie uns gewittert haben.«
    »Wie ist das denn möglich?«
    »Darauf kommen wir später.« Ich fasste Maxine an die Hand, denn die beiden Tentakel senkten sich in unsere Richtung. Damit stand fest, was sie vorhatten.
    In die Höhe ragende Dinge sind oft in der Länge schlecht einzuschätzen. Jedenfalls wollte ich kein Risiko eingehen und zerrte Maxine zur Seite.
    Sie wäre beinahe über ihre eigenen Beine gestolpert, weil sie nicht darauf vorbereitet gewesen war. Danach gab es für uns kein Halten mehr. Wir hätten den Wagen doch weiter weg parken sollen, aber diesmal stand das Glück auf unserer Seite.
    Beide Tentakel oder Pflanzenarme waren nicht lang genug, um uns zu erwischen. Gut zwei Meter vor uns klatschten die Enden zu Boden. Sie zuckten dort wie Rüssel über den glatten Boden, als suchten sie dort nach etwas Besonderem.
    Zu finden war nichts. Und an uns konnten sie nicht heran, denn wir waren weiter zurück und zur Seite gelaufen.
    »Es wäre eine Chance, auf sie zu schießen!«, flüsterte mir Maxine zu. »Wenn du triffst und sie verfaulen, dann wissen wir, dass hier einiges nicht mit rechten Dingen zugeht.«
    Die Idee war nicht schlecht. Aber die beiden Tentakel machten uns einen Strich durch die Rechnung. Sie hatten wohl eingesehen, dass wir zu weit weg waren, und zogen sich deshalb zurück. Sehr schnell glitten sie hinein in das Wasser, auf dessen Oberfläche weiterhin die Eisschollen schwammen.
    Bevor ich meine Waffe unter der dicken Kleidung frei gehabt hätte, waren sie weg.
    Was blieb zurück?
    Eine dicke, gebrochene Eisschicht, die bald wieder zusammenwachsen würde. Erst wenn sie später auftaute, würde man das Unheil in der Tiefe sehen können.
    »Dafür muss es eine Erklärung geben«, sagte Maxine leise. »Ebenso wie für dieses fliegende Monstrum – diesen – diesen Vogel oder was weiß ich.«
    »Ja«, sagte ich leise, »die Erklärung gibt es wohl.«
    »Ach? Und welche?«
    »Ich denke an Mandragoro.«
    Maxine Wells presste die Lippen zusammen. Dabei hob sie die Schultern und schaute über den See.
    »Du meinst den Umwelt-Dämon?«
    »Wen sonst?«
    »Ja, das kann sein.«
    Die Tierärztin war eingeweiht, und deshalb akzeptierte sie meine Erklärung.
    Mandragoro war eine Gestalt, die mich auf meinem Weg schon seit Jahren begleitete. Ich hatte ihn als Umwelt-Dämon eingestuft, denn er war es, der über die Welt der Pflanzen wachte und immer dann eingriff, wenn es ihm zu bunt wurde. Dabei nahm er dann keine Rücksicht auf Verluste. Er schlug brutal zu, und es war ihm egal, ob es sich dabei um Menschen handelte, die er tötete.
    Er und ich hatten so etwas wie einen gläsernen Burgfrieden geschlossen, der allerdings sehr schnell

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