1448 - Der Kaiser von Karapon
Kaiser Thoy-P'ang."
„Da hast du recht", stimmte Sar-Teh grimmig zu. „Und genau daran würde ich an eurer Stelle von jetzt an denken."
Sie schwiegen beide, aber er wußte, daß er schon fast gewonnen hatte. Es war an der Zeit, ihnen den letzten, entscheidenden Stoß zu versetzen. Und so sagte er gedehnt und mit offensichtlichem Genuß: „Übrigens - wenn ihr glaubt, daß ihr einfach verschwinden könnt, dann habt ihr euch geirrt. Ich habe immer noch viele gute Verbindungen. Ich kenne die Namen der Raumschiffskommandanten, die auf eurer Liste stehen, und ich kenne auch die Höhe der Bestechungssumme, die ihr ihnen angeboten habt, wenn sie euch nach Ardustaar mitnehmen. Wißt ihr, was Thoy-P'ang mit bestechlichen Offizieren macht?
Ich sage euch, es ist nichts im Vergleich zu dem, was er mit denen anstellt, die die Bestechung gezahlt haben! Ihr seht, ich halte eure Köpfe bereits in der Hand - so oder so."
„Ja!" knurrte Loi-Scrom wütend. „Wir haben es begriffen."
Sar-Teh nahm es zufrieden zur Kenntnis und eilte zurück zu Feng-Lu. „Wir werden die Kartanin bekommen", berichtete er. „Alle beide, und mit ein bißchen Glück holen wir uns auch noch die anderen und das Schiff dazu."
„Ich will nur die eine", brummte Feng-Lu düster. „Was soll ich mit den anderen?"
„Willst du dein Leben behalten oder nicht?"
Feng-Lu schwieg. „Na also!" sagte Sar-Teh. „Dies ist mein Plan. Und jetzt berichte mir, wo Thoy-P'an die Perle Moto aufbewahrt!"
„Die Perle Moto? Warum?"
„Weil wir sie stehlen werden."
Feng-Lu sprang auf und starrte Sar-Teh entgeistert an. „Hast du den Verstand verloren?" herrschte er seinen Adjutanten an. „Durchaus nicht!" erwiderte Sar-Teh kaltblütig. „Feng-Lu, wenn du die Kartanin willst, um dich an ihr zu rächen - gut. Aber es muß auch etwas dabei herausspringen.
Etwas, das uns vor der Rache des Kaisers bewahrt."
„Und was soll das sein?"
„Die Perle Moto. Und zwar die komplette Perle, oder doch wenigstens das, was entsteht, wenn wir das bereits vorhandene Bruchstück mit dem vereinigen, das wir uns in Ardustaar holen werden."
„In Ardustaar? Wie sollen wir dorthinkommen? Thoy-P'ang wird mir ganz bestimmt keine Flugerlaubnis erteilen!"
Sar-Teh war nahe daran, vor lauter Ungeduld aus dem Fell zu fahren. Er riß sich mit einiger Mühe zusammen. „Wir werden uns die MARA-DHAO nehmen", erklärte er. „Mit der fliegen wir zu den Kartanin. Wir nehmen deine spezielle Freundin mit. Wir wissen, was sie ihrem Volk bedeutet. Man wird uns die Perle Moto geben, um sie zurückzubekommen, und..."
„Ich denke nicht daran, sie freizugeben!"
„Das sollst du ja auch gar nicht", versicherte Sar-Teh hastig. „Sobald wir uns samt der Perle in Sicherheit befinden, kannst du sie töten. Dann kehren wir samt unserer Beute nach Karapon zurück."
„Und Kaiser Thoy-P'ang kann uns nichts anhaben", sagte Feng-Lu in plötzlichem Begreifen. „Ich habe meine Rache, und er hat seine Perle. Zudem bin ich rehabilitiert."
„So ist es."
Feng-Lu starrte seinen Adjutanten an, als sähe er ihn zum erstenmal. „Dieser Plan ist gut", sagte er verwundert. „Mir scheint, daß ich dich bisher unterschätzt habe. Wenn uns all das gelingt, werde ich persönlich dafür sorgen, daß du auf Lebenszeit mein Adjutant bleibst. Weißt du, was das bedeutet?"
„Eine große Ehre", murmelte Sar-Teh und dachte: Für den Rest meines Lebens an einen Trottel wie dich gebunden? Onein, Feng-Lu, da hast du dich verrechnet. Aber das darf ich dir jetzt natürlich noch nicht sagen. Noch brauche ich dich - als Sündenbock. Thoy-P'ang kann nämlich auch sehr rachsüchtig sein.
*
Zur gleichen Zeit saßen Sisa-Vart und Loi-Scrom in einem verschwiegenen Hinterzimmer beieinander und besprachen mit flüsternden Stimmen ihre Pläne. „Dieser Sar-Teh kommt uns gerade recht!" stellte Loi-Scrom fest. „Da haben wir die Rückversicherung, nach der wir die ganze Zeit hindurch gesucht haben. Sar-Teh und Feng-Lu - wer hätte das gedacht!"
„Daß sie zu Verrätern werden könnten?
Feng-Lu wird es an und für sich nicht. Er handelt nur nach den absurden Begriffen von Stolz und Ehre, die man ihm eingetrichtert hat. Und Sar-Teh war seit jeher nur auf seinen Vorteil bedacht. Wenn du mich fragst - Sar-Teh ist von seinem Wesen her gar kein echter Karaponide."
„Es gibt viele, die so sind wie er", behauptete Loi-Scrom. „Der normale Karaponide schert sich nicht um die überzogene Moral der Truppen. Er will in Frieden und
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