1448 - Der Kaiser von Karapon
über die Milchstraße erzählte. „Es scheint auf seltsame Weise das Schicksal der NARGA SANT zu sein, von ihren Besitzern aus purer Unkenntnis in unermeßliche Gefahren hineingesteuert zu werden", sagte sie. „Die Berichte aus dieser Zeit sind unvollständig, aber es scheint, daß die Befehlshaber der NARGA SANT keine Möglichkeit sahen, auf dem normalen Weg nach Sayaaron hineinzugelangen. So verfielen sie auf die Idee, es auf dem Umweg über ein Schwarzes Loch zu versuchen."
Sie spürte, daß Thoy-P'ang zu einer Frage ansetzte, kam ihm aber zuvor, indem sie erklärte: „Ich gebe hier nur das wieder, was ich aus den in der NARGA SANT verbliebenen Aufzeichnungen weiß.
Niemand weiß, was damals wirklich geschehen ist. Nach meiner Erfahrung sind Schwarze Löcher gefräßige Monstren, denen man in einem weiten Bogen aus dem Weg gehen sollte. Ich habe keine Ahnung, wer oder was die Befehlshaber der NARGA SANT zu einer anderen Ansicht gebracht hat, aber wie auch immer das geschehen sein mag - es hat nicht funktioniert. Die NARGA SANT zerbrach, als sie sich dem Schwarzen Loch näherte.
Der größere Teil des Schiffes verschwand und wurde nie mehr gesehen. Ein kleiner Teil aber - nur ein Fünftel der ursprünglichen NARGA SANT - blieb zurück und driftete fortan antriebslos im Leerraum zwischen Ardustaar und Sayaaron."
Sie dachte an jenen Augenblick, in dem sie das Wrack zum erstenmal gesehen hatte. Die Erinnerung daran war noch immer schmerzlich. „Ich weiß nicht, wie und warum dies geschehen ist", sagte sie leise. „Einige Kartanin überlebten diese Katastrophe, und ihre Nachkommen paßten sich, so gut es ging, dem Leben in dem treibenden Wrackteil an. Es vergingen rund sechshundert Jahre, bis man sie fand. Wir beschlossen, das Wrack nach Ardustaar zurückzubringen, damit man sich dort der Nachfahren der Schiffbrüchigen annehmen konnte. Als wir Ardustaar erreichten und über Funk um Hilfe baten, waren es unglücklicherweise karaponische Raumschiffe, die zuerst auf uns aufmerksam wurden. Dein Großadmiral Feng-Lu kam mit fünf Trimaranen und enterte das Wrack. Seine Leute fielen über die Schiffbrüchigen her und raubten ihnen das wenige, was sie noch besaßen. Aus den unvorsichtigen Bemerkungen einiger karaponischer Offiziere erfuhren wir, daß die Karaponiden nach einem Gegenstand suchten, den sie die >Perle Moto< nannten.
Als man mir davon Mitteilung machte, wurden wir von Feng-Lu belauscht. Er hörte den Namen dieses Gegenstands und schloß daraus, daß wir die Perle Moto hätten und sie nicht herausrücken wollten.
Da ich die Kommandantin des Wracks war, vermutete er, daß es meine Schuld war, wenn er die Perle Moto nicht finden konnte. Er wollte mich zwingen, das Versteck zu verraten. Er drohte mir, die Schiffbrüchigen zu erschießen, wenn ich das Geheimnis nicht preisgab. Und er ging daran, diese Drohung in die Tat umzusetzen. Die Schiffbrüchigen wehrten sich, und dann kamen uns kartanische Raumschiffe zu Hilfe."
Thoy-P'ang schwieg und wartete. „Und die Perle Moto?" fragte er schließlich. „Ich habe ja gleich gesagt, daß es dir nicht genügen wird", sagte sie bitter. „Glaub mir - wenn ich gewußt hätte, wo sie sich befand, dann hätte ich sie persönlich aus ihrem Versteck geholt und sie Feng-Lu überreicht."
„Du behauptest also immer noch, nichts zu wissen?"
Dao-Lin-H'ay seufzte. „Keiner von uns hatte je zuvor etwas von der Perle Moto gehört", erklärte sie geduldig. „Ich habe selbstverständlich die Möglichkeit in Betracht gezogen, daß dieser Gegenstand sich an Bord befand und wir ihn lediglich unter einem anderen Namen kannten. Also haben ich Feng-Lu gebeten, mir die Perle Moto zu beschreiben. Danach war ich sicher, daß Feng-Lu einem Irrtum aufgesessen ist. Wir haben die Perle Moto nicht, und ich habe keine Ahnung, wo man nach ihr suchen könnte. Ich wüßte mittlerweile selbst gerne, wo sie steckt."
„Doraquun ist fest davon überzeugt, daß sie sich in der NARGA SANT befinden muß."
„Ja, ich weiß das. Er hat es mir gesagt."
„Und?"
„Vielleicht hat er recht", sagte Dao-Lin-H'ay nachdenklich. „Wie meinst du das?" fragte er gespannt. „Nun - die NARGA SANT war wirklich ungeheuer groß, und sie war sehr alt.
Niemand kann in allen Einzelheiten sagen, wo sie überall gewesen ist, und es gab mit Sicherheit niemals auch nur ein einziges lebendes Wesen, das alle Räume, Gänge und Schächte in diesem Schiff kannte. Es gab dort so viele Verstecke... irgendwo in diesem
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