Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1449 - Der Knochentempel

1449 - Der Knochentempel

Titel: 1449 - Der Knochentempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Kinley. Man kann ihn auch als Mädchen für alles ansehen. Er war, wie ich weiß, für drei Gemeinden tätig. Da hat er verschiedene Aufgaben übernommen, und so ließ sich sein Gehalt auch rechnen.«
    »Er kannte sich also aus.«
    »Ja, Mr Sinclair.«
    »Das schließt auch dieses Beinhaus mit ein?«
    »Bestimmt.«
    Ich nickte vor mich hin. Einen weiteren Kommentar gab ich zunächst nicht.
    Es war wirklich eine ungewöhnliche Situation, in der ich mich befand. Nur wegen dieses Mordes hatte mich der pensionierte Bischof bestimmt nicht angerufen. Da hätte es genügt, die Mordkommission zu rufen.
    »Sie haben ihn ja schon vorher entdeckt, nicht wahr?«
    »Sicher.«
    »Und Sie haben nicht die normale Polizei, sondern mich angerufen.«
    »Ja.«
    »Warum, Mr Ampitius? Warum haben Sie sich nicht mit der Mordkommission in Verbindung gesetzt, was normal gewesen wäre? Ich bin nicht bei der Mordkommission.«
    »Das stimmt. Ich muss Ihnen ja nicht sagen, dass ich einiges über Sie gehört habe, Mr Sinclair. Sonst hätte ich Sie nicht zuerst angerufen. Aber für mich ist das kein normaler Mord. Es war eine gezielte Tat, wobei ich den Gedanken an einen Raubmord nicht völlig ausschließen möchte.«
    Ich hatte Probleme damit, seinen Erklärungen zu folgen. »Moment, da komme ich nicht mit.«
    »Pardon, ich habe mich etwas unklar ausgedrückt. Das wird sich ändern. Ich habe Sie auch geholt, weil es nicht nur um diesen Mord geht, sondern auch um einen Raub. Man hat den Küster erschlagen, weil er seine Pflicht getan hat.«
    »Gut, und wie sah die aus?«
    »Kommen Sie bitte mit.«
    Der pensionierte Bischof ging einen Schritt nach vorn und bewegte dabei seine Lampe. Er leuchtete über den Tatort hinweg und suchte sich als Ziel die gegenüberliegende Wand aus. Sie hatte bisher im Dunkeln gelegen, und für mich war sie nichts anderes als eine glatte Fläche gewesen.
    Davon nahm ich jetzt Abstand, denn im hellen Licht erkannte ich die Nische, die in die Wand geschlagen worden war. Sie war höher als breit und wie ein Regal gebaut. Nur bestand dort nichts aus Holz. Die waagerechten Streben bestanden aus Stein.
    Der Lichtschein wanderte über leere Fächer hinweg. Ich fragte mich, was das sollte, hielt mich allerdings zurück und ging neben dem pensionierten Bischof her, der bestimmt wusste, was er tat.
    Einige Spinnweben streiften meine Stirn. Hin und wieder hörte ich unter meinen Sohlen auch ein leises Schaben oder Knirschen, wenn ich etwas zertreten hatte.
    Ampitius leuchtete einige Male gegen die Decke. Sie war dunkel und glatt. An den Seiten tauchten ebenfalls Nischen auf, die gebaut waren wie Fenster. Einen Durchblick nach draußen gab es trotzdem nicht. Und die Luft drang nur durch die sehr schmalen Schlitze dicht unter der Decke. Da malten sie sich als graue Striche ab.
    Wir blieben vor der Nische stehen. Mein Begleiter leuchtete wieder hinein.
    »Was sehen Sie, Mr Sinclair?«
    »Nichts sehe ich. Wenn man von dem Jahre alten Staub einmal absieht.«
    »Genau, Sie sehen nichts.«
    »Soll ich mich jetzt darüber freuen?«
    »Warten Sie ab. Denn hier hat es mal etwas gegeben. Es hat hier in der Nische in den Fächern gelegen.«
    »Sehr gut. Und was ist es gewesen?«
    Ampitius machte es spannend. »Wo befinden wir uns hier?«
    Ich machte das Spiel mit. »In einem Beinhaus.«
    »Genau, Mr Sinclair. Und zwar in einem leeren Beinhaus. Sie haben bisher weder einen Knochen noch einen Schädel gesehen. Ist das richtig?«
    »Klar.«
    »Aber das war nicht immer so«, sagte er. »Diese Nische, vor der wir stehen, war gefüllt. Sie war gefüllt mit Schädeln, mit blanken Totenköpfen, um es mal einfach auszudrücken. Genau das ist das Problem. Wenn Sie jetzt hineinschauen, sehen Sie nichts. Die Nische ist leer. Man kann also davon ausgehen, dass die Schädel gestohlen worden sind.«
    Allmählich sah ich Licht am Ende des Tunnels.
    »Aber wir müssen nicht davon ausgehen, dass Charles Kinley die Schädel gestohlen hat?«
    »Richtig. Er war nur der Vermittler. Der Informant. Und als er seine Pflicht getan hatte, wurde er umgebracht. So einfach ist das gewesen. Man hat ihn brutal erschlagen. Daran ist zu sehen, dass die andere Seite kein Mitleid kennt.«
    »Und dass ihr die Schädel sehr wichtig sind«, fügte ich noch hinzu.
    »Sehr gut kombiniert, Mr Sinclair.«
    »Stellt sich die nächste Frage. Warum waren die Schädel so wichtig, Mr Ampitius?«
    Obwohl die Luft nicht besonders gut war, holte der ehemalige Bischof tief Atem. »Das ist genau

Weitere Kostenlose Bücher