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1449 - Die Perle Moto

Titel: 1449 - Die Perle Moto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hatte von vornherein um strikte Geheimhaltung gebeten - erinnerst du dich nicht daran?"
    „Du hast recht", stellte Deighton fest und atmete auf. „Wie wäre es, wenn wir uns bei einem guten Essen ein wenig über die alten Zeiten unterhielten? Ich bin sicher, daß wir uns viel zu erzählen haben."
    „Das könnte sein", gab Ellert zu. „Aber ich habe keine Zeit. Ich werde Luna sofort wieder verlassen."
    „Aber warum so eilig?" fragte Deighton bestürzt. „Du bist gerade erst angekommen."
    „Ich muß fort", erklärte Ernst Ellert einsilbig, und einen Augenblick später wurde der Bildschirm dunkel
     
    5.
     
    Dao-Lin-H'ay schaltete die Geräte aus und rieb sich die Schläfen. Sie hatte zwar noch immer nichts über den Zusammenhang zwischen der Perle Moto und der NARGA SANT erfahren, aber sie fühlte sich fürs erste nicht imstande, Ernst Ellerts Bericht noch länger zu verfolgen.
    Ihr Kopf schmerzte, und sie hatte das Gefühl, daß ihr Gehirn nicht fähig war, noch mehr Informationen zu verkraften.
    Sie fragte sich, woran es lag, daß es so anstrengend war, die Aufzeichnungen aus der Perle Moto anzusehen. Was sie da zu sehen und zu hören bekam, faszinierte sie über alle Maßen. Aber es ermüdete den Geist.
    Immerhin konnte sie nun besser begreifen, warum Thoy-P'ang der Perle Moto einen so unermeßlich hohen Wert beigemessen hatte. Sie fragte sich jedoch, ob die Perle Moto für ihn nicht vielleicht in erster Linie ein wahrhaft kaiserliches >Spielzeug< gewesen war, denn der praktische Nutzen des bisher Gesehenen mußte für einen Karaponiden denkbar gering sein.
    Das brachte sie erneut auf jene Frage, die gerade angesichts der eben gesehenen Szenen an Bedeutung gewann: Wie waren die Karaponiden eigentlich in den Besitz dieses ungewöhnlichen Datenspeichers gekommen?
    Sie verließ den Raum mit der Perle Moto und erkundigte sich nach Ge-Liang-P'uo.
    Die Kartanin lag noch immer in tiefem Schlaf, und Dao-Lin-H'ay mochte sie nicht wecken.
    Sie befürchtete, daß sie ohne Ge-Liang-P'uos Hilfe nicht die geringste Chance hatte, weitere Antworten von Thoy-P'ang zu bekommen. Dennoch beschloß sie, es zu versuchen. Vielleicht war ein wenig Schadenfreude dabei im Spiel - sie war gespannt, wie er reagieren würde, wenn sie über diesen ersten Teil der Aufzeichnung sprach. Aber in erster Linie ging es ihr um den Weg, auf dem das geheimnisvolle Objekt in den kaiserlichen Palast von Karapon gelangt war.
    Thoy-P'ang bewohnte in der MARA-DHAO eine sehr gut ausgestattete Kabine, die ihm alles bieten konnte, was er zum Leben brauchte. Selbst für Unterhaltung und Information war gesorgt. Bisher hatte er diese Möglichkeiten nicht genutzt.
    Anfangs hatte es sogar so ausgesehen, als wolle er in den Hungerstreik treten.
    Er wurde nicht beobachtet. Dao-Lin-H'ay hatte eine ständige Aufzeichnung all seiner Lebensäußerungen strikt abgelehnt.
    Er konnte nicht hinaus, und vor seiner Tür stand eine Wache. Das war alles. Aber natürlich waren die verschiedenen Einrichtungen mit dem Bordsystem verbunden und gaben Rückmeldung, wenn Thoy-P'ang eine Mahlzeit orderte, nach Medikamenten verlangte oder Zugriff zu Informationsquellen wünschte, die nicht allgemein zugänglich waren.
    Thoy-P'ang hatte nichts dergleichen getan. Er hatte aber immerhin ein wenig gegessen. Das weckte in Dao-Lin-H'ay die Hoffnung, daß er sich mit seiner Situation abzufinden begann. Sie beschloß, diesen Prozeß der Eingewöhnung zu unterstützen, indem sie ihn vorab um ein Gespräch bat, anstatt einfach zu ihm hineinzugehen.
    Aber Thoy-P'ang schien dies nicht würdigen zu können, denn er antwortete nicht. So war sie schließlich doch gezwungen, die Tür zu öffnen und die Kabine ohne seine Erlaubnis zu betreten.
    Sie wünschte sich, sie hätte es eher getan, obwohl das sicher auch nichts geändert hätte. Denn als sie Thoy-P'ang fand, war er bereits seit zweieinhalb Stunden tot: Er hatte sich das Leben genommen.
    Neben der Leiche lag ein Zettel. „Ich habe versagt", stand darauf. „Ein Versager darf nicht der Kaiser von Karapon sein. Die einzige Sühne für ein Versagen wie das meine ist der Tod. Dies ist das Gesetz von Karapon, an das ich mich genauso zu halten habe, wie meine Soldaten es tun."
    Dao-Lin-H'ay sah auf ihn hinab. Sie war innerlich wie erstarrt. „So habe ich es nicht gewollt!" flüsterte sie schließlich.
     
    *
     
    „Ich hätte es wissen müssen", sagte sie Stunden später bedrückt zu Ge-Liang-P'uo, die sich mittlerweile wieder erholt hatte.

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