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1449 - Die Perle Moto

Titel: 1449 - Die Perle Moto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nachempfundene Gebäude, in dem die Hohen Frauen ihre Beratung abzuhalten und ihre Entschlüsse zu verkünden pflegten.
     
    *
     
    „Ihr seid es ihnen schuldig", sagte Ernst Ellert zu den Hohen Frauen, die in der Mitte der Halle in kostbaren Sesseln mit sehr hohen Lehnen saßen und etwas ratlos auf den Besucher hinabblickten. „Sie haben euch geholfen, und nun seid ihr an der Reihe."
    „Aber wie sollen wir helfen?"
    Dao-Lin-H'ay bemühte sich, die Gesichter der Hohen Frauen zu erkennen, aber erstens blieben sie im Schatten, und zweitens konnte es sich unmöglich um jene Hohen Frauen handeln, die dieses Amt zu Dao-Lin-H'ays Zeiten innegehabt hatten.
    Zuviel Zeit war inzwischen vergangen, denn die Szene, die sie jetzt sah, spielte nach der Großen Katastrophe, nach dem Amoklauf der Hauri, ja, selbst nach dem neuerlichen Krieg gegen die Giftatmer, die Maakar. Das ergab sich schon allein aus der Tatsache, daß über diese Ereignisse in den Aufzeichnungen, die man in der NARGA SANT gefunden hatte, berichtet wurde.
    Diese Berichte waren sehr kurz, unvollständig, bruchstückhaft, aber immerhin - es gab sie. Um so mehr hatte Dao-Lin-H'ay sich darüber gewundert, daß so wenig über die Gründe bekannt war, die die Hohen Frauen dazu verleitet hatten, ausgerechnet die NARGA SANT für diese Mission auszuwählen.
    Jetzt erfuhr sie, wer den Anlaß für diese Entscheidung geliefert hatte. Wohlgemerkt: den Anlaß - nicht den eigentlichen Grund. „Schickt ihnen das große Schiff zu Hilfe, das um euren Planeten kreist", schlug Ernst Ellert nämlich vor. „Die NARGA SANT?" fragte eine der Hohen Frauen überrascht. „Unmöglich!" rief eine andere. „Das kommt überhaupt nicht in Frage."
    „Es ist ein Schiff, das schon allein durch sein bloßes Erscheinen wirken wird", gab Ernst Ellert zu bedenken. „Ein mächtiges Schiff. Das mächtigste, riesigste, gewaltigste Raumschiff, das ich je gesehen habe, und das will etwas heißen, denn ich bin weit herumgekommen und habe sehr vieles gesehen!"
    Oh, ja, beim Geist von Ardustaar, das hast du! dachte Dao-Lin-H'ay. „Aber es ist ein unersetzbares Stück unserer Geschichte!" protestierte eine weitere Hohe Frau.
    Und dann erhob sich eine andere von ihrem kostbar verzierten Sessel - eine hagere, alte Kartanin, die sich trotz ihres Alters eine stolze, geschmeidige Haltung bewahrt hatte. Sie trat ins Licht, und Dao-Lin-H'ay erkannte das Symbol ihrer eigenen Familie auf dem Ärmel des einfachen, dunklen Gewandes, das diese Kartanin trug.
    Dao-Lin-H'ay verspürte einen Anflug von Stolz, gleichzeitig aber auch einen Stich des Bedauerns, denn seit jener Zeit, in der diese Aufzeichnung entstanden war, hatte sich vieles geändert. Die Familie derer von H'ay hatte im kartanischen Sternenreich mittlerweile ihren einst so großen Einfluß verloren.
    Warum? Was war da geschehen?
    Aber darüber würde dieser Bericht wohl keinen Aufschluß geben - so dachte sie und ahnte nicht, wie sehr sie sich irrte. „Hört mich an", sagte die Hohe Frau aus der Großen Familie derer von H'ay. „Es stimmt, daß die NARGA SANT ein unersetzliches, kostbares Zeugnis unserer glorreichen Vergangenheit ist - aber was ist sie noch? Ich will es euch sagen: das teuerste Museum, das sich je ein Volk geleistet hat. Jeder schreit herum, was man alles unternehmen müßte, um die Zeugnisse der Vergangenheit zu restaurieren und zu konservieren. Ganze Horden von Forschern kriechen in jeden Winkel und finden die unmöglichsten Spuren, und jeder einzelne von ihnen führt sich auf, als würde unser Volk in die tiefste Barbarei stürzen, wenn auch nur der kleinste Teil dieser Spuren verlorenginge."
    Die Hohen Frauen erhoben ein Gemurmel. Dao-Lin-H'ay vernahm darin neben Protest auch Zustimmung, und ihr Stolz war wie weggeblasen. Tiefe Betroffenheit löschte jedes andere Gefühl aus. „Was also haben wir von der großartigen NARGA SANT?" fuhr die Hohe Frau aus der Familie H'ay fort. „Was bringt sie uns ein? Nichts! Sie verursacht uns nichts als Kosten und Ärger. Und darum sage ich: Dieser Fremde hier hat recht. Laßt uns der NARGA SANT eine Aufgabe geben und sie zum Ruhm unseres Volkes einsetzen.
    Wir haben mehr Freiwillige, als wir eigentlich brauchen. Sie alle brennen darauf, in die NARGA SANT zu gehen und dort zu arbeiten. Nun - wir können ihnen diesen Wunsch erfüllen. Laßt sie ziehen!
    Halten wir sie gewaltsam zurück, dann hetzen sie doch nur immer größere Teile unseres Volkes gegen uns auf."
    Erneutes Gemurmel - noch

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