145 - Mädchen, Monster, Sensationen
hier drinnen zu rauchen, zündete er sich eine Zigarette an.
Die Flamme des Gasfeuerzeugs schoß daumenlang hoch, und Seagrove zuckte zusammen. Er hob die Hände vor die Augen, als hätte er Angst vor dem Feuer.
Howard steckte das Feuerzeug ein und rauchte mit tiefen Zügen. Der lebende Leuchnam griff nach einem Skalpell und nahm es an sich. Blitzende Reflexe tanzten auf der Skalpellklinge, die schärfer war als ein Rasiermesser.
Barry Howard blies Rauchringe in die Luft und sah zu, wie sie langsam davonschwebten. Als er hinter sich ein Geräusch vernahm, drehte er sich nicht sofort um Er glaubte, Frederic Scott wäre zurückgekommen, und es war ihm nicht danach, den Kollegen anzusehen. Er begab sich zum Waschbecken, drehte das Wasser auf und ließ den Strahl auf die Zigarettenglut rinnen.
Er zerkrümelte die naß gewordene Zigarette und beobachtete, wie die Tabakreste im Abfluß verschwanden. Erst danach wandte er sich mit ge, langweilter Miene um.
Als er den nackten Zombie erblickte, riß er verstört die Augen auf. Der graugesichtige Tote näherte sich ihm mit langsamen Schritten.
Patsch… Patsch… Patsch…
Barry Howard konnte nicht fassen, was er sah. Er war Mediziner, und er hatte Seagrove gesehen, als man ihn in die Kühlbox legte. Der Mann war so tot gewesen, wie man nur tot sein konnte. Und sein Körper war mit schrecklichen Wunden bedeckt gewesen.
Wunden, die nicht mehr vorhanden waren!
Barry fuhr sich mit der Hand über die Augen, als wollte er ein furchtbares Trugbild verscheuchen. Sein Herz hämmerte wie verrückt gegen die Rippen.
Er hatte keine Erklärung für diese irreale Situation. »Mr. Seagrove…« preßte er heiser hervor. »Wieso… Sie können nicht… Sie waren doch…«
Adam Seagrove blieb einen Schritt vor Barry Howard stehen. Der Arzt schaute dem Zombie in die blicklosen Augen und wußte, daß der Mann immer noch tot war.
Aber, zum Teufel, wenn er das war, konnte er unmöglich durch diesen Saal gehen!
»Mr. Seagrove… was… was haben Sie mit dem Skalpell vor?«
Es ging so schnell, daß es Barry Howard gar nicht richtig mitbekam. Die Skalpellhand des Zombies zuckte vor, der Arzt spürte einen harten Schlag, der seine Brust traf.
Er starrte den Untoten entgeistert an und stöhnte: »Mr. Sea… grove…« Dann stürzte er wie ein gefällter Baum um.
Adam Seagrove beugte sich über ihn und schälte ihn aus seinen Kleidern. Er zog sie an und legte den toten Mediziner in die Kühlbox, die für ihn reserviert gewesen war.
Auf dem Flur quietschten Gummisohlen. Dr. Frederic Scott kehrte zurück. Adam Seagrove war nicht ausgetragen. Sein Name stand nach wie vor im Registrierbuch.
Folglich mußte der Tote noch da sein. Frederic nahm an, daß man Seagrove irrtümlich in ein anderes Fach gelegt hatte. Wer dafür verantwortlich war, würde herauszufinden sein.
Frederic stieß die Schwingtür auf und betrat den Seziersaal. Er mußte annehmen, daß der Mann, der sich über die Kühlbox beugte, Barry war.
Was machte Barry Howard denn da? War er für die Panne verantwortlich?
Der Kollege schien seinen Fehler bemerkt und den Toten umquartiert zu haben. Auf jeden Fall war die Box jetzt nicht mehr leer.
»Wo hattest du die Leiche denn versteckt?« fragte Frederic Scott, um ein bißchen Salz in die Wunde zu streuen. Bei anderen Kollegen hätte er so etwas nicht getan, denn er stand auf dem Standpunkt, daß nur derjenige Fehler machen konnte, der arbeitete. Außerdem war Irren menschlich.
Aber er wußte, wie sich Barry aufgespielt hätte, wenn ihm dieser Fehler unterlaufen wäre, deshalb wollte er seinen Triumph voll auskosten.
»Nun sag schon, Barry, wo war er?« drängte Frederic den Kollegen.
Er kam so nahe an die Kühlbox heran, daß er hineinsehen konnte, und er glaubte seinen Augen nicht zu trauen, denn in der Box lag nicht Adam Seagrove, sondern Barry Howard!
Wer war dann aber der Mann, der sich über die Leiche beugte?
***
Ungeduldig ging ich mit kleinen Schritten vor der Tür, die Cruv für mich öffnen wollte, hin und her. Wie lange ließ mich der Gnom noch warten?
War er auf ein Hindernis gestoßen, das er nicht überwinden konnte? Warum kehrte er in diesem Fall nicht um und erschien wieder am Kellerfenster?
War er dazu nicht in der Lage, weil er in eine Falle geraten war? Mich überlief es kalt. Sollte ich noch warten, oder war es vernünftiger, alles daranzusetzen, um schnellstens in den Nachtclub zu gelangen?
Vielleicht brauchte Cruv Hilfe. Ich ging vor dem
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