145 - Mädchen, Monster, Sensationen
in dem Glauben, ihr hättet eine Chance zu überleben… einer von euch.« Der Alte setzte sich und zog die Beine an.
Er trug ein langes, sackähnliches Gewand mit einem Gürtel.
Rufus und Mortimer Kull setzten sich zu ihm. Der dämonische Wissenschaftler forderte ihn auf, ihnen von sich zu erzählen. Sie erfuhren, daß dem Alten bis vor kurzem starke magische Kräfte zur Verfügung gestanden hatten.
»Sind sie versiegt?« fragte Kull.
Der Alte schüttelte den Kopf. »Actro hat sie mir geraubt. Er ließ mich von seinen Knechten auf eine Folterbank werfen. Dort schwächten sie mich so sehr, daß sich die magische Kraft nicht in mir halten konnte. Actro ist nicht nur ein hinterlistiger Bandit, sondern auch ein gefährlicher Energie-V ampir.«
»Verdammt, es muß doch eine Möglichkeit geben, ihm beizukommen«, sagte Kull wütend.
»Er ist sehr vorsichtig. Niemand wünscht ihm den Tod mehr als ich, denn er hat meine Söhne auf dem Gewissen. Wenn es eine Möglichkeit gäbe, ihn zu vernichten, würde ich sie euch verraten, aber ich weiß keine.«
»Was hat er mit dir vor?« fragte Kull. »Sollst du auch gegen jemanden kämpfen?«
Der Alte schüttelte wieder den Kopf. »Ich bin zu schwach für einen Kampf. Nein, mit mir hat Actro nichts mehr im Sinn. Ich bleibe bis zu meinem Tod hier.«
»Und dann?« fragte Rufus.
»Meinen Leichnam werden sie ihren Reittieren zum Fraß vorwerfen«, sagte der Alte.
»Du möchtest doch sicher auch hier raus«, sagte Rufus.
»Natürlich, aber es ist nicht möglich.«
»Vielleicht doch«, sagte der Knochendämon.
»Was hast du vor?« fragte Mortimer Kull.
Und Rufus erwiderte: »Hört zu…«
***
Mortimer Kull trat an die Tür. »He! Ihr da draußen!« Seine kräftige Stimme hallte durch das Gewölbe. »Ihr verfluchten Hunde! Hört mich denn keiner?«
Eine Tür knarrte, und dann näherten sich Schritte.
Am Guckloch erschien ein Maskierter. Kull trat zur Seite. »Was willst du?« fragte der Mann draußen.
»Ihr habt uns mit diesem greisen Magier zusammengesperrt.«
»Belästigt er euch?« fragte der Maskierte grinsend.
»Der Kerl war halbtot, als ihr uns hierher brachtet.«
»Na und?«
»Jetzt ist er ganz tot«, sagte Mortimer Kull.
»Habt ihr ihn umgebracht?«
»Das war nicht nötig. Der krepierte ganz von selbst.« Kull wies auf den Toten. »Schafft ihn fort. Werft ihn euren Reittieren zum Fraß vor oder tut sonst irgend etwas mit ihm, aber befreit uns von ihm, bevor er anfängt zu stinken.«
Der Maskierte entfernte sich, ohne ein Wort zu agen.
»He!« rief ihm Mortimer Kull nach. »Hast du mich nicht verstanden? Ich verlange, daß ihr den verdammten Kadaver rausholt!«
Der Mann blieb nicht lange fort. Als er wiederkam, war er in Begleitung eines zweiten Maskierten.
Sie schlossen auf und forderten Kull auf, zurückzutreten.
Bis zu seinem knöchernen Begleiter mußte er gehen. Rufus lag im Stroh, zugedeckt mit der schwarzen Kutte.
Die Maskierten hoben den toten Alten hoch und trugen ihn hinaus.
»Zufrieden?« höhnte einer der beiden.
Sie schlossen die Tür sorgfältig ab und schleppten den Weißhaarigen fort.
Sie ahnten nicht, daß sie Rufus, den Dämon mit den vielen Gesichtern, trugen. Mortimer Kulls Begleiter hatte die Gestalt des Alten angenommen.
***
Mortimer Kull setzte sich neben die schwarze Kutte, griff danach und zog sie zur Seite. Der Greis richtete sich auf. »Ob sie darauf hereinfallen?«
»Das müssen sie, denn zwischen Rufus und dir gibt es keinen Unterschied - bis auf den, daß er nicht so schwach wie du ist. Er wird sie überraschen und töten. Dann wird er zurückkommen und uns befreien.«
»Kannst du dich auf ihn verlassen?«
»Wie auf mich selbst«, behauptete der dämonische Wissenschaftler.
Der Alte schien ihm nicht zu glauben. Es gab in der Hölle kein Vertrauen. Besorgt legte er die Hand auf Kulls Arm. »Ihr habt versprochen, mich mitzunehmen.«
»Das tun wir auch.«
»Aber ich bin schwach…«
»Wir werden dich tragen. Du kriegst von uns ein Reittier und kannst dich aus dem Staub machen.«
»Ich hätte nicht gedacht, daß ich meine Heimat Wiedersehen würde.«
Kull grinste. »Wir kamen im richtigen Moment, nicht wahr?«
»Vielleicht kann ich euch irgendwie nützlich sein.«
»Wir brauchen deine Hilfe nicht«, sagte Mortimer Kull. »Sobald du raus bist aus der Stachelburg, brauchst du dich nur noch um dich zu kümmern. Sieh zu, daß du in kein schwarzes Loch gerätst, sonst war die Mühe, die wir uns mit dir gemacht haben,
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