1450 - Insel der Vampire
um ihn kümmern.
Hassan packte es nicht mehr. Er hatte sich zwar hinsetzen können, das war aber auch alles gewesen. Auf die Beine kam er nicht mehr.
Er startete zwar den Versuch, nur war Karim schneller. Er ließ sich einfach auf ihn fallen und drückte ihn zurück in den Sand.
Sobec schrie vor Wut auf.
Dann begann er zu laufen.
Er rannte. Er holte aus seinem Körper heraus, was nur eben ging.
Und er merkte sehr schnell, dass der Boden keine normale Asphaltstrecke war, denn jeder Schritt bereitete ihm Mühe. So glich sein Laufen mehr einem Hüpfen. Ihm war alles egal. Er wollte nur weg.
Er musste hinein ins Wasser. Vielleicht schaffte er es, bis zum Schiff zu kommen und mit ihm die Flucht zu ergreifen.
Sobec hörte sich keuchen und auch fluchen. Ob Vampire schwimmen konnten, wusste er nicht. Gehört hatte er jedenfalls nichts davon. Schon bald wurde der Sand feucht, dann schleuderten seine Füße Wasserfontänen in die Höhe. Erst als er die Spritzer auch ins Gesicht bekam, wurde ihm richtig bewusst, wo er sich befand.
Er blieb stehen und drehte sich um.
Er sah die Akteure am Strand.
Drei waren es!
Besonders gut sah er die Gestalt der Frau, denn sie stand noch. Sie war ihm gefolgt, aber sie lief nicht weiter, um ihn aus dem Wasser zu holen.
Hassan lag auf dem Boden. Der andere Blutsauger kniete über ihm. Beide Köpfe befanden sich verdammt dicht beieinander. Sobec wusste genau, was das zu bedeuten hatte. Sein Kumpan würde Blut verlieren. Dieser andere würde ihn bis zum letzten Tropfen leer saugen und durch diesen Trank an Kraft gewinnen.
Es war schlimm.
Und als noch schlimmer empfand er es, dass er Hassan nicht mehr helfen konnte. Sein eigenes Leben war ihm wichtiger. Nur musste er seinen Frust loswerden, der sich in einem gellenden Schrei entlud.
Wie ein Signal hallte er über den Strand hinweg.
Er drehte sich wieder um.
Das kleine Schiff war deutlich zu sehen. Auf dem recht ruhigen Meer hielt der Anker es an der Stelle.
Sobec überlegte nicht mehr. Er steckte die Pistole in den Hosenbund schleuderte seine Jacke ins Wasser und stürzte sich in die anrollenden Wellen…
***
Die beiden Schwimmwesten lagen zwischen uns. Suko und ich hatten sie nicht übergestreift. Es gab einfach keinen Grund dafür, denn in Gefahr waren wir nicht geraten.
Hinter uns lag eine Reise, die wie im Traum vergangen war. Geheimdienst und Militär hatten uns einen Weg eröffnet, der normalerweise verschlossen war.
Mit einem Privatjet waren wir in die Türkei gedüst, in Istanbul in eine andere Maschine gestiegen, die von einem Uniformierten geflogen wurde, der schließlich auf einem Militärflughafen an der Südküste landete.
Ein hoher Offizier, der unsere Sprache verstand, hatte uns in Empfang genommen. Mit einem Wagen waren wir zu einem Hafen geschafft worden. Auf der Fahrt waren uns Fragen gestellt und auch Erklärungen gegeben worden. So erfuhren wir mehr von dieser Insel, die weder zur Türkei noch zu Syrien gehörte.
Sie lag im Niemandsland, und sie blickte nur auf eine Geschichte zurück, die sich die Menschen seit Generationen erzählen. Manche sprachen nur von einem Unheil. Andere wiederum waren davon überzeugt, dass der Teufel dort eine Filiale errichtet hatte. Jedenfalls war das Eiland unbewohnt, und auch die Militärs hatten es nicht besetzt. Hätten die Türken es getan, wären die Syrer sauer gewesen, und umgekehrt wäre es genauso gewesen.
Selbst in unserem Fall wollte man uns nicht bis direkt an die Insel heranbringen. Das Schnellboot würde uns davor absetzen. Das hieß, wir mussten in ein Schlauchboot umsteigen, dessen Motor recht leistungsstark war. Mit diesem Boot sollten wir die Insel ansteuern.
Suko trug das Sattelitentelefon, über das wir uns melden konnten, wenn es denn sein musste.
Tja, und jetzt hockten wir wie zwei Verlorene in diesem Schlauchboot und tuckerten auf die Insel zu, deren Ufer wir bereits sahen, wenn wir durch das Fernglas schauten, mit dem das Boot ebenfalls bestückt war. Es war ein Nachtsichtgerät, durch das wir abwechselnd schauten, aber bisher nichts Verdächtiges an diesem Strandstreifen hatten entdecken können.
Dafür gab es etwas anderes, das uns nachdenklich gemacht hatte.
Vor der Insel, aber noch recht weit vom Ufer entfernt, dümpelte ein kleines Schiff. Schon auf dem Radarschirm des Schnellboots hatten wir es gesehen, aber nun sahen wir es mit den eigenen Augen.
Wenn uns nicht alles täuschte, handelte es sich bei ihm um einen Segler, dessen Segel
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