1450 - Insel der Vampire
fand keine Antwort.
Sie waren Fremde, sprachen Englisch, aber sie waren keine Amerikaner, die seit dem Beginn des Irakkrieges in dieser Gegend ihre Spuren hinterlassen hatten.
Dem Dialekt nach konnten sie Engländer sein. Aber die mischten ja auch mit.
Wenn er atmete, fing er an zu stöhnen. Warum es in seiner Brust schmerzte, wusste er ebenfalls nicht. Er schien einen Schlag mitbekommen zu haben, eine andere Erklärung hatte er nicht.
Dass er sich wieder auf der verdammten Insel befand, wo sie die vier Kisten mit dem Giftgas hingeschafft hatten, war ihm klar. Er hoffte zudem, dass sie von den beiden Engländern nicht gefunden wurden.
Aus seinem Mund pfiff der Atem, als er sich abermals in die Höhe drückte. Er blieb zunächst auf den Knien hocken, atmete wieder tief durchkämpfte erfolgreich gegen einen Schwindel an und drückte sich dann weiter in die Senkrechte.
Er schwankte. Er hatte Mühe mit dem Gleichgewicht. Etwas anderes wäre auch unnatürlich gewesen.
Er hielt sich zwar am Strand auf, und doch hatte er das Gefühl, auf einem schwankenden Boot zu stehen, so sehr drehte sich die Welt vor seinen Augen. Es fiel Sobec schwer, die Grenze zwischen dem Meer und dem festen Boden zu ziehen. Alles ging ineinander über, und er traute sich nicht, einen Blick zum Himmel zu werfen, aus Angst, dass er möglicherweise wieder fallen könnte.
Er ging. Es musste gehen. Er war nicht allein auf der Insel. Die beiden Engländer störten ihn nicht. Er machte sich Gedanken über die verdammten Blutsauger, die mehr als gierig auf den Lebenssaft waren, der in seinen Adern floss.
An die Schmerzen in seinem Kopf musste er sich gewöhnen. Sie würden nicht so schnell verschwinden. An Aufgabe dachte er nicht.
Er wusste, dass er hier auf dieser Insel um sein Leben würde kämpfen müssen, auch wenn er bisher noch nicht angegriffen worden war.
Er drehte den Kopf nach allen Seiten, um nach den beiden Engländern Ausschau zu halten. Viel Erfolg hatte er damit nicht, aber das hatte er vorher gewusst. Die beiden würden sich auf der Suche nach den Blutsaugern möglichst unsichtbar machen.
Sobecs Gedanken drehten sich wieder um die Vampire. Dass es sie tatsächlich geben würde, daran hätte er nie geglaubt. Er war leider eines Besseren belehrt worden, und er rechnete fest damit, dass die Vampire die Engländer anfallen würden. Vielleicht waren sie dann so satt, dass sie ihn in Ruhe ließen.
Dieser Gedanke gefiel Sobec und brachte ihn gleichzeitig auf eine neue Idee.
Das Boot lag neben ihm. Er fühlte sich zwar noch schwach, doch die Kraft, die er brauchte, um das Boot ins Wasser zu schieben, die würde er noch aufbringen. Das Boot hatte einen Außenbordmotor.
Damit konnte er fliehen. Er würde in ein paar Minuten den Segler erreichen und mit ihm die Flucht fortsetzen.
Dieser Gedanke sorgte dafür, dass die Kraft in ihn zurückkehrte.
Er wollte keine Sekunde länger zögern.
Als er sich bereit machte, um sich zu bücken und das Boot ins flache Wasser zu schieben, da hörte er plötzlich die Geräusche, die selbst seinen eigenen Atem übertönten. Auch das plätschernde Rauschen der Wellen trat in den Hintergrund.
Da war etwas – und es war nicht natürlich!
Er drehte den Kopf langsam nach rechts. Auf keinen Fall wollte er etwas überstürzen, um nicht in Gefahr zu laufen, wieder auf dem Bauch zu landen.
Sein Blick glitt über den Strand hinweg – und blieb an einer Gestalt hängen.
Sie stand dort nicht, sie ging!
Es war kein normales Gehen, denn sie schwankte bei jedem Schritt. Aber sie hielt sich auf den Beinen, und die Augen des Serben weiteten sich, als er sah, wer sich ihm da näherte.
Es war Hassan!
Hassan lebte!
Dieser Gedanke jagte zuerst durch seinen Kopf. Er lebte und er würde ihn unterstützen. Sie würden gemeinsam die Flucht ergreifen und auch das Segel setzen.
In seiner Euphorie dachte er an alles Mögliche, nur nicht an die brutale Wahrheit.
Sobec hob den Arm, um seinem Kumpan zuzuwinken. Er tat es auch, aber Hassan erwiderte den Gruß nicht. Unbeirrt torkelte er weiter über den Strand auf Sobec zu.
Da stimmte was nicht!
Der Gedanke kam Sobec etwas später. Plötzlich dachte er wieder daran, was geschehen war. Er hatte Hassan zurücklassen müssen, und jetzt wurde ihm bewusst, dass er kein Mensch mehr sein konnte.
In Sobecs Kehle steckte plötzlich ein dicker Kloß. In seinem Kopf fing es wieder an, stärker zu hämmern.
Was war zu tun?
Hassan näherte sich. Er schwankte noch immer.
Sobec
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