1450 - Insel der Vampire
ihre Pläne gebrauchen können. Gerade hier im Mittelmeerraum, wo einige Länder einem Pulverfass gleichen. In den letzten Jahren ist bei irgendwelchen Kämpfen kein Giftgas eingesetzt worden, aber der Hass wird größer. Wer schon mit Atombomben droht, der – na ja.«
Ich winkte ab, weil ich nicht daran denken wollte.
»Dann haben Sobec und dieser Hassan für einen Waffenhändler gearbeitet.«
»Klar. Ob sie allerdings gewusst haben, was sich in den Kisten befindet, weiß ich nicht. Man muss schon verdammt abgebrüht sein, um mit solchem Zeug Geschäfte zu machen.«
Wir hatten ein neues Problem. Es ging jetzt nicht nur um die Blutsauger, wir mussten auch zusehen, dass dieses verdammte Gas von der Insel weggeschafft wurde.
Ich deutete auf die Kisten. »Wir wissen ja, wo sie stehen. Darum kümmern wir uns später.« Den Deckel schloss ich so gut wie möglich. Verstecken wollten wir die Kisten nicht. Die hier auf der Insel hausenden Blutsauger wussten bestimmt über sie Bescheid. Dass sie die Zylinder öffnen würden, daran glaubte ich nicht.
Wichtig war für uns erst einmal, dass wir auf die Frau trafen, die hier das Sagen hatte. Wobei ich mir darüber Gedanken machte, wie sie es geschafft hatte, auf die Insel zu kommen.
In der Nähe war sie nicht, denn mein Kreuz hatte mich nicht gewarnt. Ich rechnete damit, dass sie sich in einem Versteck aufhielt und unsere Ankunft bereits längst bemerkt hatte.
Suko stellte eine sehr wichtige Frage. »Wohin?«
»Eigentlich habe ich keine Ahnung.«
»Und sonst?«
»Sollten wir mal nachschauen, ob es hier irgendwelche Verstecke und Höhlen gibt.«
»Ich bin dabei!«
***
Sobec erwachte!
Jemand stöhnte mit tiefen Lauten in seiner unmittelbaren Nähe.
Es dauerte eine Weile, bis er herausgefunden hatte, dass er es war, der dieses Geräusch abgab.
Bisher hatte er sich noch nicht bewegt. Er versuchte jetzt, sich mit den Armen abzustemmen, was ihm verdammt schwer fiel. Er fühlte einen dicken Wulst unter seinen Händen und wusste damit nichts anzufangen.
Aber dann kehrte seine Erinnerung zurück. So langsam begriff er, was alles passiert war. Die Erlebnisse auf der Insel, seine Flucht, dann die wundersame Rettung durch die beiden Fremden, die plötzlich zu seinen Feinden geworden waren, weil sie sich nicht so verhalten hatten, wie er es gern gehabt hätte.
Und dann der Niederschlag.
Das war ein hammerharter Treffer gewesen. Er dachte an seine Pistole, die ihm letztendlich nichts eingebracht hatte, und er gab sich selbst gegenüber zu, dass es Unsinn gewesen war, die Waffe zu ziehen, denn auf einem schwankenden Boot änderte sich das Ziel ständig.
Und dann schoss ihm durch den Kopf, dass er noch lebte. Es war auch für einen so abgebrühten Mann wie Sobec ein freudiger Gedanke. Sehr oft hatte er am Rande des Todes gestanden. Er hatte in Schützengräben gelegen und gekämpft. Er hatte getötet und sich dabei selbst in Lebensgefahr gebracht, nun aber sahen die Dinge ganz anders aus. Er hatte sogar die Hölle des kalten Wassers überstanden und schöpfte wieder Mut, als er tief durchatmete.
Sein Hals war noch taub, so hatte er das Gefühl, als würde sein Kopf über den Schultern schweben.
Wichtig war, dass er auf dem Trockenen lag, auch wenn es sich dabei um die Planken eines großen Schlauchboots handelte. Dass das Meer in seiner Nähe war, hörte er an den entsprechenden Geräuschen, die in seinen Ohren ihren Widerhall fanden.
Der Serbe blieb noch liegen. Er wollte sich zunächst sammeln und das Boot dann verlassen.
Seine Arme lagen auf den beiden Wülsten rechts und links. Er gab sich einen innerlichen Schwung, dann stemmte er sich hoch.
Es war für ihn nicht einfach. Er wurde vom eigenen Stöhnen begleitet, aber dann schaffte er es, sich über die Umrandung des Schlauchboots zu wälzen. Er landete daneben und blieb zunächst mal auf dem feuchten Sand liegen.
Der Fall hatte ihm alles andere als gut getan. Er war noch leicht mit dem Kopf aufgeprallt, und jetzt zuckten heftige Schmerzen wie Messerstiche durch seinen Schädel. Aus Erfahrung wusste er, dass es nicht leicht sein würde, auf die Beine zu kommen. Normal gehen würde er nicht können. Wenn überhaupt, dann würde er schwanken wie ein Betrunkener.
Während Sobec im seitlichen Schutz des Schlauchboots liegen blieb, dachte er wieder an die nahe Vergangenheit und sofort an die beiden Männer, die ihm das Leben gerettet hatten.
Wer waren sie? Was verbarg sich hinter ihnen? Für wen arbeiteten sie? Er
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