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1455 - Das Gewissen des Henkers

1455 - Das Gewissen des Henkers

Titel: 1455 - Das Gewissen des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Killer, der auch uns an den Kragen will?«
    »Wir haben ihm nichts getan«, sagte Suko.
    »Ja, das stimmt. Ob er allerdings die gleiche Logik verfolgt, möchte ich dahingestellt sein lassen.«
    Suko verteidigte ihn weiter. »Er muss nicht unbedingt unterwegs sein, um zu töten. Denk an sein Vermächtnis. Er will sein Gewissen beruhigen. Er will endlich im Jenseits oder wo auch immer seine Ruhe haben. Deshalb wird er darauf hin arbeiten, dass die Nachkommen ihn verstehen und ihm auch verzeihen werden. Er schafft es sicherlich, mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Dabei frage ich mich allerdings, wie diese Menschen dann auf sein Erscheinen reagieren werden.«
    »Sie werden Angst haben«, sagte Glenda. »Hätte ich auch. Es wird ihm schwer fallen, sie zu überzeugen.«
    »Und wer Angst hat, der wendet sich möglicherweise an die Polizei«, erklärte Suko.
    »Wobei mir noch eine andere Möglichkeit durch den Kopf schwebt«, sagte Glenda und lächelte.
    Da sie es spannend machte und zunächst nicht weiter sprach, stellte ich die Frage: »Welche denn?«
    »Fiona Lester!«
    Suko und ich hatten den Namen gehört und schwiegen. Durch die Nase saugten wir die Luft ein. Zumindest ich hatte den Eindruck, mit meinen Gedanken am Ziel vorbeigeschossen zu sein.
    Glenda lachte und fragte: »Was ist los?«
    »Das kann hinkommen«, murmelte ich. »Ja, das ist möglich. Wenn man so will, ist Fiona eine Verwandte von ihm. Warum sollte er zu ihr keinen Kontakt aufnehmen?«
    »Genau das meine ich, John. Weißt du, wo sie wohnt?«
    »Klar.«
    »Dann wäre es vielleicht gut, wenn einer bei ihr bleibt«, schlug Glenda vor. »Bisher ist dieser Henker nur ein Hirngespinst. Wir haben ihn noch nicht zu Gesicht bekommen. Was allerdings nicht bedeutet, dass das Hirngespinst nicht auch zur Wahrheit werden kann.«
    »Nur nicht so schnell«, sagte Suko. »Zuvor hat er andere Aufgaben wahrzunehmen.« Er hob die entsprechende Anzahl von Fingern.
    »Drei Namen, drei Besuche.«
    »Hoffentlich nicht mit Toten«, murmelte ich.
    »Hat er die Zeit nicht hinter sich?«, fragte Glenda.
    »Er leidet unter seinem Gewissen. Das sollten wir akzeptieren, auch wenn es uns verdammt schwer fällt.«
    Glenda nahm den Henker in Schutz. Sie glaubte ihm. Sie war eine Frau, die mehr auf ihr Gefühl hörte als auf ihre Ratio. Suko und ich hatten da mehr Bedenken.
    Im Büro zu hocken, uns gedanklich zu quälen und alles durchzukauen, das brachte nicht viel.
    »Einer sollte bei Fiona Lester bleiben«, meinte Glenda. Dabei schaute sie mich an. »Du kennst sie am besten, und du weißt auch, wo sie normalerweise wohnt.«
    »Ja, das schon.«
    »Dann bitte.«
    Der Vorschlag war nicht schlecht, obwohl ich mich dabei nicht eben wohl fühlte.
    »Oder soll ich hinfahren?«, fragte Glenda.
    »Nein, nein, ich ziehe das schon durch.«
    »Okay.« Glenda lächelte optimistisch. »Dann bin ich gespannt, wie sich die Dinge noch entwickeln werden. Ich zumindest habe das Gefühl, dass wir genau das Richtige tun.«
    So optimistisch war ich nicht. Nur brauchte Glenda das nicht so genau zu wissen…
    ***
    Die Kugel hatte perfekt getroffen. Der Henker hätte fallen und tot sein müssen, doch all das, was sich das Pockengesicht gewünscht hatte, trat nicht ein.
    Die Gestalt zuckte zwar zusammen, doch sie fiel nicht. Sie senkte nur den Blick, als wollte sie nachsehen, wo genau sie das Geschoss in der Brust erwischt hatte.
    Hinter sich hörte das Pockengesicht ein ungewöhnliches Geräusch.
    Es war eine Mischung aus Lachen und Weinen. Dort stand Rico und hatte alles gesehen. Auch er war entsetzt. Was da geschehen war, das ging über sein Begreifen.
    Der Henker hob den Kopf an. Er tat es ruckartig. Sein Grinsen wurde breiter. Es strahlte Sicherheit und den Triumph aus, den er empfand. Schon jetzt sah er sich als Sieger an.
    »Das ist der Teufel!«, flüsterte Rico. »Verdammt noch mal, das kann nur der Teufel sein! Wir haben Besuch aus der Hölle bekommen. Wir – wir – müssen weg von hier!«
    Die Rifkins standen im Hintergrund. Auch sie hatten alles gesehen. Sie hielten sich gegenseitig fest, aber sie waren nicht in der Lage, auch nur ein Wort zu sagen. Das Entsetzen hatte ihre Gesichter bleich werden lassen.
    »Ihr kommt nicht mehr weg«, versprach der Henker mit seiner Flüsterstimme, die sehr gut zu verstehen war. »Nein, ihr werdet nicht mehr wegkommen. Euer Weg ist hier zu Ende. Ihr hättet vorher daran denken sollen, aber ihr wolltet die beiden Menschen hier töten, und das kann ich nicht zulassen.

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