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1455 - Das Gewissen des Henkers

1455 - Das Gewissen des Henkers

Titel: 1455 - Das Gewissen des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ich muss eine Schuld begleichen. Deshalb bin ich gekommen. Ich will endlich eine Heimat finden. Ich will mein Gewissen beruhigen, und ich will sicher sein. Deshalb muss ich das tun, was ich mir vorgenommen habe. Ich werde euch töten!«
    Mehr sagte er nicht. Er handelte, und er nutzte die Bewegungsunfähigkeit seiner beiden Feinde aus. Er bewies dabei, wie geschickt er mit seiner doch recht schweren Waffe umgehen konnte. Er hob das schwere Beil an und beschrieb damit einen Halbkreis.
    Im nächsten Augenblick schleuderte er die Waffe nach vorn.
    Im Weg stand das Pockengesicht.
    Der Mann stieß nicht mal mehr einen Schrei aus, als ihn die Klinge mitten in die Brust traf. Er konnte sich nicht auf den Beinen halten, kippte nach hinten und riss noch einen der Hocker um, bevor er auf dem Rücken liegen blieb.
    Es gibt Szenen, die sind so schrecklich und unglaubwürdig, dass man sie nicht als Wahrheit ansieht. Da sperrte sich der menschliche Geist gegen diese Erkenntnis, und so war es auch hier. Die Rifkins hatten alles gesehen, sie begriffen nur nicht, was hier eigentlich abgelaufen war. Und auch den Fortgang nahmen sie nicht so normal auf. Sie kamen sich mehr vor wie Zuschauer.
    Das Gleiche galt für Rico. Er glotzte seinen Partner an. Er wusste, dass er tot war, aber er war nicht in der Lage, eine Reaktion zu zeigen. Das gesamte Geschehen war zu unwirklich. Selbst als der Mörder auf das Pockengesicht zuging und wieder den langen Griff umfasste, kam ihm das alles noch so unwirklich vor.
    Der Henker brauchte nicht viel Kraft, um die Waffe aus dem Körper des Toten zu ziehen. Erst jetzt hatte das Blut freie Bahn, weil der Druck der Klinge nicht mehr vorhanden war. Es strömte aus der Wunde und verteilte sich auf der Brust.
    Mit dem Beil in der Hand drehte sich der Henker um. Seine Blicke glitten an den Rifkins vorbei. Er suchte sich ein neues Ziel, und plötzlich sah Rico den kalten Mörderblick der Gestalt auf sich gerichtet.
    Er brauchte nicht lange, um bestimmte Dinge zu begreifen. Erst das Pockengesicht, nun er.
    »Nein!«, flüsterte er. »Nein, verdammt, das kannst du nicht machen, auch wenn du der Teufel bist. Ich habe dir nichts getan, das weißt du. Wir kennen uns nicht. Du kannst mich nicht einfach umbringen, verflucht noch mal. Das ist…«
    Der Henker kümmerte sich nicht um das Gerede. Eiskalt ging er seinen Weg.
    Und der sah in diesem Fall so aus, dass Rico sein Ziel war. Das Beil schwang er locker auf und nieder, wobei sich immer wieder ein paar Blutstropfen von der Klinge lösten.
    Rico war klar, dass er keine Hilfe zu erwarten hatte. Die Rifkins waren zu schwach, sein Freund tot, und so konnte er sich nur allein helfen.
    Die Drehung – die Tür – die Flucht!
    Er tat es. Er schrie dabei, als wollte er sich selbst den richtigen Ansporn geben. Plötzlich sah er die Tür vor sich. Es waren nur zwei lange Schritte, dann hatte er sie erreicht und konnte sie aufreißen.
    Genau das brauchte Zeit, denn von innen war die Tür verschlossen worden. Er musste sie erst öffnen und den Schlüssel umdrehen, der von innen steckte.
    Im Hinterkopf hatte er keine Augen. Rico konnte nur darauf hoffen, dass er schneller als der Henker war.
    Er war es nicht!
    Als er hinter sich ein ungewöhnliches Rauschen hörte, wusste er, dass es zu spät war.
    Etwas traf seinen Rücken!
    Er wurde nach vorn gegen die Tür gewuchtet. Für einen Moment glaubte er, einen harten Faustschlag erhalten zu haben. Dann erwischte ihn der Schmerz, und der war fürchterlich.
    Rico empfand ihn wie Feuer, das sich blitzschnell in seinem Körper ausbreitete. Ein gewaltiger Vorhang fiel von irgendwoher nach unten und riss ihn mit sich.
    Rico landete vor der Tür am Boden. Eine Flucht war ihm nicht mehr vergönnt gewesen. Das Beil steckte in seinem Rücken, und dort ließ es der Henker auch stecken. Er drehte sich gemächlich um und richtete seinen Blick auf die Rifkins.
    Das Ehepaar stand dicht beisammen. Es brauchte die körperliche Berührung. So gaben sie sich gegenseitig das nötige Vertrauen und den entsprechenden Schutz. Ihre Gesichter waren totenblass. Was ihnen angetan worden war, spürten sie kaum noch. Iris hatte selbst die Schmerzen in ihrem rechten Arm vergessen.
    Es war ihnen nicht möglich, zu schreien oder auch nur zu sprechen. Ein stummes Entsetzen hatte sie gepackt, das ihre körperlichen Reaktionen eingefroren hatte.
    Der Henker kam auf sie zu. Er ging gemächlich. An seine Waffe dachte er nicht mehr. Er stoppte sehr bald seine Schritte

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